In der Formel 1 spricht man nur ungerne darüber, wie gefährlich der Sport ist. Max Verstappen und Carlos Sainz denken nicht groß darüber nach. Es sei denn, es geht um ihre immer noch aktiven Väter.

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Es gibt Orte, an denen der Tod in der Formel 1 näher ist als sonst. In Suzuka zum Beispiel, weil dort Jules Bianchi 2014 verunfallte und neun Monate später an den Folgen verstarb. Immer noch halten die Fahrer bei einem Grand-Prix-Wochenende an dem Unfallort inne und denken an den Franzosen, der gegen einige der heutigen Piloten gefahren ist und zum Beispiel ein guter Freund von Charles Leclerc war.

Doch auch wenn der Tod näher ist, bedeutet das nicht, dass die Fahrer gerne darüber sprechen. Obwohl der Sport immer sicherer wird.

"Um ehrlich zu sein, ziehe ich es vor, nicht über diese Dinge nachzudenken", sagte Weltmeister Max Verstappen nach seinem Sieg am Wochenende in Suzuka der Presse. Er versucht, es pragmatisch zu sehen. "Ich weiß, dass der Sport gefährlich sein kann, aber ich kann auch unter der Dusche ausrutschen und mir das Genick brechen. Man muss es also in den richtigen Kontext stellen."

Es könne viel passieren, betonte er, und man könne viel darüber nachdenken, "aber ich denke, es ist besser, nicht zu viel darüber nachzudenken." Immer wieder werden die Piloten auf der Strecke daran erinnert, wie schnell es im Motorsport lebensgefährlich werden kann, wie zum Beispiel beim heftigen Feuerunfall von Romain Grosjean 2020 in Bahrain.

Sensibler Umgang mit einem ernsten Thema

Dass Verstappen und Kollegen sensibel mit dem Thema umgehen, zeigte sich am Wochenende in Japan, als Daniel Ricciardo und Alex Albon kurz nach dem Start crashten. Danach wurden zahlreiche Funksprüche eingeblendet, wie sich die Fahrer besorgt nach dem Zustand der beiden Kollegen, die nach dem Unfall wohlauf waren, erkundigten. Wie Sky-Experte Ralf Schumacher während der Übertragung verriet, war die empathische Anteilnahme per Funk nach einem Unfall früher eher die Ausnahme.

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Trotzdem: "Gefahr ist keine Sache, die mir im Leben durch den Kopf geht", sagte Ferrari-Pilot Carlos Sainz. "Ich denke nur an Gefahr, wenn ich einen schlimmen Unfall sehe, oder zum Beispiel neulich, als ich mit dem Fahrrad dort vorbeifuhr, wo Jules verunglückte. Dann hält man inne, um über so einen unglücklichen Unfall und die schlimme Situation nachzudenken, die sich an diesem Tag ereignet hat. Aber wir alle lieben, was wir tun. Es kann alles Mögliche passieren, aber wir genießen es alle."

Papa Verstappen und Papa Sainz bekommen nicht genug

Das tun übrigens auch Papa Verstappen und Papa Sainz, beide ebenfalls Rennfahrer. Eigentlich Ex-Rennfahrer, doch beide können es auch im fortgeschrittenen Alter nicht lassen. Jos Verstappen, 52 Jahre alt und früher in der Formel 1 unter anderem der Teamkollege von Michael Schumacher, hat die Rallye-Leidenschaft für sich entdeckt. Und Carlos Sainz Senior, immerhin schon 62 und eine Rallye-Legende, bekommt von seinem Sport auch nicht genug.

Die beiden Söhne machen sich größere Sorgen um ihre Väter als um sich selbst. "Ich persönlich spüre die Gefahr mehr für meinen Vater als für mich. Auch weil er 62 ist und in seinem Leben schon so viele Risiken eingegangen ist, dass ich ihm immer wieder sage: 'Warum machst du weiter und weiter und weiter, wenn du zu Hause sein und mit mir Golf spielen oder Zeit mit meiner Mutter verbringen könntest?'", sagte Sainz.

Doch sein Vater will die ebenso legendäre wie auch berüchtigte Rallye Dakar und zwei, drei weitere Events unbedingt machen, "und es gibt keine Chance, ihn vom Gegenteil zu überzeugen", sagte Sainz. Natürlich auch, weil der Spanier immer noch mithalten kann. In diesem Jahr gewann er mit Audi die Dakar.

Wer hat die spektakuläreren Crashes?

"Vielleicht ist deine Mutter froh, dass er das macht? Sie hat ein bisschen freie Zeit!", scherzte Verstappen. Sainz weiß aber, dass es seinem Vater guttut, zumindest noch hin und wieder seiner großen Leidenschaft nachzugehen. Auch wenn Unfälle bei einer Rallye noch einmal ein anderes Kaliber sind als bei einer Rundstrecke. Verstappens Vater hat vor drei Jahren mit dem Rallyesport begonnen. "Und wenn ich seine Onboards sehe, denke ich, dass er definitiv in größerer Gefahr ist als ich", sagte Verstappen.

Sainz verriet, dass sein Vater und Jos Verstappen zuletzt sogar zusammenstanden und einander ihre Crashes zeigten. "Jetzt teilen sie ihre Unfälle und ihre Momente, nach dem Motto: 'Schau, schau! Was denkst du?'", sagte Sainz Junior. Verstappen betont, er habe großen Respekt vor den Leuten, die Rallye fahren.

"Wir sind hier auf einer Strecke, die normalerweise mit Wänden und so etwas ausgestattet ist, um einem Aufprall standzuhalten", sagte er. Und erklärte: "Ein Baum bewegt sich normalerweise nicht. Ich denke, Rallyefahren ist ein bisschen gefährlicher."

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