Die BVB-Fans regen uns auf, der HSV regt uns auf und Uli Hoeneß regt uns auch auf. Nur Christoph Kramer ist lustig. Unsere - wie immer nicht ganz ernst gemeinten - Lehren des 31. Spieltags der Bundesliga.

Eine Glosse

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1. Erkenntnis: Die BVB-Fans haben das mit der echten Liebe nicht verstanden

In der berühmt-berüchtigten Südkurve der Borussia aus Dortmund wurde am Wochenende ein vielzitiertes Plakat ausgerollt. Darauf stand: "Den Stellenwert des Derbys nicht verstanden. Versager!"

Eine wohlformulierte Kritik, die man einigen Fans nach dem vergangenen Wochenende in leicht abgewandelter Form gleich wieder vor die Füße rotzen kann: "Das mit der echten Liebe nicht verstanden. Versager!".

Das mag etwas harsch wirken, und ist es vielleicht auch. Aber wenn Fans die eigene Mannschaft wegschicken, die sich gerade im Kampf um die Champions-League-Plätze wirklich den Hintern aufgerissen hat und ganz offenbar den zugegebenermaßen furchtbar schwachen Auftritt im Revierderby auf Schalke damit wiedergutmachen wollte, wenn sie in die Kurve kommt, dann hat das einfach nichts mehr mit echter Liebe zu tun.

Obacht, jetzt wird es schwülstig! Denn echte Liebe ist bedingungslos und verzeiht auch schlimme Fehltritte. Echte Liebe, das gibt es zum Beispiel zwischen Mutter und Kind. So lästig das manchmal ist.

Da baut das Kind den ganzen Tag nur Mist, wird bei jedem Schwachsinn wütend und führt sich allgemein auf wie Jürgen Klopp an der Seitenlinie. Aber wenn es dann ganz kurz vor dem Schlafengehen nochmal einen einsekündigen, putzigen Moment hat, dann freut man sich trotzdem. Und das ist dann echte Liebe. Verstanden?

Aber hey, zur Verteidigung der BVB-Fans, der "Postillion" hat es ja schon im vergangenen November vermeldet: BVB ändert Vereinsmotto von "Echte Liebe" zu "Lass uns Freunde bleiben".

2. Erkenntnis: Der HSV macht uns irre

Wir haben extra nachgeschaut. Am 19.03.2018 hat die Autorin dieses Artikels vollmundig behauptet: Der HSV steigt ab. Wir haben uns festgelegt: Ein Team, das so konstant so dermaßen schlecht spielt, wird es trotz aller in vergangenen Spielzeiten zur Schau gestellten Überlebenstricksereien nicht noch einmal schaffen, sich in der ersten Liga zu halten.

Und jetzt?

Hören Sie dieses irre Lachen? Hihihihihihihihihahahahahahhahahahuhuhuhuhuhuhuhuhuhuhuhehehehehehehehehehehe. Das ist der völlige Wahnsinn, der hier gerade um sich greift angesichts der Tatsache, dass es der HSV doch wieder schaffen könnte mit dem Klassenerhalt.

Das liegt zum einen daran, dass sämtliche Mannschaften im Tabellenkeller scheinbar beschlossen haben, dass es in der zweiten Liga eh viel netter ist als ganz oben. Anders ist dieses Kollektivversagen von Mainz, Wolfsburg und Freiburg kaum zu erklären.

Und andererseits liegt es daran, dass sich die HSV-Spieler scheinbar endlich mal ihre individuellen Stellenbeschreibungen durchgelesen haben. So gelangte Torhüter Julian Pollersbeck zu folgender bahnbrechender Erkenntnis: "Manchmal bekommt man im Fußball etwas mehr aufs Tor. Dann ist es meine Aufgabe, die Bälle zu halten."

Und Lewis Holtby bemerkte äußerst akkurat: "Wenn ich trainieren und spielen würde wie eine Wurst, dann würde ich auch auf der Tribüne sitzen."

Also: Beim HSV werden jetzt Bälle gehalten und nicht mehr wie Würste gespielt.

Was uns zu einer echt nervigen Erkenntnis bringt: Die schaffen das wieder mit dem Klassenerhalt, zefix.

3. Erkenntnis: Manchmal sollte er einfach still sein, der Ulrich

Uli Hoeneß und Jupp Heynckes sind beste Freunde. Das weiß inzwischen ganz Deutschland, auch weil es Uli Hoeneß gerne immer wieder betont.

