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DEUTSCHLAND: die Historie
Deutschland ist eine Turniermannschaft. Zumindest war das über Jahrzehnte so. Dies genügte für drei EM-Titel (1972, 1980 und 1996) sowie für drei Finalteilnahmen (1976, 1992 und 2008). Bei den Turnieren 1988, 2012 und 2016 stand die DFB-Auswahl zudem im Halbfinale. Die Ziele sind trotz der jüngsten drei Turnier-Enttäuschungen bei der Heim-EM groß. "Wenn wir an einem Turnier teilnehmen, sollten wir es auch gewinnen wollen", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann.
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Die Unterkunft
Wie schon bei den vergangenen Turnieren steigt der viermalige Weltmeister bei Partner adidas in Herzogenaurach ab. Die Wege zu den Vorrundenspielen in München, Stuttgart und Frankfurt sind nicht weit.
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Der Trainer
Für Nagelsmann ist es das erste Turnier als Bundestrainer. Nach den alarmierenden Niederlagen gegen die Türkei und Österreich im November hat der 36-Jährige Mut bewiesen und seinen Kader umgekrempelt. Er verzichtete für die EM auf gestandene Größen wie Leon Goretzka und Mats Hummels. Seinen Vertrag verlängerte er schon vor dem Turnier bis zur WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada, der Kontrakt soll aber eine Klausel im Falle des Ausscheidens in der Vorrunde beinhalten.
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Der Rückkehrer
Toni Kroos feierte im März beim furiosen 2:0-Erfolg in Frankreich nach fast drei Jahren sein Comeback in der Nationalmannschaft. "Wenn man Toni Kroos umarmt, er ist wie Stahl. Er hat einen unfassbaren Körper", lobte Nagelsmann den Fitnesszustand seines 34 Jahre alten Strategen. Nach dem Turnier ist aber endgültig Schluss. Kroos verkündete sein Karriereende. Der EM-Titel fehlt dem Weltmeister von 2014 noch in seiner bemerkenswerten Trophäensammlung.
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SCHWEIZ: die Aussichten
Seit 2014 erreichten die Schweizer bei jedem großen Turnier die K.o.-Runde, vor drei Jahren schafften sie es erstmals bei einer EM ins Viertelfinale. Die Eidgenossen gelten als stärkster deutscher Vorrunden-Gegner. Die Gruppenphase zu überstehen, ist daher auch diesmal das Minimalziel. Womöglich ist auch wieder das Viertelfinale drin.
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Der Leitwolf
Bei seiner Rückkehr in die Fußball-Bundesliga war Granit Xhaka gleich einer der Wegbereiter für die erste Meisterschaft von Bayer Leverkusen, jetzt will der Mittelfeldchef auch mit der Schweizer Nationalmannschaft glänzen. "Er ist unser wichtigster Spieler", sagt Nationaltrainer Murat Yakin: "Er ist Kapitän. Er führt die Mannschaft an. Man sieht bei jedem Training, dass er gewinnen möchte. Diese Fähigkeit und diese Qualität bringt in jeder Mannschaft einen Mehrwert."
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Der Trainer
Murat Yakin nahm als Spieler an der EM 2004 teil - die Schweiz scheiterte in der Vorrunde und holte keinen einzigen Punkt. Nun will Yakin das Team als Trainer zum Erfolg führen. Allerdings geben die jüngsten Resultate wenig Anlass zu Optimismus, vor allem offensiv haperte es. Zudem gab es Kritik, Yakin sei im Umgang mit seinen Spielern zu kumpelhaft. "Wir haben eine schwere Gruppe", sagte Yakin: "Aber vieles ist möglich."
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Die Bundesliga-Auswahl
Nicht nur Xhaka hat seine Spuren in Deutschland hinterlassen, der Kader ist voller aktueller und ehemaliger Profis aus der Bundesliga. Der Dortmunder Torhüter Gregor Kobel ist dabei, er wird sich aber erneut als Nummer zwei hinter dem früheren Gladbacher und Münchner Yann Sommer zufrieden geben müssen. Nico Elvedi, Manuel Akanji, Fabian Schär, Silvan Widmer, Ricardo Rodriguez, Xherdan Shaqiri, Renato Steffen, Denis Zakaria, Steven Zuber, Breel Embolo und Ruben Vargas - sie alle kennen einen Großteil der deutschen Mannschaft aus vielen Duellen in der Bundesliga.
