Fußballer*innen werden in einer komplexer werdenden Welt auch in Sachen Haltung in die Pflicht genommen. Das ist richtig, nur: Wer dient ihnen als Vorbild?

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer (FRÜF) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Sportler*innen stehen im Fokus der Öffentlichkeit. Und da der Fußball hierzulande einen sehr exponierten Stellenwert genießt, gilt dies für Fußballer*innen insbesondere. Beobachtet wird nicht nur, was Spieler*innen auf dem Platz leisten, sondern auch, wie sie sich abseits dessen verhalten und äußern, gerade in Zeiten sozialer Medien, in denen sich auch viele Fußballer*innen tummeln und regelmäßige Beiträge veröffentlichen.

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Privilegien bedeuten Verantwortung

Die Diskussion beispielsweise um die One-Love-Binde während der WM in Katar hat gezeigt, dass es unter den Fans viele gibt, die sich von Spieler*innen eine Positionierung zu wichtigen gesellschaftlichen Themen wünschen. Mit großer Reichweite kommt große Verantwortung – die sollen Sportler*innen nutzen. Denn Reichweite ist ein Privileg, das in vergleichbarem Maß nicht vielen Menschen zuteilwird. Und auch Privilegien bedeuten nun mal: Verantwortung.

Allerdings stellt sich die Frage, an wem sich gerade junge Spieler*innen außerhalb des eigenen Elternhauses orientieren können, wenn es darum geht, zu einer Haltung zu finden. Wenn man die Ereignisse der letzten Wochen im Fußball Revue passieren lässt, fällt es schwer, auf diese Frage eine Antwort zu finden. Es scheint weit und breit kein Vorbild in Sicht.

Lapidarer Umgang mit Fehlern

Dieser Mangel beginnt bereits auf dem Platz: Wie soll Fußball an der Spitze als Vorbild dienen für seine Spieler*innen oder nacheifernde Jugendliche, wenn der Trainer des FC Bayern seiner Wut freien Lauf lässt und Schiedsrichter als "weichgespültes Pack" bezeichnet? Was für ein Beispiel setzt ein Verantwortlicher im Fußball, der nach dem Wechsel zu einem Clubkonstrukt alles, was er in der Vergangenheit geäußert hat, als nicht mehr relevant wegwischt? Welches Signal sendet wiederum der lapidare Umgang dieser beiden mit ihrer Verantwortung?

Wer kann als Beispiel dienen?

Wem soll ein neu berufener Funktionär des DFB als Vorbild dienen, der alle Bemühungen des Verbandes in Katar als Firlefanz abtut, der dem Sport geschadet habe? Statt klar zu benennen, wie wenig Haltung da eigentlich gezeigt wurde. Und welche Wirkung geht aus von einem DFB-Präsidenten, der bis zur letzten Sekunde braucht, um zu verkünden, er werde die Wiederwahl Gianni Infantinos nicht unterstützen? Zumal er dafür nichts anderes tun muss, als bei der "Abstimmung" das Klatschen zu unterlassen?

Wo sind die Verantwortlichen in diesem Sport, die Haltung zeigen und den Mut vorleben, die ihre Stimme erheben, statt zu schweigen, um Ämter nicht zu gefährden, die Fußballer*innen als Beispiel dienen mit ihrem Verhalten? Lise Klaveness allein kann diese Last nicht schultern.

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