Dabei ist das Verhältnis der beiden auch deshalb so gut, weil sich Jupp Heynckes eine Art väterliche Beim-einen-Ohr-rein-beim-andern-raus-Haltung zugelegt hat, wenn Hoeneß mal wieder mit Aussagen übers Ziel hinausschießt. Wenn er danach darauf angesprochen wird, spricht er oft davon, "dass der Ulrich halt so sei", etwas überemotional, wenig durchdacht.

Und auch Rummenigge erklärte schon schmunzelnd, er kenne den Uli nun auch schon seit 43 Jahren. Will heißen: Eigentlich wissen alle in seinem Umfeld, dass man auf gewisse Hoeneß-Aussagen am besten einfach gar nichts geben sollte.

Eine Haltung, die wir uns vielleicht auch zulegen sollten, dann würden wir uns sicher weniger oft aufregen, oder hätten wahlweise auch mehr Energie, uns über andere wichtige Sachen aufzuregen, wie zum Beispiel ältere Leute, die im Supermarkt immer gleich "Zweite Kasse" plärren, auch wenn vor ihnen nur ein weiterer Kunde ist.

Oder auch Menschen, die jede Geschichte mit einer noch aufregenderen Geschichte kontern müssen. Oder Leute, die in öffentlichen Verkehrsmitteln zwanghaft nach einem Gesprächspartner suchen und obwohl man nur einsilbig auf ihre Lebensbeichte antwortet, weil man leider noch ein Minimum an Höflichkeit besitzt, danach gleich Handynummern tauschen wollen.

Sie sehen, es gäbe genug Menschen, die unseren Missmut verdient hätten. Und trotzdem haben wir uns am Wochenende doch wieder über Uli Hoeneß geärgert.

Genauer gesagt: über seine Antwort auf die Frage der "Bild", ob es denn für Real Madrid ein Vorteil sei, dass die Spanier am Wochenende kein Spiel hatten: "Wir gehen ja auch mit einer Pause ins Spiel. Heute war Pause", erklärte Hoeneß da frech.

Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass er mit "Wir" nicht sich selbst und Rummenigge meint. In dem Fall gäbe es nämlich tatsächlich rein gar keinen Grund sich aufzuregen, denn es dürfte doch sehr erholsam sein, an einem schönen Sommertag im April sich in der Allianz Arena die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen.

Sollte Hoeneß aber, wie wir ihm jetzt einfach mal unterstellen, mit "Wir" die Spieler des FC Bayern gemeint haben: Das ist das doch sehr despektierlich, um nicht zu sagen unverschämt dem Gegner aus Hannover gegenüber. Und offenbart außerdem wieder etwas, von dem wir dachten, dass es der FCB in der aktuellen Saison endlich unter Kontrolle gebracht hätte: eine Überheblichkeit angesichts der überragend früh gewonnenen Meisterschaft, die den Rekordmeister in den zurückliegenden Jahren regelmäßig um das Weiterkommen in der Champions League gebracht hatte.

Aber gut, nur weil es der Ulrich sagt, muss es ja noch lange nicht stimmen, gell.

4. Erkenntnis: Christoph Kramer hat echt Humor

Kennen Sie denn schon? Treffen sich zwei Beamte auf dem Flur. Sagt der eine zum anderen: "Na, kannst du auch nicht schlafen?"

Und? Tränen gelacht? Der ist aber auch gut! Haha.

Na gut, dann geben wir es eben zu. Beamtenwitze spielen in einer humoristischen Liga mit Mario Barth und seinen ewig gleichen Beobachtungen über Frauen. Kennste, ne? Kennste.

Wobei wir zugeben müssen, dass Christoph Kramers Beitrag zum Thema am Freitagabend schon eher auf einer gehobenen Klaviatur des Humors spielte. Dieser Freistoß gegen den VfL Wolfsburg, schnell, rotzfrech ausgeführt und im Nachgang garniert mit einem frechen Seitenhieb auf Deutschlands beliebteste Berufsgruppe ("Bei Freistößen herrscht das typisch deutsche Beamtentum: Der Ball steht still, alle orientieren sich erstmal. Dabei kann man doch einfach mal schnell spielen."). Ein echtes Schmankerl.

Sie haben den Freistoß nicht gesehen? Leider können wir Ihnen kein Bewegtbild der Szene zur Verfügung stellen, da wir nicht Milliarden von Euro für Bundesliga-Rechte in der Hosentasche haben, aber stellen Sie sich einfach folgende Szene als Freistoß vor. Das kommt ungefähr hin:

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