• Im Jahr 2015 steht Jan Engels vor einer womöglich großen Fußball-Karriere.
  • Nach einer Verletzung wird er jedoch am falschen Bein operiert - mit weitreichenden Folgen.
  • Heute kickt er in einer US-College-Liga.

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Was wie aus einem schlechten Film klingt, ist für Jan Engels Realität. Im Jahr 2015 soll der U17-Spieler des Karlsruher SC nach einem Syndesmosebandriss im rechten Fuß operiert werden.

Die Szenen danach erzählt der heute 23-Jährige in einem Interview mit "Spox" und "Goal" so: "Ich bin nach meiner OP im Aufwachraum mit Tränen in den Augen wieder zu mir gekommen, hatte unfassbar starke Schmerzen und das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmen kann."

Sein Gefühl täuschte ihn nicht. Seine Mutter habe dann nach seinem Fuß geschaut. "Sie hob die Decke hoch und ich konnte zunächst gar nicht glauben, was ich sah: Mein linkes Bein war verbunden, Schrauben und Platten steckten in meinem linken Fuß. In diesem Moment habe ich alles an mir vorbeifliegen sehen", schildert Engels den Schock.

Was war passiert? Der operierende Arzt erklärte Engels unter Tränen, dass es zu einer Verwechslung gekommen war. Engels tröstete den Mediziner sogar noch: "Sie haben doch super operiert, es war halt leider das falsche Bein." In dem Moment habe er nicht mal weinen können. "Ich war einfach hilflos und habe ihn nur gebeten, die Schrauben aus meinem zuvor gesunden Fuß zu holen."

Engels verzichtet auf eine Anzeige gegen den Arzt

Noch am selben Tag wurde das Fußball-Talent auf eigenen Wunsch in derselben Klinik und vom selben Arzt erneut operiert. Auf eine Anzeige gegen den Arzt verzichtete er. "Im gesamten Prozess wurden mehrere Fehler gemacht, es war nicht nur die Schuld des operierenden Arztes", sagt Engels dazu.

Sein großes Ziel, an der U17-EM und -WM teilzunehmen, war damit allerdings nicht mehr zu erreichen. In der Rückschau war die Operation für Engels der Start einer langen Leidensgeschichte, die ihn von seinem Weg zum Bundesliga-Profi abbrachte. "Nach der Verletzung habe ich mich auf einmal wertlos gefühlt - alles machte für mich keinen Sinn mehr. Ich war plötzlich wieder ein ganz normaler Junge - und genau das wollte ich nie sein", sagt Engels. Seine Reha habe dann fast zwei Jahre gedauert. Kleinere Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück.

Engels suchte sich psychologische Hilfe und wechselte 2017 nach Koblenz in die Regionalliga. Allerdings war "nichts mehr wie zuvor. Mein Körper wollte einfach nicht." Eine Schambeinverletzung setzte ihn weitere 15 Monate außer Gefecht.

Engels spielt mittlerweile in einer US-College-Liga

Mittlerweile spielt Engels in einer US-College-Liga für die Texas-Rio Grande Valley Vaqueros, träumt allerdings davon, nach Europa zurückzukehren. Über den Vorfall und seine verkorkste Karriere ist Engels immer noch nicht hinweg. "Einerseits mache mich gern ein wenig darüber lustig und rede mir ein, dass ich heute sonst nicht dort wäre, wo ich jetzt bin, andererseits tut es immer noch weh. Es ist für mich nicht so leicht, Bundesligaspiele anzusehen."

Engels erzählt, dass er inzwischen Fortschritte mache. Im Januar 2021 habe er zum ersten Mal "meinem Körper wieder vollständig vertraut". Seit einem halben Jahr sei er verletzungsfrei. "Ich fühle mich super und merke, dass ich plötzlich wieder besser werde. Ich kann mich wieder entwickeln, und mein Körper lässt es zu."

Engels sieht auch Positives an seinem Schicksal: "Selbst wenn es nichts mehr mit einer Profikarriere wird, bin ich trotzdem glücklich", sagt er. "Dann hat mir der Fußball eben die Tür zu einem Master-Abschluss, fünf Jahren Auslandserfahrung, perfekten Englischkenntnissen und einem globalen Netzwerk eröffnet."

Verwendete Quelle:

  • spox.com: "Ex-U17-Nationalspieler Jan Engels im Interview: 'Er hat doch super operiert, es war halt leider das falsche Bein'"
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