- Mehrere Stunden tagt das zerstrittene DFB-Präsidium. Einen offensichtlichen Verlierer des Machtkampfs gibt es zunächst nicht.
- Fritz Keller und Friedrich Curtius wollen es noch einmal miteinander versuchen. Fraglich, ob das gelingt.
DFB-Präsident
Wegen des seit Monaten schwelenden Konflikts der beiden Top-Funktionäre waren Rücktritte nach der Sitzung in der Verbandszentrale in Frankfurt/Main nicht ausgeschlossen worden. Das dürfte auch weiterhin gelten. Weitere Details drangen zunächst nicht aus dem Sitzungssaal. Keller (63) und Curtius (44) einigten sich darauf, "Regeln und Rollen für eine künftige gemeinsame professionelle Zusammenarbeit zu diskutieren und festzulegen." Die weiteren Präsidiumsmitglieder unterstützten dies "ausdrücklich und einstimmig".
Trotz Einigung: Die Fronten sind verhärtet
Die "internen Dissonanzen" zwischen dem ehrenamtlichen und dem hauptamtlichen Chef hatte der DFB schon im Oktober eingeräumt. Über Wochen hatte sich ein Richtungsstreit zweier Lager im Präsidium entwickelt. Keller wird von den Profi-Vertretern in der Deutschen Fußball Liga gestützt, Curtius kann in der DFB-Zentrale auf seine Hausmacht und einige Amateurvertreter bauen.
Die Entscheidung, den letzten Versuch zu unternehmen, sei "im Sinne des Deutschen Fußball-Bundes, seiner Mitgliedsverbände und seiner Mitarbeiter*innen", hieß es in der Mitteilung. Es wird enorm viel aufzuarbeiten geben - die Fronten hatten sich in den vergangenen Tagen nochmals verhärtet.
Am Donnerstag hatte die DFL dem seit 2016 als Generalsekretär verantwortlichen Curtius in einem Schreiben an Keller das Vertrauen entzogen, was sogleich an mehrere Medien durchgesteckt wurde. Dass immer wieder Interna nach außen getragen wurden, ist einer der zentralen Punkte des Machtkampfs.
Der DFB, der sich zudem mit belastenden Steuerverfahren auseinandersetzen muss, hatte im vergangenen Herbst angekündigt, dass der Konflikt "gemeinsam und vertrauensvoll" im Januar ausgeräumt werden solle. Ob das nun gelungen ist, werden die kommenden Wochen zeigen. Bei den Auseinandersetzungen ging es auch um den Untersuchungsbericht der externen Ermittler des Beratungsunternehmens Esecon zum Sommermärchen-Skandal von 2006. Ende Januar soll es einen Bericht hierzu geben.
Debatte um Bundestrainer Löw
Von "unfassbar vielen Indiskretionen" schrieb Mitte Dezember Peter Peters im "Kicker". Der Spitzenfunktionär ist Vizepräsident Profifußball des DFB und DFL-Aufsichtsratschef. Er steht als deutscher Kandidat für den Rat des Weltverbandes FIFA fest. Als Reaktion auf das Schreiben von Peters verschickte der DFB eine von sechs Vizepräsidenten mit Rainer Koch an der Spitze und Schatzmeister Stephan Osnabrügge unterzeichnete Rüge. Es solle "nicht in den Medien übereinander, sondern persönlich und miteinander" gesprochen werden. Keller unterschrieb nicht.
Auch in der Debatte um den in die Kritik geratenen Bundestrainer Joachim Löw wird dem Verband eine schlechte Außendarstellung vorgeworfen. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert sprach von einem "sehr unwürdigen Schauspiel an Illoyalität". In der Folge waren weitere Dissonanzen öffentlich geworden, obwohl sich die beteiligten Protagonisten nicht mehr äußerten. Die gemeinsame Stellungnahme von Curtius und Keller am Freitag war genau vier Zeilen lang. (dpa/fra)
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