Beim Kantersieg im Supercup gegen Eintracht Frankfurt deutete der FC Bayern schon an, was sich Niko Kovac in der anstehenden Saison erwartet. Der Trainer probierte ein paar Dinge aus - darunter neue Rollen für seine beiden Flügelspieler.

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Die Bayern dürfen sich nach dem 5:0-Sieg über Eintracht Frankfurt mal wieder Supercup-Sieger nennen. Und sie haben Revanche genommen für die Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen die Eintracht.

Soweit so gut. Aber die eigentlichen Herausforderungen stehen dem Rekordmeister und vor allen Dingen seinem neuen Trainer erst noch ins Haus - an 34 Spieltagen in der Bundesliga sowie im DFB-Pokal und der Champions League.

Viele Fragen an Niko Kovac

Nur wenn Trainer Niko Kovac in mindestens zwei der drei Wettbewerbe einen Titel holt, kann man ihn auch erfolgreich nennen.

Dabei hat der neue Trainer eine funktionierende Mannschaft übernommen - und angesichts der eher dezenten Münchener Maßnahmen auf dem Transfermarkt sieht es mehr nach einer Saison der Konsolidierung als nach Neuerfindung aus.

Oder plant Kovac doch die große Revolution? Was hat der neue Trainer mit den Bayern vor? Ein paar Antworten lieferte die Supercup-Partie gegen Frankfurt bereits.

1. Bayern scharf in ihren Aktionen

Die Bayern waren scharf in ihren Aktionen, was einen elementaren Unterschied zu den letzten Partien der vergangenen Saison darstellte.

Nach dem Aus in der Königsklasse gegen Real Madrid ließ die Mannschaft die Saison nur noch austrudeln, einzelne Spieler verloren den Faden und heraus kamen Ergebnisse wie jenes im Pokalfinale oder beim 1:4 im letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart.

Das ist eine sehr entscheidende Veränderung, denn nur mit der nötigen Motivation und Sieger-Mentalität sind Weltklassespieler auch wirklich Weltklassespieler.

Dass die Münchner richtig heiß waren, spiegelte sich auch in der Chancenverwertung wider. Wie in besten Zeiten zeigte der Rekordmeister eine Eiseskälte vor dem gegnerischen Tor, fast jede seiner Chancen führte auch zu einem Treffer.

Kovac profitiert dabei sicherlich vom Umstand, dass die meisten Schlüsselspieler nicht allzu viele Einheiten während der Vorbereitung verpassten. Die deutschen Nationalspieler waren früher als erwartet wieder zurück von der WM, auch Dreifachtorschütze Robert Lewandowski und Thiago sowie die beiden Flügelspieler Franck Ribery und Arjen Robben, die den kompletten Sommer frei hatten.

2. Ein paar Eintracht-Komponenten

Kovac mischte einige jener Komponenten ins bayerische Spiel, mit denen er in Frankfurt so erfolgreich war. Die Bayern glänzten nicht mit Ballbesitz und absoluter Dominanz, sondern ließen die Eintracht gerade zu Beginn erstaunlich oft und lange den Ball in ungefährlichen Zonen spielen.

Die defensive Kompaktheit war Kovac’ oberstes Gebot - und daran anschließend ein schnelles Umschaltspiel in der Offensive.

Beides war in den letzten Jahren kein bayerisches Kernthema, weil es für diesen Kader fast schon ein wenig anrüchig wirkt und nach Underdog-Fußball aussieht.

Da ist Kovac aber offenbar sehr pragmatisch veranlagt, für die Partie gegen seinen Ex-Klub jedenfalls legte er diese taktische Marschroute fest - und sie dürfte durchaus häufiger in dieser Saison das Mittel zum Zweck werden.

3. Neue Rollen für die Flügelspieler

Die wohl prägnanteste Änderung im Spiel der Bayern war die Rolle der Flügelspieler. In Abwesenheit der WM-Fahrer hatte es Kovac im einen oder anderen Testspiel schon mit einem sehr zentral spielenden Ribery ausprobiert.

Gegen die Eintracht schickte er nun sogar beide Flügel-Oldies - Ribery und Robben - ins Halbfeld.

Die Eintracht konnte mit dieser Art des Positionsspiels der Bayern nicht gut umgehen, wodurch sich immer wieder freie Bahnen für die nachstoßenden Außenverteidiger oder Thomas Müller, der eigentlich zentral aufgestellt war, ergaben.

Die Bayern waren deshalb in ihren Angriffen sehr variabel, spielten mal schnell durch die Mitte, dann durch die Halbspur oder eben ganz klassisch über die Flügel. Und auch das Stilmittel der Flanke, gerne auch aus dem Halbfeld, kam immer wieder zum Einsatz.

Verzichtet wurde dagegen fast komplett auf den alten Guardiola-Plan, erst vollen Druck auf dem einen Flügel herzustellen und dann mit einer schnellen Verlagerung den anderen Flügelspieler in eine Eins-zu-Eins-Situation zu bringen.

Überhaupt: Ribery und Robben dribbelten kaum. Sie sind auch merklich langsamer geworden, weswegen sie von Kovac nun auch weiter in der Mitte eingesetzt werden. Das dürfte aber auch für Serge Gnabry, Kingsley Coman oder Müller gelten, die ebenfalls ihre Einsätze auf dem Flügel bekommen werden.

Robert Lewandowski wird sich dafür bedanken - weil er mehr Unterstützung im Zentrum bekommt. Auch ein Grund, warum er gegen Frankfurt gleich dreimal getroffen hat - und die Münchner fast im Alleingang zum ersten Titel der Saison geschossen hat.

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