Dreimal nahm sie an den Olympischen Spielen teil, dreimal brachte die Fußballerin eine Medaille mit nach Hause: Nadine "Natze" Angerer, unsere Expertin für Olympia 2016 in Rio de Janeiro. In ihrer Kolumne spricht die ehemalige Welttorhüterin über ihre Erfahrungen im olympischen Dorf und ihre Vorfreude auf die Wettkämpfe.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Nadine Angerer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Liebe Leserinnen und Leser,

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mit den Olympischen Spielen steht ein Highlight an, auf das sich viele Sport-Fans freuen. Ich habe das große Glück gehabt, in den Jahren 2000, 2004 und 2008 an den Spielen teilnehmen zu dürfen – und diese Erfahrungen möchte ich niemals missen.

Bei Olympia ist es leider so, dass man als Fußballerin bzw. Fußballer mindestens bis ins Halbfinale kommen muss, um ins olympische Dorf einzuziehen. Das haben wir glücklicherweise immer geschafft. Und da ist es dann schlichtweg richtig geil!

Wir wohnten ab diesem Zeitpunkt wie alle anderen deutschen Athleten im deutschen Block des olympischen Dorfs. Das ist etwas ganz Besonderes und das gesamte Fußballteam war umso stolzer darauf, Teil der deutschen Olympia-Mannschaft zu sein.

Fall Sie nun hoffen, ich berichte von gewissen Dingen, die man über das olympische Dorf so hört - keine Chance. Was im olympischen Dorf passiert, bleibt im olympischen Dorf. :) Aber ich bin auch ehrlich: Solche Geschichten über vermeintliche Sex-Orgien habe ich nicht mitbekommen. Und selbst wenn, würde ich es hier nicht einfach so erzählen. :)


Im olympischen Dorf gibt es ein Zelt, das gut zwei oder drei Mal so groß ist wie ein Fußballplatz. Und in diesem gibt es alle kulinarischen Feinheiten, die man sich vorstellen kann – asiatisch, italienisch oder gar ein McDonald's.

Es gibt ein Riesenbüffet, das 24 Stunden am Tag existiert, an dem man sich anstellt. Und so kommt man zwangsläufig mit anderen Sportlern ins Gespräch und tauscht sich über die verschiedenen Wettkämpfe und Bedingungen aus. Ich habe Sportler kennengelernt, die Sportarten ausüben, von denen ich gar nicht wusste, dass diese überhaupt existieren. :)

Wenn man viel mit anderen deutschen Athleten zu tun hat, spürt man auch den olympischen Geist. Man wächst als deutsches Team zusammen und feuert die deutschen Athleten an. Insbesondere 2000 in Sydney haben wir viele Wettkämpfe selbst live vor Ort anschauen können. Vor unserem Haus lagen jeden Morgen Tickets von anderen Wettbewerben. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir mal Wassergymnastik anschauen werde. Oder Trampolinspringen. Aber das war richtig super und richtig schön!

Die Leute, die ich im olympischen Dorf kennengelernt habe, waren fast alle klasse Typen. Wir haben sehr viel mit den Handball-Männern unternommen. Die sind alle sooooo überragend gewesen! Das sind top Charaktere und richtig bodenständige Jungs.

Beeindruckt war ich auch von Dirk Nowitzki, mit dem wir zusammen gefeiert haben. Der ist ebenfalls ein extrem angenehmer Typ. Auch mit Fabian Hambüchen habe ich mich sehr gut verstanden. Wenn sich dann Handballer, ein Basketballer, ein Turner und eine Fußballerin austauschen, ist das schon irgendwie lustig und passiert so auch sicherlich nur bei Olympischen Spielen.


Es ist interessant, wie viel man als Fußballerin von anderen Sportlern lernen kann. Ich bin damals beispielsweise zu den Volleyballerinnen gegangen und habe geguckt, wie die ihre Sprungkraft trainieren. Man ist ja sonst so eingefahren in der Fußballwelt – und da ist es wichtig, auch für andere Einflüsse und vor allem andere Trainingsmethoden offen zu sein.

Beim Handball kann man sich auch einige Sachen abschauen, vor allem was Winkelverkürzung und das richtige Antizipieren angeht. Ich habe früher mal mit dem ehemaligen Handball-Nationaltorwart Henning Fritz zusammentrainiert - dieser Austausch war extrem interessant. Man muss das Training ja nicht eins zu eins übernehmen, aber viele Ideen kann man adaptieren und in eine fußballtypische Torwart-Trainingsübung umfunktionieren.

Unseren Handballern drücke ich bei Olympia natürlich wieder die Daumen. Die Leistungen der Jungs bei der Europameisterschaft Anfang des Jahres waren überragend. Das Team ist bis auf wenige Ausnahmen dasselbe wie beim Gewinn des EM-Titels. Wenn die Mannschaft wieder in ihren Flow reinkommt, hat sie auf jeden Fall eine große Chance, Gold zu holen.

In diesem Sinne,

uns allen wunderschöne Olympische Spiele mit hoffentlich zahlreichen Medaillen für das deutsche Team!

Ihre Nadine Angerer

Die ehemalige Welttorhüterin Nadine Angerer ist unsere Expertin für Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Die Weltmeisterin von 2007 und dreifache Olympia-Bronzemedaillengewinnerin wird für unsere Redaktion regelmäßig die Highlights der Olympischen Spiele - insbesondere der Fußballturniere der Frauen und Männer - kommentieren.

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