Minutenlang jubeln die Fans auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München "ihrem" Präsidenten Uli Hoeneß zu. Ein Vertrauensbeweis für einen Mann, der bald vor Gericht erscheinen muss. Die Anhängerschaft ist geblendet vom immensen Erfolg des Vereins.
Ja,
Auf der Jahreshauptversammlung sagt Hoeneß, er wolle sich nicht reinwaschen. Aber seine Verweise auf die vielen Steuergelder, die er bezahlt hat, seine unzähligen Spenden für karitative Zwecke sprechen eine andere Sprache. Nur, so funktioniert Justiz nicht. Auge um Auge, Zahn um Zahn ist nicht mehr zeitgemäß. Spenden können unbezahlte Steuergelder nicht aufheben.
Dennoch gehen Hoeneß und der restliche Bayern-Vorstand ganz klar von einem Freispruch aus. Dabei wirkt vor allem Hoeneß selbst überheblich. Er spricht von seinem Vertrauen in die "bayerische Justiz", wo doch jeder weiß, wie eng verbandelt er mit der bayerischen Politik ist. Er spekuliert offensichtlich auf seinen Promibonus. Das kann eigentlich keinem Normalbürger recht sein. Denn die Menschen, die Hoeneß am Mittwochabend im Münchner Audi-Dome zujubeln, müssten sicherlich mit einer Gefängnisstrafe rechnen, hätten sie - in ihrem Rahmen - Ähnliches auf dem Kerbholz wie der Bayern-Präsident.
Doch die Fans stehen hinter ihm. Sie sind geblendet von dem schier unglaublichen Erfolg ihres Vereins. Der objektive Blick ist verhangen vom Glanz des Triples. Das FCB-typische Mia-san-Mia-Gefühl unter den Anhängern ist in den letzten Monaten immer stärker geworden. Kritik von außen prallt einfach ab. Am Präsidenten und an den Fans. Nur der Zuspruch, die stehenden Ovationen dringen zu ihm durch - und sorgen für einen tränenreichen Abend im Audi Dome.
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