Niki Lauda ist tot. Der dreifache Formel-1-Weltmeister, Pilot und Unternehmer ist am 20. Mai 2019 im Alter von 70 Jahren verstorben. Ein Nachruf.
Niki Lauda war bereits zu Lebzeiten eine Legende und – neben
In einem Interview mit der Zeitung "Kurier" äußerte sich
Anfang August 2018 wurde bekannt, dass sich Lauda einer Lungentransplantation unterziehen musste. Er verließ die Klinik am 25. Oktober 2018. Grund für den Eingriff waren Spätfolgen seines Unfalls im August 1976. Den überlebte Lauda wie durch ein Wunder. Er starb knapp 43 Jahre später im Kreise seiner Familie.
Der schlaue Knabe aus gutem Haus
Andreas Nikolaus Lauda wurde am 22. Februar 1949 in Wien in eine einflussreiche Industriellenfamilie geboren. Mit 15 Jahren kaufte sich der junge Niki einen VW-Käfer, mit dem er auf elterlichem Grund laut eigenen Angaben "jeden erdenklichen Blödsinn machte".
Sein Onkel Heinz fuhr damals Gokart, war Motorsportfan und nahm Niki zu seinem ersten Grand Prix mit. "Danach war mir klar, dass meine Prioritäten nicht in der Schule liegen würden. Mein Maturazeugnis habe ich gefälscht, damit die Eltern Ruhe geben", sagte Lauda einst in einem Interview mit der "Zeit".
Unterstützung von der Familie gab’s für seine Ambitionen nicht. Im Gegenteil: Lauda dachte, mit der Sparkasse seinen ersten lukrativen Sponsor gefunden zu haben. Aus dem Deal wurde jedoch nichts, da der im Aufsichtsrat der "Sparkasse" sitzende Großvater die Summe nicht genehmigte, was dem Verhältnis nicht sehr zuträglich war. "Der Bruch war endgültig. Ich habe nie mehr was von ihm gehört", offenbarte Lauda später.
Mit Vollgas Richtung Weltmeister-Titel
Nach Erfolgen in mehreren Motorsportklassen startete Lauda am 15. August 1971 beim Großen Preis von Österreich für das Team March-Ford erstmals in einem Formel-1-Rennen. Er fiel zwar aus, sein enormes Talent blieb aber niemandem verborgen.
Nach Cockpits bei den Teams March-Ford und B.R.M. bot ihm für 1974 schließlich der große Enzo Ferrari einen Vertrag an. Gemeinsam führte man die "Scuderia" nach einem Seuchenjahrzehnt wieder zu sportlicher Relevanz. Schon im April 1974 gelang Lauda sein erster Grand-Prix-Sieg in Spanien. Im Jahr darauf holte er seinen ersten Weltmeistertitel.
Am 1. August 1976 dann der tragische Unfall auf der Nordschleife des Nürburgrings: Laudas Ferrari 312T2 prallte mit Tempo 220 gegen eine Felswand, schleuderte die Fahrbahn entlang und ging in Flammen auf.
Die Piloten Brett Lunger, Guy Edwards und Harald Ertl versuchten, Lauda zu retten, doch erst Arturo Merzario gelang es, dessen Sicherheitsgurte zu lösen. Es dauerte über eine halbe Minute, bis man ihn aus dem brennenden Wrack herausbekam. Fünf Tage lang kämpften die Ärzte nach diesem "Barbecue", wie Lauda selbst es immer nannte, um sein Leben. Mit Erfolg.
Der Wahnsinn ging weiter
Nur 42 Tage nach dem Crash saß Lauda wieder in seinem Boliden. Koma, Verätzungen der Lunge und hochgradige Verbrennungen schienen offenkundig rasch vergessen.
Wäre da nicht das letzte Saisonrennen im japanischen Fuji gewesen, hätte das Stehaufmännchen vermutlich sogar seinen Vorjahrestitel verteidigt.
Doch Lauda steuerte an diesem Tag seinen Ferrari im strömenden Regen freiwillig an die Box und überließ seinem britischen Fahrerkollegen James Hunt, mit dem er sich stets unglaubliche Duelle lieferte, den Titel.
"Ich wollte mich nicht ein zweites Mal umbringen", meinte Lauda danach. Ein Jahr später heimste "Niki nationale" aber doch seinen zweiten Titel ein, um sich 1979 mit einer legendären Begründung von der Formel 1 zu verabschieden: "Ich bin draufgekommen, dass es in meinem Leben Sachen gibt, die wichtiger sind, als mit dem Auto im Kreis zu fahren."
