• Mats Hummels gehört aktuell zu den Leistungsträgern des BVB.
  • Aufgrund seiner Leistungen kann er sich sogar auf WM-Einsätze Hoffnungen machen.
  • Auch wenn seine medialen Vorstöße nicht immer gut ankommen.
Eine Kolumne
von Giorgos Christides
Diese Kolumne stellt die Sicht von Giorgos Christides dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Hummels kritisierte seine Teamkollegen in den vergangenen Wochen lautstark und öffentlich. Da war von "Social-Media-Fußball" und "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei" die Rede, womit die Stoßrichtung seiner Kritik klar war: Zu selbstverliebt spiele die Borussia, zu sehr vernachlässige man dabei grundlegende fußballerische Tugenden.

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Das Spiel in Frankfurt dürfte hingegen unter "Arbeitssieg" zu verbuchen sein. Insbesondere 2 Tore aus 7 Torschüssen (zum Vergleich: die Eintracht hatte 20) verdeutlichen eine in Dortmund oft vermisste Effizienz.

Kalkulierte Interviews und konstante Auftritte auf dem Platz

Mats Hummels und der BVB, das war spätestens seit seinem dreijährigen Intermezzo beim FC Bayern keine einfache Beziehung mehr. Insbesondere seine öffentlichen Auftritte und Interviews wirken für viele Fans einstudiert. Als Paradebeispiel gilt sein wutentbrannter Schlag gegen eine Werbebande nach einer Niederlage gegen Union Berlin vor zwei Jahren. Hummels habe gezielt einen Ausraster inszeniert, so der spöttische Vorwurf. Trotz herausragender Erfolge genoss der 33-Jährige bei den Fans nie das gleiche Ansehen wie andere verdiente Mitspieler, etwa Sebastian Kehl, Marcel Schmelzer oder Marco Reus.

Auch in der Mannschaft werden seine medialen Vorstöße nicht unbedingt nur positiv aufgenommen: Emre Can etwa machte keinen Hehl daraus, dass er von Hummels' jüngsten Äußerungen nicht besonders viel hielt. Auch das Verhältnis zu BVB-Kapitän Marco Reus soll seit jeher eher auf Koexistenz beruhen. So ganz wird man dem Routinier damit aber nicht gerecht, denn zwei Faktoren werden gerne ausgeblendet.

  • Erstens: Hummels ist einer der konstanteren Dortmunder Spieler und verkörpert im Grunde das, was er öffentlich selbst einfordert. Völlig herausragende Leistungen (etwa das 0:0 gegen Manchester City, das ihm die Auszeichnung als "Man of the Match" bescherte) sieht man bei Hummels zwar seltener, allerdings sucht man bei ihm ebenso vergebens völlig gebrauchte Auftritte.
  • Zweitens: Mit seiner Kritik ist der Nationalspieler auf einer Linie mit Edin Terzics Philosophie. Körpersprache, Lauf- und Zweikampfbereitschaft, unkompliziertes Spiel - für all diese Dinge ist der Dortmunder Trainer schließlich angetreten. Dass Hummels diese Tugenden notfalls auch öffentlich einfordert, ist insofern nur konsequent. Schließlich gilt es auch mit der Dortmunder Wohlfühloase zu brechen, in der es sich der eine oder andere Spieler seit Jahren bequem gemacht hat.

WM 2022: Hummels' letzte Chance auf ein großes Turnier?

Für den Routinier steht momentan auch ein WM-Einsatz in Katar auf dem Spiel. 2019 neben Thomas Müller und Jerome Boateng noch Opfer des Löw‘schen Generationenwechsels, gehörte Hummels bei der Europameisterschaft 2021 wieder zu den Leistungsträgern. Unter Hansi Flick kamen jedoch andere Innenverteidiger zum Zug, nicht selten auch die Dortmunder Teamkollegen Nico Schlotterbeck und Niklas Süle.

Es wäre vermutlich die letzte Gelegenheit des Weltmeisters von 2014, noch einmal bei einem großen Turnier aufzulaufen. Gleichzeitig ist sein Alter das größte Argument gegen eine Nominierung - schließlich ist Flick auch angetreten, um einen Umbruch einzuleiten und die Mannschaft zu verjüngen. Dies könnte bedeuten, dass man lieber jüngere Spieler erste WM-Luft schnuppern lässt.

Angeblich soll es eine Absprache zwischen dem Verteidiger und dem Bundestrainer geben: Hummels darf sich weiter Hoffnungen auf eine Nominierung machen, muss aber im Zweifel auch eine Rolle als Reservist akzeptieren. Das mag für Beobachter wie Lothar Matthäus schwer vorstellbar erscheinen, aber vielleicht sehen wir ja gerade eine Entwicklung in der Karriere des Mats Hummels. Zu den von ihm eingeforderten Grundtugenden dürfte schließlich auch die Bereitschaft gehören, das eigene Ego zurückzustellen und teamdienlich zu handeln - notfalls von der Bank aus.

Verwendete Quellen:

  • SZ.de: Can hält Hummels-Kritik für falschen Weg
  • sport.sky.de: Hummels und Götze zur WM? Matthäus nennt die Voraussetzungen
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