Bayer Leverkusen fiebert einem historischen Wochenende entgegen. Für die perfekte Meisterparty drückt das Alonso-Team sogar den Bayern die Daumen.

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Fahnen und Plakate schmücken in der Stadt seit Tagen die Hausfassaden, Straßen und Autos, die einstigen Macher sehnen das Ende des "Vizekusen"-Fluchs herbei und den Spielern schießen bereits die Bilder der geplanten Meistersause durch den Kopf. Alles ist angerichtet für die Krönung einer Fabelsaison, nach Jahrzehnten vergeblicher Versuche, nach Pleiten und Tragödien soll bei Bayer Leverkusen an diesem Wochenende die Erlösung folgen möglichst ganz aus eigener Kraft.

"Du willst das nicht irgendwie auf der Couch mittags bei einem Wasser, einen Tag, bevor du selbst spielst", sagte Nationalspieler Jonas Hofmann, er hoffe, dass es Bayer am Sonntag (17:30 Uhr/DAZN) im Heimspiel gegen Werder Bremen selbst entscheiden könne. Auf eine Sofa-Meisterschaft haben sie in Leverkusen keine Lust, und so drückt der in eine andere Dimension enteilte Bundesliga-Tabellenführer am Samstag sogar noch dem abgehängten FC Bayern (und dem punktgleichen VfB Stuttgart) die Daumen.

Hofmann: "Da fließen vielleicht Tränen"

Sollten die beiden "Verfolger" nicht verlieren, könnte Bayer den Startschuss für eine rauschende Party selbst geben. "Es bedeutet alles, die Schale am Ende der Saison hochhalten zu dürfen. Das ist der Moment, da fließen vielleicht Tränen, das überkommt einen so, da lässt man seinen Emotionen freien Lauf", sagte Hofmann, auch Trainer Xabi Alonso kann es kaum erwarten: "Die Vorfreude ist groß. Sie kann nicht größer sein. Wenn wir gewinnen, sind wir Meister."

Ob das große Ziel zur Übermotivation führen könnte? "Wir sind sehr stabil im Kopf, motiviert, aber nicht übermotiviert", sagte Alonso, auch gegen Bremen müsse das Team erst einmal "90 Minuten Vollgas" geben. Danach steht dann auch einer Bierdusche nichts im Wege: "Ich werde bereit sein, wenn die Spieler um mich sind."

Party-Planungen in Leverkusen in vollem Gange

Die Party-Planungen in der 170.000-Einwohner-Stadt sind jedenfalls in vollem Gange. Im Stadion werden Klub-Legenden wie Reiner Calmund oder Rudi Völler mitfiebern, insgesamt dürfen 30.210 Fans live dabei sein. Ein städtisch organisiertes Public Viewing oder einen großen Busempfang vor dem Spiel wird es aufgrund von Sicherheitsbedenken hingegen nicht geben trotz des bevorstehenden "Wunders", wie es Oberbürgermeister Uwe Richrath bezeichnete.

Ähnlich dürften es auch die Verantwortlichen empfinden, die rund um die Jahrtausendwende die Entstehung des "Vizekusen"-Begriffs miterlebten. "Ich habe immer gesagt, das 'Vizekusen'-Image muss endlich weg! Jetzt ist es so weit. Jetzt haben wir Meisterkusen", sagte Ex-Trainer Klaus Toppmöller der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Für Christoph Daum, einst Coach bei der verspielten Meisterschaft 2000, wäre der Fluch "beendet", nun könne man sehen: "Selbst 'Vizekusen' kann Meister werden."

Und am Sonntag eine weitere Bestmarke einstellen. 42 Pflichtspiele ohne Niederlage zählt die irrsinnige Serie mittlerweile, am Sonntag kann Bayer den europäischen Rekord von Juventus Turin aus den Jahren 2011 bis 2012 einstellen. In 120 Jahren Vereinsgeschichte hat Bayer zwei Titel gewonnen, in dieser Saison könnte es gleich das Triple werden. Anders als 2002, als Bayer im Endspurt unter Toppmöller dreimal Zweiter wurde.

Bayer Leverkusen will "Geschichte schreiben"

Er habe Verständnis für die Euphorie der Fans, "aber bei mir als Vizekusen-Vertreter gilt: Ich spreche erst von der Meisterschaft, wenn es rechnerisch perfekt ist. Vorher nicht", sagte Ex-Manager Calmund dem SID: "Das hat natürlich auch mit meiner Vergangenheit zu tun. Das spielt sich automatisch ab, da habe ich Respekt. Ich habe so viele Vize-Meisterschaften erlebt, das geht nicht aus dem Kopf."

Und dennoch zweifelt niemand mehr am Titelgewinn in der Mannschaft schon gar nicht. "Jetzt wollen wir Geschichte schreiben. Wir werden alles dafür tun", sagte Granit Xhaka. Dann, meint Hofmann, "wird es hoffentlich unbeschreiblich nach dem Spiel". Im Stadion nicht auf dem Sofa. (SID/tas)

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