Über eine Milliarde Schülerinnen und Schüler gehen derzeit nicht zur Schule. In vielen Ländern würde gerade die entscheidende Phase des laufenden Schuljahres beginnen. Aber wegen der Corona-Pandemie bleiben die Schulen in mehr als 180 Ländern geschlossen.
Wann die Schulen wieder öffnen, ist in vielen Ländern noch ungewiss. Damit Kinder und Jugendliche nicht den Anschluss verlieren, werden weltweit neue Lehrmethoden ausprobiert. Unterrichtet wird etwa in Chatgruppen, im Fernsehen oder über das Radio. Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt Projekte, die Kindern in Krisenländern weiterhin das Lernen ermöglichen.
In Ruanda gibt es Unterricht im Radio
Mit Unterstützung von UNICEF wird im ostafrikanischen Ruanda das Lernen über das Radio erprobt. 144 Manuskripte für das Fernlernen hat UNICEF dafür aus aller Welt organisiert, nachdem Mitte März in Ruanda die Schulen geschlossen wurden.
Mit Kooperationspartnern vor Ort wurde der Unterrichtsstoff dem Lehrplan angepasst und ging auf Sendung. Die jeweils 20-minütigen Einheiten widmen sich Rechnen und Schreiben und sind so konzipiert, dass Kinder ihnen alleine folgen können.
Hörfunk in Afrika weit verbreitet und leicht zugänglich
Auch in Somalia, wo Kinder wegen der seit Jahren anhaltenden Konflikte ohnehin nur eingeschränkten Zugang zu Bildung haben, wird nun Unterricht gesendet.
Das somalische Bildungsministerium bietet mithilfe von UNICEF und weiteren Partnern Bildungsprogramme im Fernsehen und Radio an. Der Unterricht zielt auf Acht- und Zwölftklässler ab, die im Juni ihren Abschluss machen sollen. Lehrangebote für weitere Klassenstufen werden entwickelt.
Auch Kinderschutz ein wichtiges Thema
Ersetzen kann das Lernen aus der Ferne den Schulbesuch nicht, weil Kindern und Jugendlichen die Interaktion mit Lehrern und Mitschülern fehlt. Zumindest aber kann der Fernunterricht helfen, die entstandenen Lücken zu schließen.
Deshalb unterstützt UNICEF auch an der Elfenbeinküste und in Indonesien die Bildungsministerien dabei, Unterricht für das Fernsehen zu produzieren. Gemeinsam mit den indonesischen Behörden werden zudem Richtlinien für den Fernunterricht und den Kinderschutz in Zeiten der Corona-Pandemie entwickelt.
Neue Online-Plattformen in Nordmazedonien und Timor-Leste
In Nordmazedonien haben sich Behörden, Produzenten, Sender und UNICEF zusammengetan, um ein Bildungsprogramm für junge Zuschauer zu entwickeln. Bereits seit Mitte März wird es im Fernsehen in fünf Sprachen gesendet: auf Mazedonisch, Albanisch, Türkisch, Serbisch und Bosnisch.
Für 6- bis 14-Jährige wurde schon vor dem Ausbruch des Coronavirus eine E-Learning-Plattform auf Youtube entwickelt, deren Start nun vorgezogen wurde. Hunderte Lehrvideos sind bereits verfügbar.
Online-Risiken müssen minimiert werden
In der Ukraine, im Kosovo und in Timor-Leste in Südostasien haben Kinder und Eltern ebenfalls Zugriff auf eine Online-Plattform, die von Microsoft, der University of Cambridge und UNICEF entwickelt wurde. Über die Plattform können Videos, Tonaufnahmen und E-Books abgerufen werden.
Für den Fernunterricht bietet das Internet viele Vorteile, birgt aber auch Gefahren. Nicht alle Kinder haben die Kompetenzen, sich vor Online-Risiken zu schützen.
Dazu zählen Kinderrechtsverletzungen wie sexuelle Ausbeutung, ungewollte Konfrontationen mit Gewaltdarstellungen oder Mobbing.
Neue Herausforderungen für Schulbetrieb in Syrien
3,8 Millionen Kinder sind in Syrien von Schulschließungen betroffen. In dem krisengeschüttelten Land war der Schulbetrieb schon in den vergangenen Jahren immer wieder unterbrochen.
Syrien stand, wie andere Regionen etwa in West- und Zentralafrika, wegen zunehmender Angriffe auf Bildungseinrichtungen bereits vor der Pandemie vor enormen Herausforderungen.
Viele Kinder greifen dort deshalb auf Bücher zurück, die das eigenständige Lernen ermöglichen sollen, ein Programm, das von UNICEF gefördert wird.
In der umkämpften Provinz Idlib im Nordwesten des Landes versuchen Lehrer in Vertriebenencamps derweil, den Unterricht über Whatsapp-Gruppen und mit Handyvideos aufrechtzuerhalten.
Besonders brenzlig ist die Lage für viele Kinder auch deshalb, weil die Schulschließungen in zahlreichen Ländern nicht nur die Lernmöglichkeiten einschränken, sondern damit den Zugang zu Gesundheitsprogrammen, sauberem Wasser und Verpflegung mit Essen.
Zukunft und psychische Gesundheit in großer Gefahr
Auch die psychische Gesundheit von Kindern wird durch die Schließungen gefährdet. Für Kinder in Krisen- und Konfliktgebieten oder auf der Flucht erschwert die Pandemie den Zugang zu Bildung umso mehr. Experten von UNICEF befürchten, dass viele Kinde nicht zum Unterricht zurückkehren werden, weil sie arbeiten gehen müssen oder früh verheiratet werden.
Neben der Entwicklung alternativer Lernmethoden arbeitet UNICEF mit Regierungen und Partnern unter anderem in der Krisenbewältigung und Notfallplanung im Bildungsbereich zusammen, versorgt Schulen mit Informationen zur Hygiene und stattet sie aus, etwa mit Seife und Desinfektionsmittel. Auch die Planungen zur Wiedereröffnung von Schulen werden begleitet. (sus/unicef)
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