Noch im Frühjahr waren sie optimistisch, nun sagen auch die "Wirtschaftsweisen": Die deutsche Wirtschaft schrumpft 2023. Sorgen machen ihnen nicht nur Energiekrise und Inflation.
Die deutsche Wirtschaft kommt nach Ansicht wichtiger Berater der Bundesregierung in diesem und auch im kommenden Jahr nicht so richtig in Gang. Grund dafür seien zum einen die Folgen der Energiepreiskrise, ein Rückgang der Nachfrage im Inland sowie geopolitische Konfliktherde, erklärten die "Wirtschaftsweisen" am Mittwoch in Berlin.
Noch größere Sorgen machen dem Sachverständigenrat strukturelle Probleme wie fehlende Arbeitskräfte und zu wenig Modernisierung in den Betrieben. Sie könnten die Wirtschaft über Jahrzehnte ausbremsen, warnten die Experten.
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Aussichten haben sich verschlechtert
Für dieses Jahr erwarten sie, dass die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent schrumpft. Damit sind die "Wirtschaftsweisen" deutlich pessimistischer als noch im Frühjahr. Im März hatten sie noch vorhergesagt, Deutschland werde haarscharf an einer Rezession vorbeischrammen.
In der Zwischenzeit haben sich die Aussichten aber noch einmal verschlechtert. Sowohl die Bundesregierung als auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute senkten ihre Prognosen zuletzt teils deutlich ab. Sie erwarten ebenfalls ein Minus um 0,4 bis 0,6 Prozent.
Deutschland komme langsamer aus der Krise heraus als gedacht, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck. Er sieht aber eine Talsohle erreicht. 2024 soll die Wirtschaft nach übereinstimmenden Erwartung der Bundesregierung und der Institute zumindest wieder um 1,3 Prozent wachsen.
Der Sachverständigenrat zeigte sich hier nicht ganz so optimistisch: Er prognostizierte nur ein Plus von 0,7 Prozent für 2024. Zwar erholten sich die privaten Konsumausgaben und die durchschnittliche Inflationsrate werde auf 2,6 Prozent sinken. Jedoch erhole sich die Weltwirtschaft - besonders in China - nur schleppend. Das bekommt die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders stark zu spüren.
Deutschland drohen ganz andere Probleme
Wenn Bundesregierung und Unternehmen jetzt nicht handelten, drohten Deutschland aber in den nächsten Jahrzehnten noch ganz andere Probleme, warnten die Wirtschaftsweisen. Nämlich eine Alterung nicht nur der Bevölkerung, sondern auch der Industrie, weil zu wenig modernisiert werde. Die Experten raten vor diesem Hintergrund zu mehr Anreizen für Erwerbstätigkeit, einer Reform der Zuwanderungspolitik, mehr Investitionen und Offenheit für neue Technologie wie künstlicher Intelligenz.
Zur Entlastung der gesetzlichen Rentenversicherung schlagen die Wirtschaftsweisen ein höheres Rentenalter vor - ohne jedoch eine Zahl zu nennen. Generell sollte der Einstieg in die Rente aus ihrer Sicht an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berät die Politik, handelt aber unabhängig von ihr. Die fünf Frauen und Männer in dem Gremium - alle Professorinnen und Professoren - werden umgangssprachlich als "Wirtschaftsweise" bezeichnet. (dpa/mbo)
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