- Der norwegische Club Tromsø IL macht mit einem QR-Code auf den Trikots auf Menschenrechtsverletzungen Katars aufmerksam.
- Bereits im Frühjahr wurde zum Boykott der Weltmeisterschaft 2022 aufgerufen.
- Für Clubpräsident Øyvind Alapnes zeige der Dialog mit Katar keinen Effekt.
Der norwegische Ort Tromsø liegt 344 Kilometer nördlich des Polarkreises. Die Abgeschiedenheit nahe der Arktis ist geprägt von vielen Tagen mit durchgängigem Sonnenschein oder durchgängiger Finsternis, von frischer Luft und dem Fischereigewerbe. Tromsø ist geografisch wie auch mental weit weg von der Golfregion.
Der ortsansässige Fußballverein Tromsø IL, bekannt als "nördlichster Proficlub der Welt", stört es jedoch nicht, dass zwischen dem eigenen Alfheim Stadion und dem Lusail Iconic Stadium, dem Austragungsort des WM-Finales 2022, 5.310 Kilometer liegen. Auch, dass die norwegische Nationalmannschaft auf keinen Fall bei der Weltmeisterschaft in Katar dabei sein wird, ist Tromsø egal. Der Club möchte Katar dazwischenfunken.
Boykott-Forderung nach "Guardian"-Enthüllungen
Nun macht der norwegische Erstligist mit einer weiteren Aktion von sich reden. Künftig spielen die Kicker in Trikots mit einem riesigen QR-Code auf Brust und Ärmeln. Dieser Code führt User auf eine Internetseite mit Informationen zur Menschenrechtssituation im Wüstenstaat. "Wir dürfen niemals wegschauen, wenn jemand unser wunderbares Spiel dazu benutzt, um die Verletzung von Menschenrechten zu kaschieren", schreibt Tromsø IL auf der eigenen Webseite.
Erstmals getragen wurde das Trikot beim letzten Saisonspiel am 12. Dezember gegen Viking Stavanger. Wer glaubt, dass es sich hierbei lediglich um eine Farce handelt, weil Norwegen ohnehin die WM nicht boykottieren könnte, liegt falsch. Denn bereits im März forderte Tromsø den Boykott, nachdem die britische Tageszeitung "The Guardian" neue Enthüllungen zur Lage von Arbeitsmigranten in Katar veröffentlicht hatte, wonach bis dato 6.751 Menschen aus Indien, Pakistan und anderen Ländern beim Bau an den WM-Stätten ums Leben gekommen sein sollen.
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Dialog habe "null Effekt"
Zum damaligen Zeitpunkt des Aufrufs besaß das Nationalteam rund um Superstürmer Erling Haaland noch die Möglichkeit, sich für die WM zu qualifizieren. Am Ende scheiterte Norwegen infolge eines Remis gegen Lettland und einer 0:2-Niederlage gegen die Niederlande im November. Der norwegische Fußballverband setzt seinerseits auf Dialog und ein Versuch, vorfristig den Boykott zu erzwingen, scheiterte auf dem Verbandstag im Sommer.
Die Strategie des Dialogs habe "null Effekt" gezeigt, meint Clubpräsident und ehemaliger UEFA-Schiedsrichter Øyvind Alapnes. Deshalb lässt Tromsø IL nicht locker und möchte weiterhin auf die Missstände hinweisen. Beim Spiel gegen Stavanger waren 2.412 Zuschauer im Stadion, ungleich mehr an den Bildschirmen und einige haben sich das Trikot bereits bestellt. Die Verantwortlichen hoffen nun auf Nachahmer.
Verwendete Quelle:
- Statement des Clubs auf der eigenen Webseite
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