Das deutsche Langlauf-Team muss lange auf eine Medaille bei der Nordischen Ski-WM warten. Am drittletzten Wettkampftag klappt es. Der Kampf um Bronze ist packend.

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Victoria Carl sprintete mit letzter Kraft über die Ziellinie, sank ausgepumpt in den Schnee – und wurde unter ihren jubelnden Teamkolleginnen förmlich begraben: Mit WM-Bronze durch die Frauen-Staffel hat das deutsche Langlauf-Team doch noch die ersehnte erste Medaille in Trondheim geholt. "Chapeau Mädels, das war große Kunst", sagte Teamchef Peter Schlickenrieder mit Tränen in den Augen und herzte auch Pia Fink, Katharina Hennig und Helen Hoffmann.

Während Schweden im fünften Frauen-Rennen von Trondheim das fünfte Gold knapp vor Erzrivale Norwegen holte, entschied sich der Kampf um Bronze erst auf den letzten Metern. Carl ging gleichauf mit Jasmi Joensuu auf die Zielgerade, am Ende lag sie 0,5 Sekunden vor der Finnin. "Ich wusste, dass ich die Jasmi kaputt laufen muss, habe mit dem Tempo gespielt und hatte auch die besseren Ski", sagte Carl.

Vor zwei Jahren in Planica hatte Deutschland sogar Silber geholt, es war die erste Staffel-Medaille für die Frauen seit 2009. Platz drei vor 50.000 Fans in Norwegen war nun ähnlich hoch zu bewerten. "Das war ein Krimi, den die Mädels vor dieser Kulisse auf die Bühne gezaubert haben. Jede hat ihr Herz auf die Ski gepackt", sagte Schlickenrieder.

Duell zwischen Carl und Joensuu kostet Nerven

Besonders das finale Duell zwischen Carl und Joensuu kostete alle Beteiligten Nerven. "Ich wusste gar nicht wohin mit mir, habe mich weggedreht", sagte Fink, Schlickenrieder ging während der letzten Minuten "spazieren". Nur Hennig, 2022 in Peking gemeinsam mit Carl Teamsprint-Olympiasiegerin, war optimistisch: "Ich hatte im Blut, dass Vici das im Griff hat, sie ist einfach abgebrüht und hat das nötige Selbstbewusstsein."

Lange Gesichter gab es dagegen bei den Norwegerinnen um Rückkehrerin Therese Johaug, die in Trondheim zum dritten Mal "nur" Silber holte und nun ganz auf die 50 km am Sonntag hofft. Trotz eines schwachen Starts waren die Schwedinnen mit Schlussläuferin Jonna Sundling, Emma Ribom, Frida Karlsson und Ebba Andersson am Ende zu stark.

Vor großer Kulisse entwickelte sich von Beginn an ein Krimi: Startläuferin Fink übergab nach einer ganz starken Leistung auf Rang zwei hinter Norwegen, Topfavorit Schweden lag da noch mehr als 30 Sekunden zurück. "Ich war ganz schön angespannt, ich war zum ersten Mal Startläuferin", sagte Fink. Hennig musste auf dem zweiten Klassisch-Teil die Schwedin Frida Karlsson passieren lassen, zur Halbzeit lag der deutsche Vierer auf Rang drei, noch klar vor Finnland.

Junioren-Weltmeisterin Hoffmann (23) wurde anschließend allerdings von Finnland eingeholt, Carl ging im Kampf um Bronze gleichauf mit Joensuu in das letzte Teilstück - und hatte das bessere Ende für sich. (SID/dpa/bearbeitet von lh)