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POLEN: der Star
Der große Star ist der frühere Bayern- und heutige Barcelona-Torjäger Robert Lewandowski (35). Kaum ein anderer EM-Teilnehmer ist so abhängig von nur einem Spieler. Über 60.000 Fans, das legendäre Stadion in Dortmund, zurück in der alten Heimat - Lewandowski kann es gar nicht erwarten. "Das wird speziell für mich, die Vorfreude ist sehr groß. Es ist eine super Sache zurückzukehren", sagte der Superstar der Polen mit Blick auf die EM der "Sport Bild". Da, wo alles begann, wo Lewandowski einst zum Star aufstieg, könnte sich nun ein Kreis schließen.
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Die Erben
Bei der EM sind vor allem auch Lewandowskis Erben gefragt. Die Qualifikation war holprig, das Team von Trainer Michal Probierz musste den Umweg über die Play-offs gegen Estland und Wales nehmen. Doch das Potenzial ist da. Spieler wie Sebastian Szymanski (Fenerbahce Istanbul), Przemyslaw Frankowski (RC Lens), Nicola Zalewski (AS Rom/alle Mittelfeld) oder Jakub Kiwior (FC Arsenal/Abwehr) haben zuletzt mehr Verantwortung übernommen. Lewandowski, der vor zwei Jahren von Bayern München nach Barcelona gewechselt war, ist mittlerweile auch nicht mehr der wertvollste Spieler im Kader der Polen. Regisseur Piotr Zielinski (Bild), der nach der EM von der SSC Neapel zu Inter Mailand wechselt, steht laut "transfermarkt.de" nun mit 25 Millionen Euro an der Spitze.
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Die Aussichten
Als Vorrunden-Gegner von Frankreich, Österreich und den Niederlanden haben die Polen die wohl schwerste EM-Gruppe erwischt. Schon in der Qualifikation wurden sie hinter Tschechien und Albanien nur Gruppendritter. Eine Viertelfinal-Teilnahme wie 2016 in Frankreich wäre eine große Überraschung. Ein erneutes Vorrunden-Aus wie bei der Euro 2021 ist deutlich wahrscheinlicher.
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NIEDERLANDE: Dejavu?
In Holland träumen sie noch immer von der guten alten Zeit. Damals. Im Sommer 1988, als Stars wie Ruud Gullit (l.), Frank Rijkaard (r.) und Torschützenkönig Marco van Basten (M.) Oranje zum ersten und bis heute einzigen Titel führten. Entscheidend war nicht bloß das "Wie", es ist in der Retrospektive vor allem das "Wo". Ausgerechnet bei der EM in Deutschland gelang der Elf des legendären Rinus Michels der große Wurf. Seitdem waren die Niederlande mit Ausnahme der EM 2016 zwar bei allen EM-Turnieren dabei, kamen aber nur bis ins Halbfinale (1992, 2000, 2004). Bei Weltmeisterschaften stand die Elftal immerhin dreimal im Finale - doch sowohl 1974 als auch 1978 und 2010 gewannen jeweils die anderen.
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Der Trainer
Einer wird sich noch ganz genau zurückerinnern an jene rauschhaften Tage im Juni 1988 - Ronald Koeman. Zum einen hatte er als umsichtiger Libero großen Anteil am Erfolg, zum anderen sorgte er für den Eklat des Turniers, als er sich nach dem gewonnenen Halbfinale gegen Deutschland symbolisch das Gesäß mit dem Trikot von Olaf Thon abwischte - und damit für einen Tiefpunkt der deutsch-niederländischen Beziehungen sorgte. Es ist eine Erinnerung, die spätestens am 16. Juni wieder präsent werden dürfte. Das niederländische Auftaktspiel am 16. Juni gegen Polen steigt nämlich - genau wie seinerzeit das Halbfinale - in Hamburg.
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Bundesliga-Power
Für den Griff nach den Sternen vertraut Koeman auf das Siegel "made in Germany". Mit de Ligt (Bayern München, l.), Jeremie Frimpong (Bayer Leverkusen, r.), Ian Maatsen, Donyell Malen (beide Borussia Dortmund), Xavi Simons (RB Leipzig) und Wout Weghorst (TSG Hoffenheim) stehen gleich sechs Profis aus Deutschland im vorläufigen Kader. Wie viele von ihnen es auch in den EM-Vorrundenkrachern gegen Polen, Frankreich und Österreich in die Startelf packen, bleibt abzuwarten.
