Was war das für ein dramatisches Spiel! Deutschland spielt gegen Österreich zeitweise miserabel, holt dann jedoch in der Schlussphase immerhin ein Unentschieden. Der Traum vom Halbfinale lebt noch, auch wenn es mit einer solchen Leistung wahnsinnig schwierig wird.

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Rückschlag im Bruderduell: Deutschlands Handballer haben auf der Medaillenmission bei ihrer Heim-EM einen überraschenden Dämpfer erlitten. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason kam nach einer katastrophalen Offensivleistung nur zu einem 22:22 (11:12) gegen Außenseiter Österreich und hat den Einzug ins Halbfinale damit nicht mehr in der eigenen Hand.

Erst ein Kraftakt in der Schlussviertelstunde und ein erneut famoser Andreas Wolff im Tor sicherten dem deutschen Team einen womöglich noch wertvollen Punkt. 16:21 lag die DHB-Auswahl zwölf Minuten vor Schluss schon zurück, ehe Deutschland aufgepeitscht von den 19.750 Fans Tor um Tor aufholte und in einer nervenaufreibenden Schlussphase noch ausglich.


Golla: "Das war unglaublich schlecht von uns"

"Ich glaube, man hat in jedem Gesicht gesehen, dass uns das unglaublich weh tut", sagte Johannes Golla am ARD-Mikrophon: "Das war unglaublich schlecht von uns und bringt uns womöglich um unsere Ziele."

Bester deutscher Werfer war Juri Knorr mit sechs Toren. Die Festung Lanxess Arena hat seit Samstagabend nun einen Kratzer: Bislang hatte Deutschland alle Turnierspiele in der Kölner "Kathedrale des Handballs" gewonnen. Für Österreich traf Nikola Bilyk (5 Tore) am häufigsten.

Für die Medaillenspiele muss das deutsche Team (3:3 Punkte) nun die verbleibenden Spiele gewinnen und ist auf Schützenhilfe angewiesen: Die weiteren Spiele bestreitet Deutschland am Montag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) gegen Ungarn (4:2) und am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD und Dyn) gegen Kroatien (1:5). Nur die beiden Erstplatzierten der Sechsergruppe ziehen ins Halbfinale ein. Spitzenreiter ist Frankreich mit 6:0 Zählern.

Deutschland mit nervösem Auftritt

Deutschland, das zunächst ohne den von einer Erkältung geschwächten Knorr antrat, zeigte im ersten Abschnitt seine schwächste Turnierleistung und wirkte hochgradig nervös - ganz im Gegensatz zu den noch ungeschlagenen Österreicher. Beim frechen Außenseiter zeigte Torwart Constantin Möstl eine ganz starke Partie.

Statt Knorr dirigierte zunächst Philipp Weber das deutsche Angriffsspiel auf der Mitte. Vor den Augen von Joachim "Jo" Deckarm, dem einen Tag nach seinem 70. Ehrentag ein Geburtstagsständchen gesungen wurde, leistete sich der Magdeburger innerhalb der ersten vier Minuten aber zwei Fehlwürfe und einen technischen Fehler.

Erst in der 9. Minute traf Timo Kastening beim 3:2 zur ersten deutschen Führung. Doch die brachte Deutschland keine Sicherheit. Wolff hielt in seinem 150. Länderspiel zwar erneut überragend und parierte unter anderem zwei Siebenmeter in der ersten Halbzeit. Österreich spielte sich mit einer aggressiven Deckung vor dem bärenstarken Möstl aber in einen Rausch.

Gislason wütet an der Seitenlinie

Die Alpenhandballer feierten jede gelungene Aktion frenetisch. Die DHB-Männer schienen nach jedem Fehlwurf den Kopf dagegen etwas immer weiter hängen zu lassen. Beim ersten Zwei-Tore-Rückstand brüllte Gislason in einer Auszeit wutentbrannt: "Verdammt nochmal!" Seine Mannschaft müsse "vorn den Kopf benutzen". Der Rückstand wuchs beim 6:10 (23.) und 7:11 (24.) dennoch zwischenzeitlich auf vier Treffer.

Auch Knorr, der seit der 13. Minute den glücklosen Weber ersetzte, verhalf den DHB-Männern zunächst nicht zu mehr Spielwitz. Vielmehr nahmen sich die deutschen Spieler immer wieder schwierige Würfe, die sie teils kläglich vergaben.

"Dass wir nur mit einem Tor hinten sind, ist bei der Wurfquote eigentlich ein Wunder", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur Halbzeit. Weltmeister-Trainer Heiner Brand wurde in der Pause in der ARD noch deutlicher: "Was wir im Angriff gezeigt haben, geht eigentlich gar nicht, das war so was von schlecht."

Deutschland kam verbessert aus der Kabine. Das 13:13 (34.) war der erste Ausgleich seit der 12. Minute, doch das deutsche Team bekam seine Offensivprobleme einfach nicht in den Griff. Statt selbst in Führung zu gehen, zogen die Österreicher wieder davon. Deutschland kämpfte sich trotz eines 16:21-Rückstands (48.) noch einmal bis auf 21:22 heran - und sicherte immerhin den Punkt. (sid/ska)

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