Norwegische Forscher sind auf die Leiche eines Mannes und einer Frau aus der Zeit der Wikinger gestoßen. Beide wurden in Booten beigesetzt - allerdings übereinander und in einem beachtlichen zeitlichen Abstand.
Norwegische Forscher rätseln über die Verbindung zweier im Abstand von geschätzt 100 Jahren angelegter Bootsgräber aus der Wikingerzeit.
Bei Ausgrabungen in Vinjeøra rund 500 Kilometer nordwestlich von Oslo waren die Wissenschaftler auf die Gräber eines Mannes aus dem achten und einer Frau aus dem neunten Jahrhundert gestoßen, wie der Archäologe Raymond Sauvage vom Museum der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Ein größeres Boot dient dem kleineren als Boden
Das Kuriose: Das Boot mit der Frau war in das etwas größere Bootsgrab des etwa 100 Jahre zuvor bestatteten Mannes eingelassen.
Bootsgräber aus der Wikingerzeit wurden bereits häufiger im hohen Norden gefunden. Dieses sei jedoch speziell, sagte Sauvage. "Es ist besonders, weil wir zum ersten Mal wirklich klar sehen können, dass sie ein altes Grab wiederverwendet haben."
Generationen nach dem Tod des Mannes sei sein Grab dafür vorsichtig ausgehoben worden, um die Frau in ihrer besten Kleidung und mit Schmuck behangen in dem neuen Boot zu begraben.
Der Mann sei unter anderem neben seinem Schild und Schwert beigesetzt worden, die Frau später unter anderem neben dem Kopf einer Kuh.
Was wollen die Wikinger uns damit sagen?
Die Wissenschaftler wollen nun herausfinden, warum die Wikinger so vorgegangen sind. "Das ist eine sehr schwierige Frage, auf die es mehrere Antworten geben kann", sagte Sauvage. Womöglich seien die beiden verwandt gewesen.
Dass es sich um Vater und Tochter handele, sei wegen des Zeitunterschieds nicht möglich. Wahrscheinlicher sei, dass es sich vielleicht um Großvater und Enkeltochter handle.
Erst kürzlich hatten norwegische Archäologen auf der Insel Edøya westlich von Trondheim die Überreste eines Schiffs ausfindig gemacht, das vermutlich aus der Wikingerzeit stammt.
In einer Mitteilung des Bezirks Møre und Romsdal hieß es am Freitag, es sei zu früh, das Schiff genau zu datieren, aber es sei sicher mehr als 1.000 Jahre alt. "Dies ist eine Entdeckung von nationaler und internationaler Bedeutung", sagte Ola Elvestuen, Minister für Klima und Umwelt.
Edøya liegt an der Schifffahrtsstraße nach Trondheim, wo König Harald Hårfagre in der Nähe der Insel Solskjel zwei Seeschlachten austrug, um Ende des achten Jahrhunderts die königliche Macht in Norwegen zu erringen.
Überreste eines Schiffes auf einem Grabhügel
Die NIKU-Archäologen hatten das Schiff bereits im September mit Hilfe eines Georadars entdeckt, das wie ein Echolot Signale in den Boden sendet und reflektierte registriert. Vor einem Jahr wurde mit dieser Methode in der Nähe von Halden im Süden Norwegens ein ähnlich altes Schiff gefunden.
"Die Überreste des Edøya-Schiffs wurden auf einem Acker entdeckt, der einst ein Grabhügel war", erklärte Knut Paasche vom NIKU.
In der Mitte des Hügels könne man deutlich einen 13 Meter langen Kiel erkennen. Insgesamt könne das Schiff 16 bis 17 Meter lang sein. "Das Schiff ist wichtig für unsere gemeinsame Geschichte", sagte Umweltminister Elvestuen. "Jetzt müssen wir herausfinden, wie wir es richtig behandeln." (hau/dpa)
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