Beinahe zwei Jahrzehnte lang arbeitet Ex-Profi Barbara Rittner als Bundestrainerin für den Deutschen Tennis-Bund. Das Ende der langjährigen Zusammenarbeit wirft viele Fragen auf, die der DTB nicht beantwortet. Dafür setzt es Kritik deutscher Tennis-Legenden.

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Die Trennung des DTB von Barbara Rittner hat für Wirbel in der Szene gesorgt. Boris Becker war der Erste, der seine Meinung sehr eindeutig zum Ausdruck brachte. "Barbara, Du hast einen tollen Job gemacht!!! Der DTB wird dich noch vermissen ...", ließ er seine Instagram-Follower wissen.

Anke Huber, einst die Nummer zwei im deutschen Frauentennis hinter der großen Steffi Graf, legte nach. "Barbara hat die letzten 20 Jahre einen super Job gemacht, und sie wird sehr schwer zu ersetzen sein", sagte Huber, Turnierdirektorin des Porsche Grand Prix in Stuttgart, dem SID: "Ich hoffe, die verantwortlichen Personen haben irgendeine Ahnung, was dem DTB in Zukunft fehlen wird."

Der Deutsche Tennis-Bund gibt ein trauriges Bild ab

Die Antwort darauf bleibt im Verborgenen. Nach der überraschenden Trennung von Chefbundestrainerin Barbara Rittner, die sich nach fast 20 Jahren Verbandsarbeit plötzlich vor der Tür wiederfand, brauchte DTB-Präsident Dietloff von Arnim 24 Stunden, ehe er sich in einem dünnen Statement äußerte. Rittners "große sportliche Expertise sowie ihre analytischen Fähigkeiten" seien stets gefragt gewesen. "Unter ihrer Führung wuchs eine goldene Generation heran", sie werde als eine der erfolgreichsten Trainerinnen in die Geschichte des DTB eingehen.

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Aber was ist denn nun wirklich passiert, zumal wohl niemand an die beliebte Klausel von der einvernehmlichen Trennung glaubt? Bei der Finalrunde um den Billie Jean King Cup im November 2023 in Sevilla sollen sich einige Spielerinnen nach den Niederlagen gegen Italien und Frankreich gegen die angeblich zu strenge Art von Barbara Rittner ausgesprochen haben. Der frühere Erfolgscoach Klaus Hofsäss kann darüber nur müde lächeln. "In der Komfortzone findet man keinen Erfolg", sagte er dem SID, man müsse auch mal "den Finger in die Wunde legen". Die Trennung von Rittner sei "ein großer, großer Verlust für den DTB".

Der DTB könnte den kleinen Spielerinnen-Aufstand genutzt haben

Möglicherweise war die Mini-Meuterei von Sevilla für den DTB ein willkommener Grund, die streitbare und meinungsfreudige Rittner infrage zu stellen. Allerdings lässt der Zuspruch für die 50-Jährige vermuten, dass dieser Schritt in der Szene nicht so richtig populär rüberkam. "Danke fürs Ankacken, wenns nötig war, fürs Dasein in allen Momenten, DANKE FÜR ALLES", schreibt Andrea Petkovic stellvertretend für viele Wegbegleiterinnen, und Laura Siegemund bedankt sich für "dein Tennis-Know-how, dein offenes Ohr in allen (Tennis-)Lebenslagen, dein ehrliches Feedback, dein Herzblut fürs deutsche Damentennis".

Aber wie geht es im Verband jetzt weiter, bedenkt man, dass Barbara Rittner so viel mehr war als nur eine Trainerin? Vor zwölf Jahren zog sie für den Verband den gut dotierten Vertrag mit Porsche an Land, der stets eng an ihren Namen und an ihr Porsche Juniorteam geknüpft war und dessen aktuelle Verlängerung noch nicht beschlossen ist. Zuletzt schon soll es beim Sponsor Unmut darüber gegeben haben, dass die für den weiblichen Nachwuchsbereich zur Verfügung gestellten Gelder angeblich ohne Absprache in andere Bereiche des DTB geflossen seien.

Der DTB steckt die Köpfe zusammen

Also nochmal: Wie geht es weiter? Am 19. Februar luden der DTB und seine Geschäftsführerin Sport, Veronika Rücker, ihre gesamte Bundestrainer-Riege zur Klausurtagung in die Verbandszentrale nach Hamburg. Durchaus denkbar, dass noch weitere Posten auf dem Prüfstand stehen. (sid/hau)

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