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ÖSTERREICH: der Trainer
Ralf Rangnick war heiß begehrt. Der FC Bayern baggerte intensiv am 65-Jährigen, es soll schon eine Einigung gegeben haben - ehe sich Rangnick doch für den Verbleib beim Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) und gegen ein Engagement beim deutschen Rekordmeister entschied. Er sei "mit vollem Herzen" österreichischer Teamchef, sagte Rangnick, der Kurier bezeichnete das Ja zum ÖFB als "Fußball-Märchen". In seinem Heimatland hat Rangnick mit dem Geheimfavoriten viel vor.
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Bundesliga-Power
13 Bundesliga-Profis stehen im vorläufigen Kader von Rangnick, darunter in Marcel Sabitzer (l.) von Champions-League-Finalist Borussia Dortmund, Konrad Laimer von Bayern München und Florian Grillitsch von der TSG Hoffenheim auch einige Leistungsträger. Xaver Schlager von RB Leipzig verpasst die EM mit einem Kreuzbandriss. Für Tore sollen unter anderem Michael Gregoritsch (r.) vom SC Freiburg und Patrick Wimmer vom VfL Wolfsburg sorgen.
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Historie
Erst dreimal war Österreich bei einer EM-Endrunde dabei, erstmals 2008 als Co-Gastgeber. Der größte Erfolg war das Erreichen des Achtelfinals bei der paneuropäischen EM vor drei Jahren - dort war in Wembley erst in der Verlängerung gegen den späteren Europameister Italien Endstation.
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Der Star
David Alaba wird nach seinem Kreuzbandriss Mitte Dezember nicht rechtzeitig fit, der ehemalige Bayern-Star wird in einer neuen Rolle aber trotzdem dabei sein. Der Profi von Real Madrid wird das Team vor Ort als "Bindeglied" unterstützen, er werde "nah an der Mannschaft sein", betonte Rangnick. Der flexible Defensivallrounder Alaba kommt bislang auf 105 Länderspiele. Als Star auf dem Platz ist Rekordnationalspieler Marko Arnautovic (Inter Mailand) dabei.
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FRANKREICH: die Stars
Auch nach den Rücktritten von Hugo Lloris, Raphaël Varane oder Karim Benzema hat Frankreich noch immer sehr viele Stars. Allen voran natürlich Kylian Mbappé (l.). Auch die Offensiv-Routiniers Olivier Giroud und Antoine Griezmann (r.) sind noch dabei. Im zentralen Mittelfeld ordnen die Real-Stars Eduardo Camavinga und Aurélien Tchouameni das Spiel.
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Der Trainer
Didier Deschamps ist eine absolute Konstante. Seit 2012 ist er im Amt, hat mehr als 150 Länderspiele auf der Bank absolviert. Mehr schafften nur Óscar Tabárez in Uruguay, Morten Olsen in Dänemark und Joachim Löw beim DFB. Nach Mário Zagallo und Franz Beckenbauer wurde er als Spieler und Trainer Weltmeister.
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Der Engel
Drei, vier Jahre ist es her, da galt N'Golo Kanté als bester Sechser der Welt. Ein kompromissloser Abräumer trotz seines stets so sanftmütigen Blicks; Schlüsselspieler beim WM-Triumph Frankreichs 2018 und dem Champions-League-Sieg des FC Chelsea 2021. Danach wurde es ruhig um Kanté: Zwei Jahre war er raus bei der Nationalmannschaft, seit dem vergangenem Sommer kickt der 33-Jährige in Saudi-Arabien. Umso überraschender kommt seine Nominierung für die EM. "Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft mit seiner Erfahrung stärker sein wird", sagte Trainer Deschamps. "Er ist ein Engel. Jeder mag ihn."
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Nervenschwäche
Dreimal stand Frankreich seit 2016 bei Großturnieren im Finale, triumphierte aber nur bei der WM 2018. Das liegt auch an der Elfmeterpanik, die das Nationalteam zuletzt ereilte. 2021 versagten Mbappé im EM-Achtelfinale gegen die Schweiz die Nerven. Im WM-Finale 2022 gegen Argentinien hießen die Unglücksraben Kingsley Coman und Aurelien Tchouameni. Wegen des Unheils vom Punkt forderte der technische Direktor des französischen Verbandes, Hubert Fournier, jüngst eine ganzheitliche Strategie. Trainer Deschamps reagierte pikiert: der Vorstoß sei "respektlos."