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UNGARN: Puskas' Erben
Von den erfolglosen Jahren, in denen man sich 44 Jahre lang nicht für eine EM qualifiziert hatte, ist die aktuelle ungarische Nationalmannschaft weit entfernt. Seit 14 Spielen ist das Team des italienischen Trainers Marco Rossi ungeschlagen. Die letzte ungarische Nationalmannschaft, die eine solche Serie aufweisen kann, ist die "Goldene Elf" ("Aranycsapat") aus den 50er Jahren um Legenden wie Ferenc Puskas, Sandor Kocsis oder Nandor Hidegkuti. Bis zum legendären "Wunder von Bern" 1954 gegen die deutsche Mannschaft waren die Ungarn damals 31 Spiele unbesiegt geblieben. Dass auch die aktuelle Mannschaft so lange durchhält, ist unwahrscheinlich. Und dennoch: Unterschätzen sollte man Ungarn nicht.
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Die Mannschaft
2021 musste Dominik Szoboszlai noch verletzt absagen, jetzt steht der Mittelfeldspieler des FC Liverpool vor seinem ersten großen Turnier. Der 23-Jährige ist Kapitän sowie Dreh- und Angelpunkt im ungarischen Spiel, über den früheren Leipziger laufen alle Angriffe. Doch Szoboszlai ist bei weitem nicht der einzige bekannte Name im ungarischen Kader. Seine früheren Teamkollegen bei RB, Peter Gulacsi und Willi Orban, zählen wie auch Roland Sallai (SC Freiburg) oder Andras Schäfer (Union Berlin) zum festen Stamm. Aus den deutschen Ligen stehen zudem Attila Szalai (SC Freiburg) und Marton Dardai (Hertha BSC) im Kader.
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Der Trainer
Marco Rossi ist mittlerweile eine Institution in Ungarn. Der Italiener mit dem kahl rasierten Schädel hat als Vereinscoach lange in dem Land gearbeitet, ehe er im Juni 2018 den Belgier Georges Leekens als Nationaltrainer ablöste. Rossi, der in den 90ern auch mal eine Saison für Eintracht Frankfurt verteidigte, ist der Architekt des Aufschwungs.
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Die Aussichten
Die Ungarn sind zum dritten Mal nacheinander bei der EM dabei. 2021 schieden sie mit zwei Remis in der deutschen Hammer-Gruppe F als Vierter aus. Ungarn kann also mit den Großen mithalten - das schürt in der Heimat eine hohe Erwartungshaltung. Ein Aus in der Gruppenphase wäre diesmal eine Enttäuschung.
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SCHOTTLAND: der Trainer
Der frühere José-Mourinho-Assistent Steve Clarke trägt seit 2019 die Verantwortung für das Nationalteam. Nach zehn verpassten Welt- und Europameisterschaften führte er die Bravehearts bei der EM 2021 auf die große Fußball-Bühne zurück - vor allem mit den Grundtugenden des Spiels. Jetzt ist Schottland zum vierten Mal bei einer EM dabei. Der 60-Jährige soll auch die Zukunft weiter gestalten. Sein Vertrag läuft bis 2026.
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Der Anführer
Mannschaftskapitän Andrew Robertson könnte sich womöglich den ein oder anderen Tipp für das Eröffnungsspiel bei seinem Klubtrainer holen: Der 30-Jährige ist Spieler des FC Liverpool unter Jürgen Klopp. Im vergangenen Jahr erhielt Robertson, gemeinhin nur Andy gerufen, von Prinz William den Order of the British Empire verliehen - für seine Verdienste um das Spiel und seine gemeinnützige Arbeit. Er ist also ein "Sir".
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Die Tartan Army
Es ist kaum zu glauben, aber zum Eröffnungsspiel gegen Deutschland am 14. Juni in München (21.00 Uhr) werden bis zu 200.000 Schotten in der bayerischen Landeshauptstadt erwartet - sagte jedenfalls der schottische Generalkonsul der BBC. Davon werden offiziell nur 10.000 eine Karte für das Spiel haben, 35.000 fänden in der Fanzone im Münchner Olympiapark Platz. Der Rest der "Tartan Army" wird wohl die Biergärten bevölkern: Der "Hirschgarten" (8.000 Plätze), der "Chinesische Turm" (7.000) und der "Augustiner-Keller" (5.000) sind die drei größten.
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Die Aussichten
Schottland ist der große Außenseiter in der Gruppe, in der K.o.-Runde stand das Team noch nie. Unterschätzen sollte man die Tartan Army aber nicht. Das 0:0 gegen England bei der EM vor drei Jahren hat den Schotten Selbstvertrauen gegeben, dass man mit viel Kampf auch große Gegner ärgern kann.