Das Lauterer Pokal-Märchen ist auch jenes des Friedhelm Funkel. Im gesetzten Alter von 70 Jahren greift eine Legende der Bundesliga, die diese Bezeichnung auch verdient, als Trainer zum dritten Mal nach dem DFB-Pokal. Als Spieler und Trainer in den beiden Bundesligen ist Funkel nach Einsätzen unerreicht.

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Für Friedhelm Funkel schließt sich mit dem Einzug mit dem 1. FC Kaiserslautern ins Endspiel des DFB-Pokals ein großer Kreis. Als Spieler verlor Funkel 1981 mit dem FCK das Finale um den Pokal gegen Eintracht Frankfurt. Das passierte ihm 25 Jahre danach - mit Eintracht Frankfurt und diesmal als deren Trainer - erneut. Diesmal war der FC Bayern München zu stark. So war es auch 1998 gewesen, als Funkel den MSV Duisburg ins Pokalendspiel führte und erneut den Bayern gegenüberstand. Einmal jedoch, 1985, als Spieler von Bayer Uerdingen, gelang Funkel im Finale durch einen 2:1-Erfolg die Überraschung gegen die Münchner.

Friedhelm Funkel hat im Fußball alles erlebt

Als 70-Jähriger hat Funkel im Fußball alles erlebt, was schon die angeführten Querverweise und Ausflüge in seine sportlich abwechslungsreiche Vergangenheit zeigen. Dass der Fußball "die schönsten Geschichten" schreibt, entfuhr Funkel nach dem 2:0-Sieg im DFB-Pokal-Halbfinale im Derby beim 1. FC Saarbrücken im ARD-Interview. Und er erzählte die von Marlon Ritter.

Der fußballerisch vielleicht begabteste Spieler in Funkels FCK-Kader habe begeistert bemerkt: "Trainer, dass wir beide mal im Finale sind, hätten wir 2017 auch nicht gedacht." Damals kam Ritter unter Trainer Funkel bei Fortuna Düsseldorf kaum zum Zug.

Sechs Aufstiege in die Bundesliga sind Rekord

Die Fortuna ist in der direkten Nachbarschaft von Funkels Heimatverein VfR Neuss daheim. Funkel winkt mit ihr im Pokalendspiel ein Wiedersehen, sollte die Fortuna das Derby-Halbfinale beim Meisterschaftsanwärter Bayer Leverkusen gewinnen. Düsseldorf gehört zu den fünf Vereinen, die Funkel als Trainer aus der 2. Bundesliga in die Bundesliga zurückgeführt hat. Dies war 2018 der Fall. Insgesamt sechs Aufstiege in die Bundesliga - die ersten beiden mit Uerdingen - hat als Trainer in Deutschland sonst niemand vorzuweisen.

Funkel, oft verkürzt als "Feuerwehrmann" abgetan, hat insofern immer wieder jenen Schaden repariert, den er oder Kollegen nicht hatten verhindern können: den Abstieg aus der Bundesliga.

Friedhelm Funkel hat auch international Geschichte geschrieben

Um den erneuten Absturz des 1. FC Kaiserslautern in die Drittklassigkeit zu vermeiden, arbeitet Funkel seit dem 14. Februar 2024 als Nachfolger von Dimitrios Grammozis am Betzenberg, den er als Spieler aus seiner Zeit von 1980 bis 1983 bestens kennt. Damals gehörte Funkel zu der legendären Lauterer Elf, die im Viertelfinale des Uefa-Pokals 1981/82 mit 5:0 über Real Madrid hinwegfegte. In Uerdingen kam 1985/86 im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger ein ebenso spektakuläres 7:3 über Dynamo Dresden hinzu. An dem Abend traf Friedhelm Funkel nicht, dafür dreimal sein Bruder Wolfgang, der später auch in Kaiserslautern kickte.

In der Sammlung seiner Trainerstationen fehlten die Roten Teufel Friedhelm Funkel noch, der vereinstechnisch nie im höchsten Regal unterwegs war, sondern immer dann gefragt war, wenn es sportlich kriselte. 1991 trat Funkel in Uerdingen seinen ersten Posten als Cheftrainer an. Seitdem heuerte er in Duisburg und Rostock an, gleich zweimal beim 1. FC Köln, arbeitete bei Eintracht Frankfurt, Hertha BSC, beim VfL Bochum, bei Alemannia Aachen, dem TSV 1860 München und Fortuna Düsseldorf. Funkel gelang es stets, die richtige Ansprache zu finden und aus bescheidenen finanziellen Möglichkeiten das Optimum herauszuholen. Den schönsten Fußball konnten und durften Funkel-Teams nie spielen. Die Zweckmäßigkeit und das Ergebnis standen und stehen stets im Vordergrund.

Fast 1.000 Pflichtspiele als Trainer

Drei Jahre nach seinem letzten Engagement in Köln ist der Einzug mit Lautern ins Pokalfinale der Paukenschlag, mit dem sich Funkel, der von seinen 935 Pflichtspielen als Trainer mehr verloren als gewonnen hat, auf der großen Bühne zurückmeldet.

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Verhindern will und muss er seine dritte Teilnahme an Relegationsspielen. Die drohen ihm mit Kaiserslautern. Auch in dieser Hinsicht hat er schon fast alles erlebt. 2011 scheiterte Funkel mit Bochum an Mönchengladbach, als er den VfL wieder in die Bundesliga hieven wollte. Zehn Jahre danach verhinderte Funkel Kölns Abstieg in die 2. Bundesliga in der Relegation gegen Holstein Kiel. Damit wurde er seinem Image als Retter gerecht. 2024 in Kaiserslautern darf es ein bisschen mehr sein - vielleicht sogar der dritte Pokalsieg nach 1990 und 1996. Einen besseren Abgang könnte es für Funkel, der sich eigener Aussage nach auch nach weit mehr als 1.000 Pflichtspielen als Spieler und Trainer bester Gesundheit erfreut, nicht geben.

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