- Japans Tennis-Star Naomi Osaka boykottiert bei den French Open die Presse.
- Weil sie nach ihrem Erstrunden-Sieg nicht zur Pressekonferenz erschien, wurde sich vom Veranstalter bereits mit einer Geldstrafe belegt. Beim nächsten Mal drohen jedoch noch deutlich härtere Sanktionen.
- Auch unter Experten und bei ihren Tenniskolleginnen und -kollegen sorgt Osakas Aktion für Wirbel.
Schon ihre Ankündigung hatte für Wirbel gesorgt, nun ist die Japanerin Naomi Osaka bei den French Open tatsächlich der Pressekonferenz nach ihrem Erstrunden-Sieg über die Rumänin Patricia Maria Tig ferngeblieben.
Ein No-Go für die Veranstalter der French Open, die die Weltranglistenzweite prompt mit einer Geldstrafe über 15.000 Euro belegten.
Für den Fall, dass die viermalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin auch im weiteren Verlauf des Sandplatz-Events die Medien boykottiert, drohen der 23-Jährigen weitere, deutlich härtere Sanktionen. Diese können auch einen Ausschluss von den French Open sowie Sperren für spätere Grand-Slam-Turniere beinhalten, wie die Organisatoren der vier Grand-Slam-Events in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten.
Das ist Osakas Begründung für ihren Presse-Boykott
Osaka hatte kurz vor Beginn der French Open via Instagram erklärt, dass sie in Paris nicht mit den Medien reden wolle. Als Grund hatte die Nummer zwei der Welt angegeben, dass die Journalistinnen und Journalisten keine Rücksicht auf die psychische Gesundheit von Sportlerinnen und Sportlern nehmen würden.
Man werde entweder mit Fragen konfrontiert, die bereits oft gestellt wurden, oder mit "Fragen, die Zweifel in unsere Köpfe bringen", sagte die Weltranglisten-Zweite aus Japan.
Sie habe schon viele Clips von Athleten gesehen, die nach einer Niederlage im Presseraum zusammengebrochen seien, sagte Osaka. "Und ich weiß, dass ihr so etwas auch gesehen habt. Ich glaube, in dieser Situation geht es nur darum, eine Person zu treten, die bereits am Boden liegt, und ich verstehe die Gründe dafür nicht."
Das sagt die Tennis-Elite zu Osakas Entscheidung
Osakas Kolleginnen und Kollegen hatten sich zwar mit Kritik an der Australian-Open-Siegerin zurückgehalten. Zugleich hatte die Mehrzahl aber auch deutlich gemacht, dass sie dem Beispiel von Osaka nicht folgen würde. "Es ist nicht etwas, was man immer genießt, besonders nach Niederlagen", sagte der serbische Weltranglisten-Erste Novak Djokovic. "Aber es ist Teil unseres Sports und unseres Lebens auf der Tour."
Auch Angelique Kerber sagte, für sie komme ein Boykott der Medien nicht infrage. "Für mich gehört es dazu. Auch wenn es nicht immer einfach ist. Für mich ist es jetzt auch nicht einfach", sagte Kerber nach ihrem Erstrunden-Aus in Paris. "Aber es gehört zu unserem Job dazu. Ich bin immer gekommen und das werde ich auch immer."
Kritik von Rittner und Becker
Bundestrainerin Barbara Rittner hingegen kann Osakas Entscheidung absolut nicht nachvollziehen. Bei "Eurosport.de" wird sie in ihrer Kritik mehr als deutlich: "Sich dem Ganzen zu entziehen und das kurz vor einem Grand-Slam-Turnier so großartig anzukündigen, das hat für mich einen Beigeschmack. Für mich ist das eine gemachte Geschichte." Rittner vermutet sogar, Osaka antizipiere eventuell, dass sie bei den French Open auf Sand nicht besonders gut spielen werde und habe demnentsprechend keine Lust sich kritischen Nachfragen zu stellen. "Ich bin damit überhaupt nicht einverstanden."
Und auch Tennis-Legende Boris Becker ist mit Osakas Vorgehen nicht einverstanden: "Ich dachte, das ist ein Witz." Er selbst habe es als Spieler auch gehasst mit der Presse zu sprechen, doch es sei Teil des Jobs und man werde als Tennispielerin oder -spieler eben nur mithilfe der Medien auf der ganzen Welt bekannt. "Ich bin ein großer Fan von ihr, aber das ist eine Entscheidung, die ich nicht verstehen kann", erklärt Becker. (dpa/ska)
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