Auf den Färöer-Inseln schreibt der Landesmeister Fußball-Geschichte. Die Qualifikation für die Gruppenphase der Conference League ist dem KÍ Klaksvik nach zwei Siegen in der Champions-League-Qualifikation nicht mehr zu nehmen. Und auch der Sprung in die Gruppenphase der Europa League ist greifbar nahe. Der Held des Abends spielte vor Kurzem noch in der fünften Liga in Norwegen.
KÍ Klaksvik hat färöische Fußball-Geschichte geschrieben. Der Meister der Färöer-Inseln zog durch ein 4:3 im Elfmeterschießen gegen den schwedischen Meister BK Häcken in die dritten Qualifikationsrunde zur Champions League ein und hat damit mindestens die Teilnahme an der Gruppenphase der Conference League sicher. Held des Abends wurde Schlussmann Jonathan Johansson, der vergangene Saison noch als Feldspieler für den norwegischen Fünftligisten Majorstuen FK gespielt hatte. "Das ist so verdammt surreal", sagte der Torhüter. "Das ist das Größte, was dem Verein je passiert ist. Und bei weitem das Größte, was mir passiert ist."
Allrounder Johansson spielt nur noch zum Spaß
Als Verteidiger und eher zum Spaß hatte Johansson für den Majorstuen FK gespielt. Im Juni rief dann Klaksviks Coach Magne Hoseth an. Der als Elektriker arbeitende Johansson machte da gerade im Urlaub auf Rhodos. Seinem Team seien die Torhüter ausgegangen, sagte Hoseth.
Gegen Häcken parierte Johansson im Elfmeterschießen den letzten Versuch der Gastgeber und versetzte die 100 mitgereisten Fans in Ekstase. "Es ist, als wäre ich noch im Urlaub. Der beste Urlaub der Welt", sagte der Schlussmann, der 2022 seine Karriere eigentlich schon beendet hatte und eher aus Langeweile noch einmal in Majorstuen anheuerte.
Erstmals nimmt ein färöisches Team an der Gruppenphase eines großen europäischen Vereinswettbewerbs teil. Zudem ist mit Klaksvik seit 30 Jahren wieder eine Männermannschaft der Schafsinseln in der Endrunde des Europapokals vertreten. Letztmals hatte es HB Tórshavn 1993 in die Endrunde des mittlerweile abgeschafften Europapokals der Pokalsieger geschafft.
"Was für ein Team!"
"Tränen. Tränen der Freude", schrieb der Klub aus der mit 5.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt der Färöer-Inseln unmittelbar nach Schlusspfiff auf seinem Twitter-Account. "Was für ein Team. Was für ein Klub. Was für eine Stadt. Was für eine Geschichte. Unglaubliche Unterstützung. Das ist unwirklich." Der färöische Rundfunksender KVF schrieb über den KÍ-Coup: "Eine Sensation. Ja, das kann man wohl sagen."
3:3 (2:2, 0:0) hatte es nach Verlängerung in Göteborg gestanden. Zweifacher Torschütze war Arni Frederiksberg, der schon beim 3:0-Auswärtssieg gegen Ferencvaros zwei Tore erzielt hatte. Das Hinspiel zwischen Klaksvik und Göteborg hatte torlos geendet. Im Elfmeterschießen behielt die Elf des norwegischen Trainers Magne Hoseth schließlich den kühleren Kopf und machte so den Traum von der Europapokal-Endrunde wahr. 2020 war der Klub in den Playoffs zur Europa League noch knapp gescheitert.
Jetzt wartet der Molde FK auf Klaksviks Helden
Nach den Erfolgen über Ungarns Meister Ferencváros Budapest und BK Häcken muss die Reise für den Außenseiter noch nicht zu Ende sein. In der dritten Runde spielt Klaksvik gegen den norwegischen Meister Molde FK um einen Platz in den Playoffs zur Champions League. Molde ist ein Ex-Klub von Trainer Hoseth und auch der eines gewissen Erling Haaland. Bei einer Niederlage nach Hin- und Rückspiel (8./9. und 15. August) würde es in den Playoffs zur Europa League weitergehen.
"Es ist ein bisschen traurig, wenn man auf einem europäischen Abenteuer ist und zuerst nach Göteborg und dann nach Molde muss", kommentierte der Schwede Johansson die Abfolge der Gegner mit einem Anflug von Beleidigung und lachte: "Außerdem kommt meine Freundin aus der Nähe von Molde. Es hätte durchaus etwas exotischer sein können." (dpa/sid/hau)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.