Wer bringt das Ei in die Playoff-Endzone? Die National Football League (NFL) startet am Freitag in die neue Spielzeit. Welche Teams die heißesten Anwärter darauf sind, den Super Bowl zu erreichen.

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Es ist ein Kaltstart in eine Saison, wie es sie noch nie gegeben hat. Auch die National Football League (NFL) muss sich an die Corona-Pandemie anpassen. Das heißt: keine Vorbereitungsspiele, keine International Games. Auch personell zeigt sich die NFL mit einem veränderten Gesicht. Das wohl bekannteste hat sein Team verlassen: Tom Brady kehrte den New England Patriots nach fast 20 Jahren den Rücken, um künftig bei den Tampa Bay Buccaneers zu spielen. Quarterback Cam Newton wird sein Nachfolger.

Die langjährigen Titelfavoriten, die Patriots, sind abgelöst. Neben den Chiefs will auch ein Quarterback-Urgestein nach dem Titel greifen. Wer spielt am 7. Februar 2021 um den Super Bowl? Wir zeigen, welche Teams sich Hoffnungen machen dürfen.

Kansas City Chiefs: Der amtierende Champ mit dem Ausnahme-Talent

In der vergangenen Saison waren sie das Maß aller Dinge: die Kansas City Chiefs um NFL-Rekordmann Patrick Mahomes. Der Quarterback unterschrieb im Juli den schwersten Kontrakt der Liga, der ihm 450 Millionen Dollar Gehalt bis 2031 verspricht. Die Chiefs wissen, was sie an ihm haben: Der 24-Jährige wurde in seiner zweiten NFL-Saison zum wertvollsten Spieler (MVP) gekürt, in der dritten Saison gewann er den Super Bowl.

Wenn einer die Chiefs zum Titel führt, dann Mahomes. Der sieht sich und das Team von Head Coach Andy Reid gut angepasst an die besonderen Umstände: "Er bringt uns Situationen, die dem Spiel sehr ähnlich sind, was meiner Meinung nach ein großer Vorteil ist, insbesondere, wenn wir keine Preseason-Games haben", sagte der Quarterback bei "ESPN".

Prognose: Wer schlägt die Chiefs? Das ist die (sportliche) Frage der Saison. Der Einzug in den Super Bowl ist drin, solange die Leistungsträger verletzungsfrei bleiben und Patrick Mahomes seine Form hält.

San Francisco 49ers: Vorjahresfinalist feilt weiter an sich

Das soll es noch nicht gewesen sein bei den San Francisco 49ers. Nach vielen Pannenjahren arbeitete sich das Team nach oben und schaffte es im Februar bis ins Endspiel, das gegen die Chiefs verloren ging. Der Kader ist trotz einiger Abgänge variabel, die Defensive extrem stark, einzig an Receivern mangelt es den 49ern ein wenig.

Für Quarterback Jimmy Garoppolo könnte das Jahr entscheidend werden. Der 28-Jährige, der lange im Schatten von Tom Brady bei den New England Patriots stand, gilt nicht als großer Anführer – Kritiker schreiben die Niederlage im Super Bowl gar ihm zu.

Prognose: Der Einzug in den Super Bowl hängt davon ab, wie stark das Team – und speziell Jimmy Garoppolo – an sich gearbeitet hat. Hat es viel gelernt, zieht es nochmal ins Finale ein.

Houston Texans: Vieles hängt von Watson ab

An den Vertrag von Patrick Mahomes kann das neue Arbeitspapier von Deshaun Watson nicht anknüpfen. Doch die Houston Texans lassen sich bei ihrem Quarterback-Star ebenfalls nicht lumpen. Der Vertrag läuft fünf Jahre und verspricht dem 24-Jährigen 177 Millionen Dollar – er ist ein Signal an das Team und die Konkurrenz: "Wir haben einen Leader. Er bringt uns nach vorn."

Tatsächlich hängt bei den Texans sehr viel von Watson ab, der maßgeblich für den Erfolg der Texans in der vergangenen Saison verantwortlich war. Doch der Abgang von DeAndre Hopkins wiegt schwer. Zwar verpflichtete die Franchise Brandin Cooks und Randall Cobb, es ist aber fraglich, ob die beiden Wide Receiver den Vorgänger ersetzen können. Die Defense ist nicht besonders stark, insofern hängt vieles an einer selbstbewussten Offensive.

Prognose: Viel hängt an Deshaun Watson, doch der Hopkins-Abgang hängt nach. Mehr als die Divisional Round, also das Viertelfinale, ist wohl nicht drin.

New Orleans Saints: Spiel es noch einmal, Drew!

