Montreal (dpa) - Extreme Hitze und Dürreperioden schränken die weltweite Getreideproduktion einer neuen Studie zufolge messbar ein. In Jahren mit einem solchen Ereignis geht die Produktion in dem betroffenen Land im Schnitt um neun bis zehn Prozent zurück.

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Das berichten Forscher aus Kanada und Großbritannien im Fachjournal "Nature". In reicheren Ländern mit ihren großflächigen Monokulturen sind die Einbußen dabei acht bis elf Prozent größer als in armen Ländern mit kleinteiligeren, weniger intensiv bewirtschafteten Agrarflächen.

Angesichts des Klimawandels und der erwarteten Zunahme solcher Wetterereignisse sei eine Anpassung an diese Entwicklungen dringend erforderlich, schreiben die Forscher. Sie hatten rund 2800 Extremwetterereignisse - Dürren, Hitzewellen, Überflutungen und Kälteeinbrüche - zwischen 1964 und 2007 und die jeweiligen Landwirtschaftsdaten in ihre Analyse einbezogen.

Anders als Hitze und Dürre hatten Überflutungen und extreme Kälte demnach auf nationaler Ebene keine deutlichen Produktionseinbußen bei Weizen, Mais oder Reis zur Folge. Die Forscher um Navin Ramankutty von der Universität Montreal erklären dies damit, dass die Ereignisse lokal und zeitlich begrenzter eintreten. "Die meisten Überflutungen geschehen im Frühjahr nach der Schneeschmelze und die Wahrscheinlichkeit für Kälteeinbrüche ist ebenfalls außerhalb der Wachstumsphase am wahrscheinlichsten."

Weiterhin zeigte sich: Während extreme Hitze lediglich den Ertrag der Getreidesorten verringerte, zerstörten Trockenphasen viele Pflanzen komplett und legten ganze Anbauflächen lahm. Allerdings holte die Getreideproduktion im Jahr danach den Einbruch im langjährigen Wachstumstrend fast nahtlos auf und setzte ihn fort.

Mais
Bei heißen Wetterextremen sind Weizen- und Maisfelder in den reichen Ländern besonders anfällig. © dpa / Jim Lo Scalzo/Archiv

Weitere Studien auf regionaler Ebene, etwa zur Auswertung von räumlich begrenzten Überflutungen, sollen folgen. "Sie sollten auch tropische Stürme, Starkregen und Windereignisse umfassen", betonte Ramankutty. Um sich auf Extremwetter besser vorzubereiten, gebe es verschiedene Möglichkeiten, erläuterte er: "Besseres Management von Wasserressourcen und Bodenqualität, aber auch der Wechsel hin zu Getreidesorten, die weniger Wasser benötigen, resistenter gegenüber Trockenheit und großer Hitze sind oder früher ausreifen."

Christoph Müller, Klimaexperte am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), hält die Studie für eine fundierte Analyse. "Sie füllt eine Lücke im Spannungsfeld zwischen Klima, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, die zwar mehrfach diskutiert, aber bisher nie quantifiziert wurde."

Die Risiken für die Ernährungssicherheit nähmen künftig zu: Zum einen werde es durch den Klimawandel mehr Hitzeereignisse geben. "Inwieweit auch Dürren zunehmen werden, ist schwieriger zu sagen, weil deutlich komplexer." Aber schon heute sei absehbar, dass trockene Regionen wie rund ums Mittelmeer bald noch trockener würden. Zum anderen gelte es eine noch mindestens über vier Jahrzehnte wachsende Weltbevölkerung mit ihrem zunehmenden Hunger auf Fleisch zu versorgen.

Den steigenden Bedarf an tierischem Eiweiß sieht auch Maximilian Auffhammer, Ökonom und Experte für nachhaltige Entwicklung an der University of California (Berkeley), als Hauptproblem. "Dies wird die Nachfrage nach Getreide exponentiell nach oben schnellen lassen." Und: "Die Konsequenzen für die globale Frischwassernachfrage sind riesig." Monokulturen lieferten zwar riesige Mengen an Getreide bei niedrigen Kosten. "Aber darin liegt auch ein Risiko", sagte Auffhammer mit Blick auf die höhere Anfälligkeit.

Vor einigen Wochen hatten Forscher aus Tschechien die möglichen Auswirkungen künftiger Extremwetterereignisse auf den Weizenanbau in Europa beschrieben. Da sich die Zahl von Hitzewellen, Starkregenfällen und Dürren bis 2100 zu verdoppeln bis zu verdreifachen drohe, müssten rechtzeitig widerstandsfähigere Weizensorten entwickelt werden, forderten sie.  © dpa

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