Tim Wiese denkt über eine Karriere als Profi-Wrestler nach - und die Wrestling-Szene würde sich darüber freuen. Nach Einschätzung von Christian Jakobi, Geschäftsführer der Wrestling-Promotion Westside Xtreme Wrestling, wäre Wiese ein exzellentes "Zugpferd" für den Wrestling-Sport. Jakobi glaubt, dass Wiese die notwendigen Voraussetzungen mitbringt.
Seitdem der ehemalige Nationaltorwart
Herr Jakobi, bringt Tim Wiese die Voraussetzungen mit, um Wrestler zu werden?
Christian Jakobi: Die körperlichen Voraussetzungen bringt er ganz offensichtlich mit. Es geht ja nicht darum, dass man ein aufgepumpter Muskelmann sein muss. Wichtig ist, dass er Spitzensportler ist. Das ist mittlerweile der Standard, der angelegt wird. Ein athletischer Hintergrund wird immer extrem gerne gesehen.
Was muss man für eine Profi-Wrestling-Karriere noch mitbringen?
Es gar nicht darum, ob man groß ist, Tattoos hat oder stark ist. Es hat vielmehr ganz viel mit dem Willen zu tun. Wenn jemand zum Wrestling nur für den Ruhm geht oder eine schnelle Mark mitnehmen will, dann ist er dort fehl am Platz. Wrestling ist ein sehr entbehrungsreiches Geschäft, für das man das Herz haben muss.
Wären Fußballer also für den Wrestling-Sport besonders gut geeignet?
Ehemalige Footballer, aber auch Fußballer sind sehr beliebt. Unser Weltmeister ist sogar ehemaliger Fußballtorwart namens Big Daddy Walter. Solche Leute sind es gewohnt, ein so hartes Programm, das es im Wrestling-Sport gibt, durchzustehen.
Wie sieht so ein Programm aus?
Wrestling bedeutet in Deutschland, dass man drei, vier Tage hintereinander im Ring steht. Man muss schon einiges wegstecken, und dann ist es gut, dass die Leute von vornherein an Disziplin, sportliche Höchstleistung, vernünftige Ernährung und so weiter gewöhnt sind. Denn das sind alles Sachen, die für Wrestler selbstverständlich sind.
Ist es als Quereinsteiger überhaupt möglich, schnell zum Profi-Wrestler zu werden?
Bei einem Quereinsteiger muss man sich immer die Frage stellen: Bringt der überhaupt das nötige Zeug mit, um zum Wrestler ausgebildet zu werden? Es kann nicht jemand einfach so wrestlen. Dafür werden an den Einzelnen zu vielfältige Anforderungen gestellt. Darauf wird man im ausführlichen Training vorbereitet. Wir haben eine eigene Wrestling-Schule in Oberhausen, in der die Leute trainieren. Bei uns ist das Training nur am Wochenende, da dauert das ein bis zwei Jahre, bis man auftrittsreif ist. Die WWE, bei der Tim Wiese auftreten würde, bietet ganz andere Möglichkeiten. Die kommen dort morgens um acht, gehen abends um sechs, haben einen festgelegten Ausbildungsplan.
Würde sich die deutsche Wrestling-Szene über den Wrestler Tim Wiese freuen?
Wrestling ist in Deutschland immer noch ein wenig unter dem Radar. Doch das ändert sich: Wir sind die größte Promotion Deutschlands, fangen am Samstag unsere Tour an, fahren durch 16 Städte, sind da mit 500 Mann unterwegs. Wrestling ist jetzt gerade wieder im Aufschwung, woran wir hart arbeiten.
So eine Aushängefigur wie Tim Wiese zu haben, das wäre natürlich eine große Sache! Normalerweise müssen wir erst Leute aufbauen, die für die Menschen durch unsere Events interessant werden. Wenn jemand allerdings schon einen großen Namen hat, sich als Zugpferd vor die ganze Geschichte spannt, und sagt: Ich bin Deutscher, ich bin Wrestler, das ist das, was wir hier wollen. Das ist das, was wir mit Wrestling in Deutschland bieten können, dann ist das eine ganz, ganz großartige Geschichte für uns alle, weil damit Aufmerksamkeit kommt. Unser Produkt ist gut genug, dass wir uns nicht verstecken brauchen, aber es fehlt einfach an Aufmerksamkeit.
Hätten Sie schon eine Idee für einen passenden Kampfnamen für Tim Wiese?
Es ist nicht mehr so, dass sich die Leute heutzutage noch Namen wie "The Undertaker" geben. Die Zeiten von so raffinierten Kampfnamen sind eigentlich vorbei. Sie verpassen sich eher normale, realistische Namen. Der Name Tim Wiese würde sich auf Englisch gut anhören. Vielleicht noch mit dem Zusatz "The Keeper".
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.