Bei der Ankunft beschließen wir rasch, das Wohnmobil stehenzulassen und in den nächsten Tagen auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Im Zentrum von Wien gibt es einfach zu viele Gebiete, die für Wohnmobile nicht zugänglich sind. Der auch im Winter geöffnete Reisemobil-Stellplatz liegt direkt hinter einer Häuserreihe, abgetrennt durch einen hohen Zaun. Gut gefällt uns, dass die U-Bahnlinie U6 nur wenige Meter entfernt ist. Von der Station Perfektastraße lassen sich unsere Ziele gut erreichen. Je nachdem was man besichtigen möchte, lohnt sich ein Vienna-Pass oder eine City-Card, bei denen auch der Nahverkehr, allerdings teilweise mit Zubuchung, inklusive ist.
Bummeln durch die Innenstadt
Rund um den Stephansdom hängen stimmungsvolle Lichterketten. Während sich die Sonne hinter den Hausdächern duckt, beginnen die Glocken des Doms zu läuten. Wer nahe genug am Südturm steht, dem "Steffl", spürt ein ganz leichtes Beben im Brustkorb. In die Glockenstube sind es über 340 Stufen. Nach dem Aufstieg pocht das Herz schneller. Beim Treppensteigen ist uns richtig warm geworden. Kurz Luft holen und dann die spektakuläre Aussicht über die Innenstadt genießen.
Nach einem Bummel bis zum Rathaus landen wir vor der Tanzschule Rueff. Sie bietet speziell für Wien-Besucher sogenannte Hop-on-Walzerstunden an. Wir sind allerdings zu spät dran und hören nur noch die letzten Takte von "An der schönen blauen Donau". Der Ohrwurm von Johann Strauss begleitet uns bis zum Abend.
Das nasskalte Wetter treibt uns am nächsten Tag ins Museum. An Tagen, deren Datum mit einer Drei enden, sowie Samstagen erlebt man Film- und Nachkriegsgeschichte mit Gerhard Strassgschwandtner im privaten Dritte Mann Museum. Gemeinsam mit seiner Frau Karin Höfler stemmt er das Zwei-Personen-Projekt seit 2005: "Ein bisschen verrückt muss man schon sein, um so ein Museum zu führen." Ganz wichtig ist ihm auch, dass "Der dritte Mann" quasi Türöffner zur Wiener Zeitgeschichte ist. "Die Jahre nach 1945 hat man in Österreich verdrängt", findet der Museumsleiter.
Daher sei der britische Film hier nach drei Wochen bereits abgesetzt worden. Inzwischen läuft der Klassiker regelmäßig im Burg-Kino. Bevor die Führung im Museum losgehen kann, muss er allerdings noch eine der drei Türen zum Museum öffnen. Direkt vom Gehsteig geht es in die Zeit des Schwarz-Weiß-Films. Unter den rund 3.000 Exponaten, alles Originale, wie er betont, gibt es viele Schätze. So wie das Original-Drehbuch des Schauspielers Trevor Howard mit handschriftlichen Ergänzungen. Auch die Filmmusik war eine Sensation. "Es war eher ein Zufall, dass Regisseur Carol Reed und Autor Graham Greene in einem Weinlokal auf den Zitherspieler gestoßen sind", weiß der Österreicher. Anton Karas wurde durch die Filmmusik weltberühmt und führte sogar die US-Charts an.
Wiener-Klassiker: Die Kaffeehäuser
Nach so viel Geschichte ist es Zeit für eine Pause. Nur einen halben Kilometer entfernt liegt das Kaffeehaus Sperl. Zwar gibt es hier neben dem klassischen Ober auch Serviererinnen, was im "echten Kaffeehaus" tabu ist, aber dafür auch einen freien Tisch. Sonntagnachmittags schweben neben den Tabletts mit kleinem und großem Braunen, großem und kleinem Espresso dank Klavierspielern auch die Töne bekannter Klassiker durchs Café. Nach Kaffee und Torte tut der Spaziergang gut, der uns in eine ganz andere Welt führt – und zwar aus Eis. Seit 1867 ist der Wiener Eislauf-Verein eine Institution in der Innenstadt mit der größten und ältesten Eisbahn. Schlittschuhe kann man sich ausleihen. Wir drehen auf rund 6.000 Quadratmetern unsere Runden, ganz schön anstrengend.
Der blaue Himmel am nächsten Tag passt zum Besuch im Schloss Schönbrunn. Dazu gehört auch ein Park mit Tiergarten, Palmen- und Wüstenhaus. Die Gloriette oberhalb des Schlosses bietet einen tollen Blick auf Wien und ein Café mit Glühwein zum Aufwärmen. Ein Schlossrundgang führt in die Prunk- und Wohnräume und in die Zeit von Kaiserin Elisabeth, bekannt als Sisi.
Bevor es zum Stellplatz zurückgeht, wollen wir zu einem der Konzerte in der Augustinerkirche, laut Gerhard Strassgschwandtner "die beste Kirchenmusik Wiens". Sie gehört zum Albertina-Trakt der Hofburg. Vom Josephsplatz betreten wir die Kirche. Ins Auge fällt die Grabpyramide mit einem dunklen Tor, das ins Totenreich führt. Über die Georgskapelle gelangt man in die Loretokapelle, "Herzgrüftl" genannt, die Urnen mit Herzen von Mitgliedern des Kaiserhauses enthält. Dann setzt die Orgel ein und die Zeit scheint für einen Moment stillzustehen.
Zu guter Letzt machen wir noch einen Abstecher in die Vollpension. In diesem ungewöhnlichen Café gibt es nicht nur Gebäck nach früheren Rezepten, sondern auch Backkurse von Senioren. Die Idee hinter der Generationen-Community: Wo gibt’s den besten Kuchen und die leckersten Plätzchen? Richtig, bei der Oma. Und wie wir jetzt wissen: in der Vollpension in Wien.
Camping-Tipps
Camping Wien West
Infos und Adresse: Hüttelbergstraße 80, 1140 Wien, mit einer Pause im Februar ganzjährig geöffnet, Reservierung nicht möglich.
Reisemobil-Stellplatz Wien
Infos und Adresse: Perfektastraße 49, 1230 Wien, ganzjährig.
Weitere Camping-Tipps für Frühling und Sommer:
Aktiv Camping Neue Donau
Infos und Adresse: Am Kleehäufel, 1220 Wien, von Mitte April bis Ende September geöffnet.
Donaupark Camping Klosterneuburg
Infos und Adresse: In der Au 1, 3400 Klosterneuburg, Mitte März bis Anfang November geöffnet. © Promobil
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.