Die New Orleans Saints gehören zu den Teams, die nie unterschätzt werden, mit einer effizienten Offensive punkten, weit kommen – und (fast) immer kurz vor dem Ende scheitern. Seit 2006 sind Quarterback Drew Brees und Coach Sean Payton bei den Saints, es reichte nur zu einem Super-Bowl-Ring. Inzwischen ist Brees 41 Jahre alt – und attackiert ein weiteres Mal.

Dass diese Attacke erfolgreich sein wird, ist (mal wieder) nicht ganz unrealistisch: "Ich bin für mein Team zurückgekommen und ich kam zurück, um diesen Super Bowl zu jagen", sagte der Quarterback kürzlich und arbeitete während der Corona-Offseason hart daran. Die Offensive um RB Alvin Kamara und Neuzugang Emmanuel Sanders (WR) wird ihn dabei unterstützen, die Defensive ist nicht die Beste der Liga – doch als Team können die Saints weit kommen.

Prognose: Die Saints sollte man nicht unterschätzen, erst recht nicht den Ehrgeiz der lebenden Legende Drew Brees. Warum sollte er nicht noch einmal in den Super Bowl einziehen?

Tampa Bay Buccaneers: Bradys neues Team – mit starken Kollegen

Es ist ungewohnt, Tom Brady nun im rot-weißen statt im dunkelblauen Jersey zu sehen. Nicht mehr an der Seite von Coach Bill Belichick, mit dem er sechsmal den Super Bowl gewann. Nach 20 Jahren bei den Patriots wechselte Brady zu den Tampa Bay Buccaneers. Der 43-Jährige macht aber keine Anstalten, sich in der Sonne Floridas entspannen zu wollen.

Neben ihm kommen Leonard Fournette und Rob Gronkowski nach Tampa, letzterer kehrt nach einem Jahr Football-Rente zurück auf den Rasen. Fournette war zuvor bei den Jacksonville Jaguars entlassen worden. Brady und "Gronk" macht die Hitze Floridas offenbar noch zu schaffen, wie Headcoach Bruce Arians sagte. Sind sie akklimatisiert, sind die Playoffs aber fest im Visier.

Prognose: Brady gewinnt den Titel mit den Bucs? Das wäre ein Knaller! Bis ins Halbfinale, also in die Conference Championships, könnten es Tampa aber schaffen.

Baltimore Ravens: Lamar Jackson ist die halbe Miete

Für Lamar Jackson war die vergangene Spielzeit grandios - er warf die meisten Touchdowns und war unglaublich effizient. Dafür wurde er als wertvollster Spieler (MVP) ausgezeichnet.

Das Team hat sich kaum verändert. In der Defensive hat sich die Mannschaft um Head Coach John Harbaugh gezielt mit Calais Campbell und Derek Wolfe verstärkt, die durch Kraft und Athletik punkten. Während in vielen Teams die Receiver eine große Waffe sind, erscheinen Marquise Brown und Tight End Mark Andrews ein wenig harmlos. Wie weit die Mannschaft kommt, wird erneut von Lamar Jackson abhängen.

Prognose: Der Super Bowl ist nicht unerreichbar, aber unwahrscheinlich. Dafür hängt zu viel von Lamar Jackson ab.

Dallas Cowboys: McCarthys Kampfansage

"Wenn du nicht versuchst, den Super Bowl zu gewinnen, weiß ich nicht, was du in dieser Liga verloren hast", sagte Mike McCarthy Ende August bei einer Medienrunde. Eine freche Kampfansage des neuen Coaches der Dallas Cowboys. Sie gewannen seit dem letzten Titelgewinn im Februar 1996 nur vier Playoff-Spiele. Doch der neue Spielleiter pusht sein Team.

Der erfahrene Defense-Spieler Everson Griffen unterschrieb vor wenigen Wochen, dafür verloren die Cowboys in Travis Frederick einen wichtigen Center. Ähnlich wie Lamar Jackson ist Quarterback Dak Prescott 2019 aufgeblüht. Seine Situation ist aber interessanter: Mit den Cowboys konnte sich der 27-Jährige zuletzt nicht auf einen neuen, langfristigen Vertrag einigen. Das heißt: Prescott geht in sein letztes Jahr bei den Cowboys – und macht bestenfalls ordentlich Werbung für sich.

Prognose: Die Playoffs sind sicher drin. Dass die Cowboys den Super Bowl erreichen, wäre aber fast ein Wunder.

Verwendete Quellen:

  • ran.de: Die NFL im ran-Check: Analyse zur NFC West
  • ESPN: 2020 NFL Power Rankings: 1-32 preseason poll, plus who's on the hot seat?
  • Sport1.de: So anstrengend wird die NFL-Saison
  • Sport1.de: Patrick Mahomes mit Rekordvertrag: So riskant ist der Deal
  • spox.com: New Orleans Saints: Bekommt Drew Brees sein Hollywood-Ende?
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