Dürren können auch den Regenwald des Amazonasgebietes treffen. Noch erholt sich die Natur nach solchen Extremereignissen - in bestimmten Gebieten aber immer langsamer.
Der tropische Regenwald im Amazonasgebiet zeigt eine Tendenz, dass er sich nach einer Dürre langsamer erholt. Daten wiesen regional auf eine kritische Verlangsamung hin, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" ("PNAS").
Bei der kritischen Verlangsamung handelt es sich demnach um ein Phänomen, bei dem Natursysteme eine verlangsamte Erholung von kleinen Störungen zeigen, wenn sie sich einem sogenannten Kipppunkt nähern.
Von einem Kipppunkt spricht man, wenn ein System - etwa in der Natur oder beim Klima - einen Zustand erreicht, ab dem es rasant und unumkehrbar abbaut. Im Amazonasgebiet droht Regenwald dann unaufhaltsam zu Savanne zu werden, wie Wissenschaftler befürchten.
"In den letzten 20 Jahren kam es im Amazonasgebiet zu drei 'Jahrhundertdürren' und es wird vorhergesagt, dass diese Extremereignisse aufgrund des Klimawandels häufiger und intensiver werden", heißt es in der Studie.
Viele Flächen sind wohl anfälliger geworden
Das Team um Johanna Van Passel von der Katholischen Universität Löwen (Belgien) hatte Satellitenaufnahmen aus den Jahren 2001 bis 2019 sowie Daten aus einem Vegetationsindex kombiniert. Für den Index wird der Umstand ausgenutzt, dass Pflanzen, die Fotosynthese betreiben, im nahen Infrarotbereich das Sonnenlicht sehr stark reflektieren. Auf diese Weise kann die Fotosynthese-Aktivität - und damit die Produktivität - von Pflanzen gemessen werden.
Der Auswertung zufolge hat die Intensität einer Dürre einen größeren Effekt als die Dauer oder die Häufigkeit. Der Trend zu langsamerer Erholung zeigte sich bei etwa 37 Prozent der untersuchten Fläche, im Süden und im Südosten besonders gravierend.
Die Menge der Niederschläge schwankt dort im Jahresverlauf deutlich stärker als im zentralen Amazonasgebiet. Die Waldregionen müssen also ohnehin mit gelegentlicher Trockenheit zurechtkommen. "Da sie bereits an ihren physiologischen Grenzen arbeiten, sind sie möglicherweise anfälliger für Veränderungen als in den westlichen Regionen des Beckens", schreiben die Forschenden.
Dürre sorgt auf zweierlei Wegen für das Absterben von Pflanzen: Beim sogenannten Hydraulikausfall kommt es in wasserleitenden Gefäßen infolge des Wassermangels zu Verengungen und Verstopfungen. Zudem schließen Pflanzen bei Trockenheit ihre Spaltöffnungen, damit weniger Wasser verdunstet. Dadurch kann weniger Kohlendioxid aus der Umgebungsluft in die Pflanze gelangen, die das Gas für die Fotosynthese benötigt. Sie verbraucht dann mehr Energie, als sie erzeugt und stirbt allmählich ab.
Der Hydraulikausfall ist den Forschern zufolge besonders bei intensiven Dürren bedeutsam, der CO2-Mangel eher bei lang andauernden Dürren.
Amazonaswald ist wichtiger CO2-Speicher
Der größte Regenwald der Erde hat globale Bedeutung: Er beherbergt eine einzigartige Artenvielfalt, beeinflusst die Niederschläge in ganz Südamerika und sein Schwinden setzt Treibhausgase frei, die zur Erderwärmung beitragen.
Lange zog der Amazonaswald Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Doch für die Zeit von 2010 bis 2018 wurde bereits gezeigt, dass er mehr freisetzte, als er aufnahm. Gründe seien die Waldvernichtung und die stärker ausgeprägte Trockenzeit, hatte ein Team des brasilianischen Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) berichtet. (Stefan Parsch, dpa/sbi)
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