Marburg - Sophie Hinners und Richard Vogel führen eine Pendel-Beziehung der besonderen Art. Das Reit-Paar geht fast jedes Wochenende getrennte Wege - und es trainiert während der Woche öfter auf verschiedenen Anlagen. Doch die Beziehung klappt nicht nur sportlich.

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Dass sie als Traumpaar des Reitsports bezeichnet werden, nehmen die beiden 27-Jährigen mit Humor. Darüber werde "eher geschmunzelt", berichtet Vogel. Die beiden sehen sich "als ganz normales Pärchen und sind froh, dass wir uns haben".

Acht Turniere, acht Länder

Vogel sagt auch: "Je weniger wir uns sehen, desto weniger haben wir die Möglichkeit, uns zu streiten." Und schiebt dann schnell hinterher, dass das "natürlich als Witz" gemeint sei. "Hier und da sind wir auch auf demselben Turnier, und das funktioniert auch sehr gut." Ein gemeinsamer Turnierstart ist allerdings die absolute Ausnahme bei dem Reit-Duo der besonderen Art.

Im November etwa ritt Vogel bei Turnieren in Frankreich, Kanada, Deutschland und den USA. Seine Freundin war derweil bei Veranstaltungen in den Niederlanden, Italien, Belgien und Saudi-Arabien am Start. Der Erfolg gibt ihnen recht. Ihre sportliche Ausbeute bei diesen aufwendigen Reisen hat historische Dimension.

So eine Serie gab es noch nie

Das Paar gewann im November drei Weltcup-Stationen in Folge: Vogel siegte in Lyon, Hinners anschließend in Verona und Vogel danach in Stuttgart. Das gab es noch nie. Eine solche Paar-Serie ist in der Geschichte des 1978 gestarteten Weltcups bisher einmalig.

Die beiden sind seit mehr als fünf Jahren ein Paar und manchmal selbst überrascht, wie erfolgreich sie geworden sind. "Wir haben uns kennengelernt, da ist weder Sophie noch ich auf diesem Niveau geritten, geschweige denn, dass wir auf dem Niveau erfolgreich waren", berichtet Vogel.

Richard Vogel (l) und Sophie Hinners
Sophie Hinners (r) und Richard Vogel gehören beide zum A-Kader. © dpa / Stefan Lafrentz/Sportfotos Lafrentz/dpa

"Das hat sich so ergeben", sagt der Reiter zum gemeinsamen sportlichen Aufstieg: "Ich glaube, das ist auch etwas, was unsere Beziehung stärkt und bereichert, dass wir uns in einer anderen Situation im Leben kennengelernt haben. Aber es lief für beide gut, beide haben sich hochgearbeitet. Wir können da auch auf Augenhöhe über alles sprechen. Das ist vielleicht die einzige Besonderheit in der Beziehung."

Dämpfer bei Olympia

Inzwischen sind beide im A-Kader. Beide sind Kandidaten für die EM in Spanien im kommenden Jahr. Wäre es für den Bundestrainer ein Problem, ein Paar gemeinsam für die Nationalmannschaft zu nominieren? "Das darf keine Rolle spielen", sagt Otto Becker. "Allein die Leistung zählt."

Vogel reitet schon seit mehr als einem Jahr in der Weltspitze und wurde vom Bundestrainer für die Olympischen Spiele nominiert. In Paris gab es allerdings einen Dämpfer für den aus Baden-Württemberg stammenden Reiter. Bei den Spielen wählte der Olympia-Debütant die falsche Taktik, kassierte in der Einzel-Qualifikation zwölf Strafpunkte - und wurde nach Platz 55 von der Freundin getröstet.

"Eine, auf die wir in Zukunft bauen"

Der aus Norddeutschland stammenden Hinners gelang der Durchbruch im laufenden Jahr. "Sie ist eine Topreiterin, das wissen wir schon länger", sagt Becker. "Jetzt hat sie auch Toppferde. Sie ist eine, auf die wir in Zukunft bauen."

Ungewöhnlich an Hinners und Vogel ist nicht nur der sportliche Erfolg, sondern auch ihre Geschäftsbeziehung. Sie betreiben zusammen einen Stall auf dem Gestüt Prinzenberg in Pfungstadt. Und sie arbeiten auch geschäftlich mit ihrem Kumpel David Will zusammen, der auf dem Hofgut Dagobertshausen in Marburg daheim ist. Zwischen den beiden Anlagen liegen rund 125 Kilometer. Für ihre Verhältnisse ist das ein kurzer Weg.  © Deutsche Presse-Agentur

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