Christoph Harting spricht ganz offen über seine Karriere. Der Diskus-Olympiasieger betont, dass er heute einen anderen Weg einschlagen würde. Spaß am Werfen habe er zuletzt vor 15 Jahren gehabt. Und auch über seine Beziehung zu Bruder Robert Harting spricht der 29-Jährige.

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Diskus-Olympiasieger Christoph Harting rät Jugendlichen von einer Karriere im Leistungssport ab. "Du verzichtest auf deine Jugend", sagte der 29-Jährige im Interview mit der "Sport Bild": "Ich würde heute einen anderen Weg gehen."

Und damit nicht genug, der Athlet wurde sogar noch deutlicher: "Ich empfehle jedem 13-, 14-, 15-Jährigen, niemals Leistungssport zu machen."

Er selbst sei ein "Vollidiot", dass er sich mit Zwölf für die Sportschule und gegen das Mathe-Gymnasium entschieden habe. "Rückblickend war mein Leben bisher geprägt von Disziplin, Verzicht und Einsamkeit. Das ist kein Jammern. Doch darf man sich die Frage stellen: wofür?"

Christoph Harting: Diskus-Nachwuchs eine Katastrophe

Harting erklärte, er habe zuletzt mit 14 Jahren "richtig Spaß am Werfen" empfunden. "Die Leute denken: Man muss doch eine gewisse Leidenschaft oder Freude empfinden, wenn man das macht. Nein! Muss man nicht", sagte er.

Dennoch will Harting bis Olympia 2028 weitermachen, es sei denn, er wird vorher von deutschen Werfern überflügelt. Diese Gefahr allerdings bestehe nicht.

"Da kommt keiner nach. Unser Diskus-Kader ist, mit Verlaub, erschreckend", sagte er. "Von daher habe ich das Gefühl, dass man mich später einmal mit dem Rollstuhl aus dem Ring schieben wird", so Harting.

Olympiasieger lässt WM-Teilnahme in Katar offen

Seine Teilnahme an der WM in Doha, Katar, (27. September bis 6. Oktober) ließ Harting offen. "Da nehme ich mir die Freiheit zu sagen: Ich muss nicht. Ich möchte", sagte er.

"Wenn es reinpasst, ich mich gut fühle, nicht verletzt bin und sie meine Vorbereitung für Olympia 2020 in Tokio nicht stört, mache ich die WM mit. Aber ich muss nicht hinfahren, um mit 63 Metern Achter zu werden."

Christoph und Robert Harting: Geschwisterliebe sieht anders aus

Christoph Harting ist der fünf Jahre jüngere Bruder des ebenfalls sehr erfolgreichen Diskuswerfers Robert Harting (34). Die Brüder sind die mit Abstand besten deutschen Diskuswerfer des vergangenen Jahrzehnts, doch der Sport ist das Einzige, was die beiden Olympiasieger verbindet.

"Man schweigt sich zu Tode. Es ist ein Leben und leben lassen. Jeder macht seins und ist gut darin. Ich hege keinen Groll, werde aber auch keine künstliche Situation provozieren", erklärte Christoph das schwierige Verhältnis zu seinem Bruder.

Der "Stern" berichtete im August 2018, dass Robert der Sport schon immer wichtiger gewesen sei als sein Bruder, was der Geschwisterliebe so sehr schadete, dass sich Christoph von Robert abwendete.

(msc/afp)

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