Geht es um eine Professionalisierung des Fußballs der Frauen, hat inzwischen jede*r eine Meinung. Solange nur Argumente hin und her geschoben werden, ändert sich nichts. Alle Parteien müssen mit offenen Karten spielen.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer (FRÜF) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wenn es um das Thema Professionalisierung im Frauen-Fußball geht, ist die Frage keine nach dem Ob, sondern eine nach dem Wie. Nun könnte man erwarten, daraus würde sich bei allen, die sich mit dem Thema befassen, eine Art Grundkonsens ergeben. Eine Basis, von der aus man gemeinsam weiterarbeiten kann. Doch das ist nicht der Fall.

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Vielmehr ergibt sich ein Flickenteppich aus Aktionismus und Ideen, der bislang vor allem zu einer Konsequenz geführt hat, nämlich dass die Bewegung in der Summe viel zu gering bleibt. Das müssen sich am Ende alle Beteiligten, seien sie noch so wohlmeinend, vorwerfen lassen.

Konsens und Tempo, Streitkultur und Bedacht

Was der Fußball der Frauen mit Blick auf die Ligen braucht, ist Konsens und Tempo, aber auch Streitkultur und Bedacht. Was er aber auch braucht, ist Geld. Über Lösungen, woher das kommen soll, wird viel zu wenig gesprochen. Auch das muss sich dringend ändern.

Aus der Geschichte ergibt sich eine Verantwortung aufseiten des Verbandes. Ohne das Verbot für die Frauen, innerhalb der DFB-Strukturen zu spielen, und ohne die Beschränkungen, die den Fußballerinnen auferlegt wurden, als sie schließlich doch unters Verbandsdach kamen, wäre ihr Sport heute viel weiter. Für den DFB bedeutet diese Verantwortung auch eine finanzielle. Strategien alleine reichen nicht, es braucht substantielle Investitionen.

Keine Weiterentwicklung ohne Investitionen der Vereine

Ohne Investitionen der Vereine wird sich der Fußball der Frauen nicht weiterentwickeln. Im Ausland werden Spielerinnen bezahlt, mit Kleckerbeträgen sind sie nicht mehr zu halten. In der ersten und zweiten Liga braucht es ein Mindestgehalt, von dem Spielerinnen leben können, mit Luft nach oben. Auch in den Regionalligen muss das Geld für Akteur*innen angehoben werden. Das betrifft Spielerinnen, Trainer*innen und Staff, der zugleich erweitert werden muss auf ein Niveau, das signalisiert: Wir meinen das hier ernst.

Das A und O ist zudem eine Investition in eine Ausbildung junger Akteur*innen von Anfang an. Hierzu gehören neben Spielerinnen ihre Trainer*innen und das gesamte Umfeld. Die Debatte um die Schiedsrichterinnen und deren vermeintlich mangelnde Qualität zeigt dabei gerade, wie genau es nicht laufen darf: Erst werden Mädchen und Frauen systematisch benachteiligt, dann geraten sie in den Fokus einer Kritik, die sie unverschuldet trifft. Ausbilden, entwickeln und fördern, dieser Dreiklang ist für Frauen im Fußball an allen Punkten überfällig.

Was gleichzeitig verhindert werden muss, ist ein Gegeneinander untereinander, das in Sachen sportlichem Wettbewerb zwar zum Fußball gehört, aber nicht in Sachen Gesamtentwicklung gelten darf. Ja, es gibt Vereine in der ersten Liga, die ihre Hausaufgaben besser gemacht haben als andere. Ja, es ist nervig für deren Verantwortliche, zu realisieren, dass die Geschwindigkeit, die sie sich insgesamt wünschen, andere Clubs überfordert. Es ist aber die logische Folge dessen, wie nebensächlich der Fußball der Frauen letztlich von allen viel zu lang behandelt wurde.

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Eine Aufstockung der Ligen beispielsweise ist mittelfristig definitiv anzustreben, sie bringt aber nur dann etwas, wenn auch Vereine da sind, die beide Ligen dann bestreiten können. Sprich, es gibt Themen, die vorher ehrlich adressiert und gemeinsam gelöst werden müssen.

Ob das innerhalb bestehender Verbandsstrukturen oder in neuen Systemen passiert, ist ein Abwägungsprozess. Dabei sollten auf beiden Seiten eigene Partikularinteressen zur Seite geschoben und die Interessen der Spielerinnen in den Fokus genommen werden.

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