Die Blaff-Attacke von Per Mertesacker auf einen ZDF-Reporter ist jetzt schon Kult. Als er nach dem Achtelfinalspiel gegen Algerien (2:1 nach Verlängerung) Boris Büchler anmaulte, gaben ihm viele Recht. Die kritischen Fragen seien fehl am Platz gewesen. Doch ein anderes Beispiel mit Katrin Müller-Hohenstein zeigt, dass die Fans auch mit weichgespülten Interviews nicht zufrieden sind. Fans, was wollt ihr eigentlich?
Per Mertesackers Blick vor dem Interview mit ZDF-Reporter Boris Büchler verrät sofort: Wenn du mir blöd kommst, komm ich dir blöd zurück. Und genau dieser Fall tritt ein. Büchler fragt, woran es lag, dass das deutsche Spiel so schwer- und anfällig war. Mertesacker blickt zur Seite, er stemmt die Hände in die Hüfte - Herausforderungspose. "Das ist mir völlig wurscht", pampt er den Reporter an. Mertesacker vermeidet Augenkontakt mit dem Mann vom ZDF und stellt klar: "Wir sind unter den letzten Acht und das zählt."
Bumm, der hat gesessen. Mertesacker schiebt noch einen Todesblick hinterher. Doch Büchler lässt nicht locker. Er stellt eine kritische Frage nach der anderen, Mertesacker reagiert jedes Mal aufs Neue genervt: "Was wollen sie jetzt von mir?", lautet eine weitere Antwort des Abwehrspielers. Kritik an der Spielweise der deutschen Mannschaft war zwar angebracht. Büchler ließ jedoch Fingerspitzengefühl vermissen. Seine Art und Weise, wie er die Fragen stellte, war bereits auf Krawall gebürstet.
Die deutschen Fans sind angesichts des Interviews gespalten. Manche meinen, Büchler mache nur seinen Job. Und der bestehe daraus, kritische Fragen zu stellen. Andere hingegen reagieren mit Unverständnis. "Du hast 130 Minuten Vollgas gegeben und sollst dich dann selber kritisieren (#Deppenreporter großer #Mertesacker)", so ein Kommentar von @MoritzvonUslar auf Twitter.
Katrin Müller-Hohenstein planscht mit Poldi
Es ist nicht das erste Mal im Zuge der Weltmeisterschaft, dass ein Interview für Aufregung sorgt. Auch ZDF-Reporterin Katrin Müller-Hohenstein wird kritisch beäugt. Mit Lukas Podolski sitzt sie beispielweise im Quartier der Mannschaft am Pool. Ihr Rock ist leicht hochgeschoben, ihre nackten Füße baumeln im Wasser. Podolski langweilt im Gespräch mit dem typischen Fußballer-Sprech. So preist er beispielsweise die "gute Stimmung" im Team an. Müller-Hohenstein stellt keine kritischen Fragen, ein objektives Interview kommt nicht zustande.
Ein anderes Beispiel: Die ZDF-Reporterin interviewt Co-Trainer Hansi Flick. Sie lehnt sich nach vorne, grinst ihn an und fragt: "Gehen Sie manchmal auch in die Sonne? Sie haben eine tolle Farbe." Objektivität? Nein. Groupie-Verhalten? Schon eher. Die Kritik an der "Hofberichterstatterin" Müller-Hohenstein war immens: "Banal" und "peinlich" seien ihre Fragen gewesen.
Deutsche Fans, was wollt ihr eigentlich?
Die Interviews von Boris Büchler und Katrin Müller-Hohenstein zeigen: Wenn ein Reporter kritische Fragen stellt, wird auch er sofort kritisiert. Wenn aber ein Gespräch seicht und belanglos abläuft, hagelt es ebenfalls Kritik. Eine schizophrene Wahrnehmung der Berichterstattung über die WM 2014 in Brasilien.
Die deutschen Fans müssen sich entscheiden, ob sie Reporter mit kritischen oder mit belanglosen Fragen haben wollen. Doch eines muss man zugeben: Beide Reporter haben uns mit ihren Interviews bestens unterhalten.
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