Das Baby von Prinz William und Herzogin Kate ist da! Nur wenige Stunden nach der Geburt hält das royale Elternpaar den Nachwuchs in die Kameras. Doch statt Freude überwiegt bei den Müttern in unserer Redaktion ein anderes Gefühl: Mitleid. Mitleid für eine Mutter, die zu diesem Zeitpunkt vieles tun sollte - aber keinesfalls im hübschen Kleid für die Öffentlichkeit posieren.
Eine Geburt ist ein wahrlich magisches Ereignis. Jeder, der diesen Moment schon mal erleben durfte - ob als Mutter oder Vater - weiß: Hat das Kind erstmal das Licht der Welt erblickt, ist eine Pause angesagt. Die frischgebackene Mama muss sich von den Strapazen der Geburt erholen, die diese nun mal mit sich bringt - völlig gleich, wie leicht oder turbulent sie verlief.
Beckenboden? Hält nichts mehr. Blutungen? Enden leider nicht mit der Nachgeburt. Schmerzen? Hat man auch nach den Wehen noch, und sei es nur beim Milcheinschuss.
Keine, wirklich keine Mutter, sollte sich zu diesem Zeitpunkt Gedanken darüber machen müssen, ob ihre geschwollenen Füße in hübsche Schuhe passen oder wo genau sich in der Kliniktasche der Lockenstab versteckt hat.
Nina-Carissima Schönrock: Eine Frau muss nach der Geburt allein Mutter sein dürfen
Die Duchess of Cambridge kann nur sieben Stunden nach der Niederkunft schon wieder aufrecht stehen? Allein über diese Tatsache hätte sich meine Katheter-Wechsel-Workshop-Gruppe in meinem Krankenhaus köstlich amüsiert.
Mein Krankenhaus nenne ich es liebevoll, weil ich wirklich viel Zeit darin verbracht habe mit der Geburt und Nachsorge meiner Tochter und mir selbst. Und der Workshop fand an Tag drei nach dem großen Ereignis statt, weil davor weder ich noch meine Mitstreiterinnen in den anderen Klinikzimmern in der Lage waren, überhaupt das Bett zu verlassen.
Es gibt einen guten Grund, warum es "Wochenbett" heißt. Das hat nichts mit antiquierten Ansichten zu tun, sondern schlichtweg mit Vernunft. Du bist erschöpft, dein Körper ist am Ende, dein Baby braucht dich. Und niemand sonst.
Die Einzigen, denen man in solch einer Situation danken sollte, sind Hebammen, Ärzte und die Liebsten, die einem während der Geburt beistanden.
Die Bevölkerung muss sich hier, bei allem Interesse, hinten anstellen. Königliches Protokoll hin oder her: Wer eine Frau zu diesem Zeitpunkt in die Öffentlichkeit zerrt, verlangt ihr nicht nur Unzumutbares ab.
So ein Auftritt vermittelt auch ein völlig illusorisches Bild, das vor allem denjenigen im Gedächtnis bleibt, für die eine Kate eine Vorbildfunktion ausfüllt.
Katrin Schäfer: Komplikationen? Gibt es nicht. Klar.
Die Geburt meines Sohnes sollte ganz anders verlaufen: Spontan, möglichst natürlich und einigermaßen zügig.
Doch stattdessen musste das Spektakel zehn Tage nach dem errechneten Termin eingeleitet werden und nach einer gefühlten Ewigkeit im Kreißsaal endete ich schließlich im OP: Kaiserschnitt.
Sieben Stunden nach der Geburt hatte ich mit Herzogin Kate dementsprechend ungefähr so viel gemeinsam wie mein OP-Hemdchen mit dem Jenny-Packham-Outfit der royalen Mama.
Hätte ich meinen Sohn der Weltpresse vorführen wollen (nicht, dass das zur Diskussion stand), die Krankenschwestern hätten mich samt Katheter und Blutdruckgerät im Bett liegend vor die Tore des Krankenhauses rollen müssen.
Ich finde es schon nach einer unkomplizierten, schnellen Spontangeburt mehr als waghalsig, sich in einem luftigen Kleidchen vor die Kameras zu stellen. Doch was mich wirklich beschäftigt: Was hätte Kate eigentlich gemacht, hätte sie einen Kaiserschnitt gehabt?
Sabrina Schäfer: Wer sowas erwartet, verdient einen Kinnhaken
Ich habe keine Ahnung, was ich sieben Stunden nach der Geburt meines Sohnes gemacht habe. Da ist ein großes schwarzes Loch.
Vielleicht habe ich kurz geschlafen. Es wäre nur logisch nach 27 Stunden Wehen, einer ausgefallenen PDA und sonstigen Lästigkeiten, die mit so einer Geburt eben einhergehen.
Aber eins ist sicher: Hätte mir jemand gesagt, ich solle doch jetzt bitte ein hübsches Kleid anziehen, meine bis zu den Kniekehlen hängenden Augenringe überschminken und dann meinen geschundenen Körper in Stöckelschuhen (!) nach draußen bewegen, um der versammelten Weltpresse zuzuwinken, ich hätte vermutlich meine letztes bisschen Kraft gebündelt und demjenigen einen gezielten Kinnhaken verpasst.
Dann hätte ich meine surfbrettgroße Binde gewechselt, das sexy Netzhöschen, das man in der Klinik umsonst bekommt, zurechtgerückt. Ich hätte mich wieder ins Bett gelegt und mit meinem Neugeborenen gekuschelt. So.
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