Das nächste unglaubliche Comeback
Seine neu gewonnene Freizeit zum Aufbau seiner Fluglinie Lauda Air. Doch letztlich vermisste Lauda das "im Kreis fahren". Und so kehrte der Wiener 1982 mit McLaren in die Königsklasse zurück, um vier weitere Jahre seinen Boliden um die Kurven zu wuchten.
1984 gewann er fünf Rennen und krönte sich mit nur einem halben Punkt Vorsprung auf Alain Prost zum dritten Mal zum Weltmeister – bis heute der geringste Abstand, mit dem der Titel entschieden wurde.
In der darauffolgenden Saison gewann Lauda in Zandvoort sein 25. und letztes Rennen. Danach verabschiedete er sich für immer vom aktiven Rennsport.
Der schwärzeste Tag in Laudas Leben
Nicht der Tag seines Umfalls am Nürburgring, sondern der 26. Mai 1991 wurde zum schwärzesten in Niki Laudas Leben. Eine halbe Stunde nach dem Start seiner Lauda-Air-Maschine "Mozart" stürzte diese über dem thailändischen Dschungel ab. Keiner der 223 Passagiere und 18-köpfigen Besatzung überlebte.
"Ich werde nie vergessen, wie ich an dem Tag ins Büro kam. Die Spera von der 'ZiB' (Anm. d. Red.: Danielle Spera, damalige "Zeit im Bild"-Moderatorin) hat mich angerufen und gesagt, es gebe Gerüchte, mein Flugzeug wäre abgestürzt. Da sie sich nicht sicher war, habe ich gesagt: 'Vor drei Wochen habt’s mich angerufen und geglaubt, ich wäre bei einem Unfall ums Leben gekommen.' Ich dachte, es wäre ein Missverständnis wie bei der Unfall-Falschmeldung", erklärte der Airline-Chef 2014 in einem "Kurier"-Interview. Es handelte sich leider um keine Falschmeldung.
Laudas akribische Ursachenforschung
Der geschockte Lauda traf bald danach an der Unglücksstelle im thailändischen Urwald ein. Die Bilder von ihm mit seinem roten Kapperl und bestürztem Gesichtsausdruck zwischen den unzähligen Flugzeugtrümmern gingen um die Welt.
Akribisch setzte er alles daran, die Unfallursache zu klären. "Die schwierigste Aufgabe in meinem Leben", urteilte er später. Aber er löste sie: Ein defektes Ventil, das die Schubumkehr aufgehen ließ, die wiederum die Maschine unkontrollierbar machte, war die Ursache des Absturzes.
Lauda weiter: "Nach dem Unfall wurden vom kleinsten Privatflugzeug bis zum größten Airbus alle Flugzeuge weltweit technisch so modifiziert, dass die Schubumkehr nie mehr aufgehen konnte."
Ein gutes Gespür für das "Big Business"
Niki Laudas Vielseitigkeit zeigte sich auch in seinem Geschäftssinn und seinen wirtschaftlichen Erfolgen. Er gründete mit der Lauda Air, die in der AUA aufging, und der Billigfluglinie Niki zwei Fluglinien.
Die Mehrheit an Niki gab Lauda 2011 an Air Berlin ab, bekam bei der Zerschlagung der Fluggesellschaft Anfang 2018 jedoch im zweiten Anlauf den Zuschlag für Niki. Dafür kooperierte er mit Ryanair, der er im März 2018 einen Anteil an Niki verkaufte.
Auch als Berater und Kommentator in seinem alten Motorsport-Genre reüssierte der dreifache F1-Weltmeister. Von 1993 bis 1995 fungierte er als Berater beim Ferrari-Team und stellte von 1995 bis Ende 2017 Lauda seine Formel-1-Expertise dem Sender RTL zur Verfügung.
Darüber hinaus war er von 2001 bis 2002 Rennleiter und Teamchef beim Formel-1-Rennstall Jaguar sowie von 2012 bis zu seinem Tod Aufsichtsratsvorsitzender des Formel-1-Teams von Mercedes.
Österreichs messerscharfer Analytiker
Niki Lauda war eine große Persönlichkeit mit einer Vielzahl an Facetten. Er war ein talentierter und überaus erfolgreicher Sportsmann. Er war ein Perfektionist, der einst Motoren, Kurse und Konkurrenten minutiös studierte, um sie besiegen zu können. Und er war ein messerscharfer Analytiker, der komplexe Sachverhalte gut auf den Punkt brachte.
Was bleibt, ist, die Kappe zu ziehen vor dieser großen Persönlichkeit und ihrer gewaltigen Lebensleistung. An ein Leben nach dem Tod glaubte Niki Lauda nie. "Nein. Wenn ich tot bin, bin ich tot. Dann ist alles aus", sagte er einst in seiner typischen Art dem Nachrichtenmagazin "News". Niki Lauda hinterlässt fünf Kinder und seine Frau Birgit.
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