Real Madrid wirft mit Geld nur so um sich. Gerade erst haben die "Königlichen" für James Rodriguez und Toni Kroos mal eben mehr als 100 Millionen Euro ausgegeben. Wie kann sich der als Schuldenklub verschriene Verein das nur leisten?

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In dieser und der vergangenen Sommertransferperiode hat Real nun schon 277 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Dem stehen Einnahmen von "nur" rund 143 Millionen gegenüber. Insgesamt belaufen sich die Ausgaben der letzten fünf Jahre auf 460 Millionen Euro bei kumulierten Transfer-Einnahmen von 195 Millionen Euro. Bleibt ein Saldo von 265 Millionen Euro, mehr als eine Viertelmilliarde. Viele in der Branche und auch die Fans rümpfen deshalb die Nase und fragen sich, wie Real Madrid Jahr für Jahr weiter horrend investieren kann - wo doch eigentlich das Financial Fairplay der UEFA greifen sollte.

Dabei wird oft übersehen, dass die vom europäischen Verband geforderten "relevanten Einnahmen und Ausgaben", die sich mindestens bei einer schwarzen Null einpendeln müssen, nicht nur mit den Geldflüssen bei Spielertransfers zu tun haben.

Real Madrid haftet das Image des Schuldenklubs an. Das ist auf der einen Seite nicht falsch, in den Bilanzen schlagen langfristige Darlehen kräftig ins Kontor. Der Schuldenberg betrug im September 2013 noch 90,6 Millionen Euro. Das hört sich nach einer Menge an, wurde aber alleine im Geschäftsjahr 2012/13 um ein Viertel auf diese Summe gedrückt. Reals Nettogewinn lag da bei 36,9 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Bayern hatten im selben Zeitraum "nur" 14 Millionen Gewinn nach Steuern erwirtschaftet.

Reals größtes Pfund ist der nahezu astronomisch wachsende Umsatz. Vor zwei Jahren knackten die Königlichen als Erste die 500-Millionen-Euro-Marke und steigerten sich zuletzt sogar auf 520,9 Millionen. Vor sieben Jahren kam Madrid noch auf 290 Millionen. Längst haben die Blancos den einstigen Primus Manchester United in diesem Ranking abgehängt.

Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, die gestiegenen Prämien der spanischen Primera Division und der Uefa in der Champions League, eine veränderte Steuergesetzgebung der spanischen Regierung und einige Rückstellungen, die Real auf Grund der wirtschaftlich angespannten Lage vornehmen musste. Der wichtigste Punkt bleibt aber die dezentrale TV-Vermarktung in Spanien.

Real und der FC Barcelona teilen sich rund 80 Prozent des Kuchens und dürfen ihre Rechte selbst vermarkten. Die restlichen 18 Klubs bekommen die Krümel ab. Rund 200 Millionen Euro nimmt Real nur im TV-Segment ein. Die Bayern kamen in der abgelaufenen Saison auf rund 34 Millionen, Borussia Dortmund auf 32 Millionen. Ein Klacks im Vergleich zu Real Madrid.

Der Rodriguez-Deal sorgt für Aufsehen, auch weil der Kolumbianer mit angeblich sieben Millionen Euro netto pro Jahr fürstlich entlohnt wird. Macht bei sechs Jahren Vertragslaufzeit rund 70 Millionen Brutto-Salär.

Real ist aber längst dabei, sich nach Alvaro Morata noch von einigen anderen Spielern zu trennen. Nicht zuletzt stehen Sami Khedira und Angel di Maria zum Verkauf, an die 80 Millionen sollen die beiden Transfers im besten Fall einbringen. Einnahmen und Ausgaben bei Spielertransfers in dieser Periode wären dann beinahe wieder ausgeglichen.

Dass Rodriguez, der in Monaco eine eher durchschnittliche Saison erlebte, deutlich über dessen Marktwert gekauft wurde, steht auf einem anderen Blatt. Real-Präsident Florentino Perez war es, der einst das sportlich wenig erfolgreiche Format Los Galacticos erschuf. Der Bau-Tycoon musste zusehen, wie Barcelona nach Leo Messi und Neymar in Luis Suarez den nächsten Offensivkünstler vom Markt holte. Für Perez-Kritiker schwingt deshalb im Rodriguez-Transfer auch jede Menge Eitelkeit mit. Da zählt es auch nicht, dass sich Real mit dem Kolumbianer nun endlich auch einen spektakulären Südamerikaner an Land gezogen hat.

Rein finanziell hat Real Madrid bei der Verpflichtung von James Rodriguez also im Rahmen seiner Möglichkeiten gehandelt. Dass die Offensivreihe inklusive Karim Benzema nun über 300 Millionen Euro schwer ist, kümmert allenfalls die Kritiker.

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