Die 72. Vierschanzentournee der Skispringer gewinnt Ryoyu Kobayashi. Der 27 Jahre alte Japaner blieb am Samstag in Bischofshofen in der Gesamtwertung vor dem Deutschen Andreas Wellinger und dem Österreicher Stefan Kraft und sicherte sich seinen dritten Tournee-Titel.
Ryoyu Kobayashi hat den ersehnten deutschen Skisprung-Triumph verhindert und das Duell mit
Olympiasieger Wellinger blieb bei erstmals winterlichen Tournee-Bedingungen nach Sprüngen auf 132 und 137 Meter Gesamtzweiter, konnte das seit 2002 andauernde Warten auf einen deutschen Gesamtsieg aber nicht beenden. Den Sieg in Bischofshofen holte sich der Österreicher
Kobayashi und der Tagesfünfte Wellinger lieferten sich über zehn Tage auf höchstem Niveau ein packendes Duell, bei dem sich der Japaner von Station zu Station steigerte. Wellingers zweiter Gesamtrang dürfte sich nun anders anfühlen als 2018, als er knapp 70 Punkte hinter Gewinner Kamil Stoch aus Polen zurücklag.
Wellingers Mutter flucht
Diesmal erschien der erste deutsche Titel seit
Zur Paul-Außerleitner-Schanze, auf der der junge Wellinger schon als Schüler gesprungen war, brachte Deutschlands Hoffnungsträger zahlreiche Begleiterinnen und Begleiter mit. Vater, Schwester, Schwager, Freundin mit Familie waren mit an der Schanze - und auch die Mutter, die sichtlich mit ihrem Sohn litt. "Es geht ganz grauenvoll, wenn man so gar nicht helfen kann. Das ist echt am Arsch", sagte Claudia Wellinger, die im verschneiten Auslauf wartete, in der ARD.
Wetterumschwung als Hoffnung
Von dort waren der lange flache Anlauf und der Schanzentisch teilweise nur schwer einzusehen. "Wir hoffen, dass es dauerhaft gleich viel schneit oder regnet oder was auch immer das ist", hatte Topspringer Wellinger vor dem Wettbewerb zu den Bedingungen gesagt. Die Spur musste zwischen den Athleten mit Laubbläsern vom Schnee befreit werden.
Ein ordentlicher Wetterumschwung war eine weitere Hoffnung für Wellinger, der trotz eines Rückstands von 4,8 Punkten (umgerechnet 2,67 Meter) als klarer Außenseiter in diesen Showdown ging. Schließlich machte Kobayashi im Pongau von Anfang an den besseren Eindruck. Der Tournee-Führende sprang in allen Probesprüngen sowie der Qualifikation weiter als Wellinger.
Bier und riesige Boxen
Noch bevor die Arena dreieinhalb Stunden vor dem Wettkampf öffnete, bildete sich am Eingang eine rund 200 Meter lange Schlange. Zahlreiche Fans wollten sich möglichst früh die besten Plätze sichern. Andere zogen die Einstimmung mit Bier und ohrenbetäubender Partymusik aus riesigen Boxen im Ortszentrum vor. Vom nasskalten Winterwetter mit leichtem Schneefall ließ sich keiner die Stimmung verderben.
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Bei den 14.300 Zuschauern waren mehr deutsche als österreichische Fahnen zu sehen. Das lag vorrangig an Wellinger, schließlich hatten sich Karl Geiger und Pius Paschke als weitere Hoffnungsträger längst aus dem Rennen um den Titel verabschiedet. Selbst Star-Trainer Jürgen Klopp schickte aus Liverpool Grüße an den deutschen Hoffnungsträger auf der Schanze: "Wir drücken Dir die Daumen und glauben ganz, ganz fest an die große Chance."
Wellinger legte im ersten Durchgang solide vor, wogte im Auslauf aber eher unzufrieden den Kopf hin und her. Rund 20 Minuten und viele Schneeflocken später konterte Kobayashi beeindruckend und mit der Bestweite des ersten Durchgangs. Seinen dritten Titel perfekt zu machen, war für den Japaner im zweiten Durchgang angesichts von 19 Punkten Vorsprung nur noch Formsache. (best/dpa)
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