Auch ein defekter Lift kann Andreas Wellinger nicht stoppen. Als Zweiter der Qualifikation untermauert der Bayer in Garmisch seine Tournee-Ambitionen.

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Der Lift kaputt, dazu der Wirbel um seinen Anzug - doch Andreas Wellinger glänzt einfach weiter: Mit Platz zwei in der Qualifikation hat der Auftaktsieger auch in Garmisch-Partenkirchen seine Ambitionen auf den Gesamtsieg der 72. Vierschanzentournee eindrucksvoll untermauert. "Derzeit läuft es einfach bei mir, vom Zeh bis zu den Haarspitzen", sagte der Bayer nach einem erneut überzeugenden Auftritt.

Wellinger gelang auf der großen Olympiaschanze mit 139,0 m die deutliche Tagesbestweite, er musste sich allerdings nach Problemen bei der Landung mit Platz zwei (139,0 Punkte) hinter dem Slowenen Anze Lanisek (134,0 m/140,5 Punkte) begnügen. Viel wichtiger aber: Der Bayer lag deutlich vor seinen größten Konkurrenten um den Tournee-Sieg. Der Weltcup-Führende Stefan Kraft (Österreich) wurde Sechster, der Japaner Ryoyu Kobayashi landete gar nur auf Rang 17.

Lift ausgefallen – Wellinger muss über 300 Stufen laufen

Dabei hatte Wellinger kurz vor seinem Quali-Sprung eine böse Überraschung erlebt: Weil der Lift im Schanzenturm ausfiel, musste er die 332 Stufen laufen. "Gefühlt waren das 550 Stufen. Die Kids vom Skiclub haben mir zum Glück mit der Tasche und den Ski geholfen, großen Dank dafür. Oben musste ich erstmal durchschnaufen", sagte Wellinger.

Karl Geiger erwischte dagegen noch die letzte Gondel, kam ausgeruht aber nicht über den 35. Rang hinaus. "Heute waren es drei schlechte Sprünge. Da habe ich wohl eine Aufgabe vor mir", sagte der Tourneezweite von 2020/21 vor dem Wettkampf am Montag (14:00 Uhr/ZDF und Eurosport). Zweitbester DSV-Adler war überraschend der Team-Olympiadritte Constantin Schmid (Oberaudorf) als Neunter, alle neun Deutschen schafften es in den Wettkampf.

Alle Augen werden im Wettkampf aber auf Wellinger gerichtet sein. Der 28-Jährige führt nach seinem Sieg in Oberstdorf die Tournee-Wertung an, mit 309,3 Punkten ist sein Vorsprung auf Kobayashi (306,3) und Kraft (298,9) aber klein. Sollte Wellinger Platz eins verteidigen, würde er als erster DSV-Adler seit Sven Hannawald vor 22 Jahren als Gesamtführender nach Innsbruck reisen.

Loch im Anzug wegen zu viel Jubel

Lachen konnte Wellinger am Sonntag auch über sein Anzug-Malheur von Oberstdorf. Nach seinem Sieg in der Qualifikation hatte er zu stark gejubelt, die Folge war ein Loch im Anzug – bei einer möglichen Kontrolle wäre er wohl disqualifiziert worden. "Das passiert immer mal wieder. Wir haben einen flexiblen Stoff mit einem Faden aus der Nähmaschine, das reißt halt mal. Da muss ich künftig halt ein bisschen weniger jubeln", sagte Wellinger.

Vielleicht ja schon an Neujahr? Letzter deutscher Sieger auf der Olympiaschanze ist noch immer Sven Hannawald an Neujahr 2002. Für sein großes Ziel verzichtete Wellinger ganz bewusst auf einen allzu ausschweifenden Rutsch ins neue Jahr. "Wir werden im Hotel alle zusammen essen", sagte er: "Mal schauen, ob ich Mitternacht erlebe. Vielleicht liege ich da schon im Bett." (SID/tas)

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