Niklas Kaul hat alles gegeben, um seinen EM-Titel zu verteidigen. Im Zehnkampf in Rom aber landet der stärkste Deutsche knapp hinter den Medaillenrängen. Er weiß, was sich in der kurzen Zeit bis zu den Olympischen Spielen ändern muss.

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Bis zu einem starken Ergebnis bei den Olympischen Spielen in Paris ist es für Niklas Kaul noch ein weiter Weg, der den entthronten Zehnkampf-Europameister vor allem über kurze Strecken führen wird. Nach Platz vier bei den Leichtathletik-Europameisterschaften und seinem ersten kompletten Zehnkampf in diesem Jahr wird Kaul unter anderem an den Sprints arbeiten. Nicht nur dort büßte er in Rom viele Punkte ein.

"Es ist sehr viel Positives bei rumgekommen, aber auch ein paar Sachen, die nicht so geklappt haben, wie sie sollen. Das ist dann am Ende ein Fehler zu viel, um eine Medaille mitzunehmen", sagte Kaul. In der ARD hatte er gescherzt: "Vielleicht war es der beste schlechteste Zehnkampf, den ich je gemacht habe."

"Das sind so Sachen, die dürfen einfach nicht mehr passieren."

Niklas Kaul zu seinen schwachen Zehnkampf-Leistungen über die 110 Meter Hürden und im Hochsprung

Mit Blickrichtung Olympia fügte Kaul hinzu: "Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so an einer Hürde hängengeblieben bin, wann ich das letzte Mal so schlecht hochgesprungen bin. Und da werden wir jetzt mal dran arbeiten, dass es in Paris auch besser läuft", sagte der 26-Jährige.

Fünf von zehn Disziplinen gehen besser

Der WM-Champion von 2019 hatte unter anderem über die 110 Meter Hürden (14,91 Sekunden) und im Hochsprung (1,96 Meter) wertvolle Zähler liegen gelassen. Auch die Leistungen über 100 Meter (11,34 Sekunden), 400 Meter (48,81 Sekunden) und im Stabhochsprung (4,90 Meter) waren ausbaufähig.

Trotzdem nahm Kaul viele positive Erkenntnisse aus dem Wettkampf im Olympiastadion in Rom mit. Denn im Diskuswurf und im Speerwurf war niemand so stark wie er. Für eine Medaille sei es ein Fehler zu viel gewesen, konstatierte Kaul. Aber er betonte mit Blick auf seine Punktzahl auch: "Am Ende stehen 8.547, so gut bin ich noch nie eingestiegen."

Niklas Kaul
Im Speerwurf war niemand so stark wie Zehnkämpfer Niklas Kaul. © dpa / Michael Kappeler/dpa

In Paris hält er am 1. und 2. August, wenn der Zehnkampf stattfinden wird, sogar eine persönliche Bestleistung für möglich. Sie steht seit seinem WM-Titel 2019 in Doha bei 8.691 Zählern. "Ich bin zuversichtlich, dass Paris sehr gut werden kann." Es sei "auf jeden Fall eine Bestleistung drin. Es wäre auch mal wieder Zeit nach 2019."

Der Olympia-Favorit heißt Leo Neugebauer

Der EM-Titel ging an den Esten Johannes Erm mit 8.764 Punkten. Das sind immer noch fast 200 weniger als der deutsche Rekord von Leo Neugebauer, der mit 8.961 Zählern College-Meister in den USA wurde und damit der Olympia-Favorit ist.

Das weiß natürlich auch Kaul. "Es kommen noch ein paar Leute dazu, aber mein Plan ist ja auch nicht, noch mal acht fünf zu machen", erklärte er lächelnd. Die Schwächen und Unsicherheiten vor allem am ersten Tag führte er auf fehlende Wettkampfpraxis zurück.

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Nur Muskelkater, keine Verletzung

Und immerhin habe er sich nach den abschließenden 1.500 Metern nicht mehr so müde gefühlt wie davor. "Vielleicht sind es jetzt auch die Endorphine, die durch den Körper strömen, dass man es geschafft hat", sagte Kaul, der bis auf einen Muskelkater gesund durch sein anstrengendes Saison-Debüt kam - aber nach Gold 2022 in München diesmal eben ohne Medaille wieder abreist. (dpa/sid/hau)

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