- Wenn Papa oder Mama positiv auf das Coronavirus getestet werden, beginnt eine harte Zeit für die ganze Familie.
- Mediziner geben Tipps: Wie Sie mit der Situation umgehen und was Sie vermeiden sollten.
Steckt sich ein Familienmitglied mit Corona an, ist das schlimm genug. Komplizierter kann die Situation werden, wenn es Mama, Papa, oder - noch schlimmer - beide gleichzeitig erwischt und kleine Kinder mit im Haushalt leben.
Der Kinderarzt Jakob Maske kennt das Problem. "Wir haben häufig positive Eltern, deren Kinder negativ sind." Und was macht man dann? "Man könnte natürlich sagen, dass die Kinder das ja einfach durchmachen sollen, weil es ja kein Problem für sie sei - doch so einfach ist das nicht", warnt der Mediziner.
Warum man auch bei Kindern nicht einfach eine Ansteckung in Kauf nehmen sollte:
- Auch wenn es selten ist: Eine Covid-19-Erkrankung kann auch bei Kindern einen schweren Verlauf nehmen.
- Entzündungen aller Art sind ein möglicher Auslöser für bestimmte Krankheiten, zum Beispiel Typ-1-Diabetes. Genau wie andere Infektionen kann Corona dazu beitragen.
Wie Kindern die Isolation erklären?
Somit ist es wichtig, sich im Fall einer Infektion möglichst zu isolieren, sofern die Kinder noch keine Symptome zeigen. Maske ist allerdings auch bewusst, dass das je nach Alter der Kinder schwer umsetzbar sein kann - je jünger sie sind, desto komplizierter wird es wahrscheinlich.
Wie soll man einem Zweijährigen erklären, dass man ihn gerade nicht knuddeln kann?
"Selbstisolation zu erklären, ist wahnsinnig individuell, und gerade bei kleinen Kindern schwer", sagt Maske. Bei ihnen sei es sicher oft nicht zu verhindern, dass sie Kontakt aufnehmen wollen. "Das ist schon sehr eingreifend und für die Kinder nicht immer gut verständlich. Es gibt hier leider auch kein Geheimrezept - es hilft nur, viel und einfühlsam erklären", sagt er.
Bei Kindern im Schulalter sei dies gut möglich, meint Hubertus Adam. Er ist Chefarzt an der psychiatrischen Klinik für Kinder und Jugendliche in Eberswalde. Bei Mädchen und Jungen im Kita- oder Säuglingsalter erübrige sich das jedoch.
FFP2-Maske auf dem Flur tragen
Ob eine Isolation praktisch möglich ist, hängt natürlich auch von den Räumlichkeiten ab: "Vielleicht kommt auch eine andere Lokalität dafür infrage", schlägt Kinderarzt Maske vor, beispielsweise eine andere Etage in einer Maisonette-Wohnung.
Doch auch auf kleinerem Raum ist eine Trennung möglich: "Man kann ja auch sagen, man isoliert den Elternteil in seinem Zimmer und der sollte eine FFP2-Maske tragen, wenn er etwa durch den Flur auf die Toilette geht", schlägt der Mediziner vor.
Kinder nicht allein lassen
Und trotz allem: "Auch im Falle einer Corona-Infektion ist es wichtig, dass Kinder emotional gut versorgt sind und zum Beispiel von den Eltern ins Bett gebracht werden", sagt Hubertus Adam. Es sei gefährlich, Kinder in solch einer beängstigenden Situation - meiner Mama oder meinem Papa geht es schlecht - allein zu lassen.
Ist es denn in Ordnung, das Kind kurz in den Arm zu nehmen?
Klar ist, dass das Risiko einer Ansteckung mit der Länge des Kontakts steigt. "Ein kurzer Kontakt ist nicht so gefährlich wie ein langer", sagt Maske dazu. Zugleich gibt er zu bedenken: "Dennoch kann das Virus auch bei einem kurzen Drücker übertragen werden."
Die grundsätzlichen Corona-Regeln sollten in so einer Situation besonders beherzigt werden. "Händewaschen und gutes Durchlüften ist neben Masketragen und Abstand auf jeden Fall sinnvoll", sagt Maske. Es sei eine kurze schwere Zeit, die man da gemeinsam durchmache.
Der fittere Elternteil muss ran
Wie Eltern sich das in der Praxis aufteilten, hängt auch vom Gesundheitszustand der jeweiligen Person ab. Im Zweifel müsse der gesunde, oder - falls beide infiziert sind - fittere Elternteil die Sorgearbeit eben für eine gewisse Zeit auffangen, damit sich der andere auskurieren könne, sagt Adam. "Das ist in stabilen Familien in der Regel auch kein Problem, fünf oder sechs Tage lässt sich das mal überbrücken." Schwieriger sei das in sozial schwächeren Familien, in denen Kinder sich in so einer Situation vielleicht selbst überlassen sind.
Doch was ist, wenn Eltern sich schuldig fühlen, weil sie ihre Kinder am Ende auch noch mit Corona anstecken? "Häufig treten deswegen Schuldgefühle auf, das ist auch verständlich, aber nicht angebracht", findet Professor Adam. Niemand stecke einen anderen absichtlich an.
Es kann aber natürlich auch alles gut gehen, selbst wenn die Selbstisolation nicht wie gewünscht gelingt. "Wir haben auch Fälle von Familien, die nicht isoliert waren und wo trotz engen Kontaktes keine Ansteckung erfolgte", sagt Kinderarzt Maske. "Aber darauf darf man nicht vertrauen." (dpa/af)
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