Was der Impfkalender empfiehlt, wird gemacht – oder doch nicht? Eltern können in Deutschland frei entscheiden, ob sie ihre Kinder impfen lassen oder nicht. Lesen Sie hier, was dafür spricht und was dagegen.
Es wird für viele Eltern immer mehr zu einer Glaubensfrage: Impfen ja oder nein? Beschäftigt man sich eingehender mit diesem Thema, wird man mit Pro- und Contra-Argumenten schier überfrachtet. Denn: In Deutschland gibt es keine Impfpflicht. Die Ständige Impfkommission (STIKO) gibt lediglich Empfehlungen für Schutzimpfungen. Vor allem junge Eltern müssen sich also frühzeitig mit dieser Frage auseinandersetzen. Denn Kinder sollen laut Impfkalender bereits ab der sechsten Lebenswoche gegen bestimmte Krankheiten immunisiert werden.
Was beim Impfen im Körper passiert
Es ist nur ein kleiner Pikser – doch was wird beim Impfen eigentlich in den Körper geleitet und was löst es aus? Bei der Impfung spritzt der Arzt abgetötete oder abgeschwächte Krankheitserreger in den Körper, manchmal auch nur Teile von ihnen. Das Immunsystem reagiert sofort auf den Impfstoff, es erkennt ihn als natürlichen, krankmachenden Erreger und bildet Antikörper dagegen. Das Abwehrsystem merkt sich diese Eindringlinge, sodass der Körper bei einer späteren Infektion mit den gleichen Erregern bereits über Antikörper verfügt – und die Krankheit umgehend bekämpfen kann.
Da der Körper für die Bildung dieser Abwehrstoffe kräftig arbeiten muss, reagiert er häufig mit leichtem Fieber oder anderen harmlosen Nebenwirkungen. Trotzdem ist der gespritzte Erreger im Normalfall harmlos, er verhindert wirksam das Ausbrechen der Krankheit bei einer späteren Infektion.
Was der Impfkalender empfiehlt
Die STIKO gibt einmal jährlich einen Impfkalender mit umfangreichen Informationen heraus. Er informiert, gegen welche Krankheiten in welchem Alter und in welchen Intervallen geimpft werden sollte. Die angegebenen Zeitabstände berücksichtigen die Frist, die zum Aufbau eines Impfschutzes mindestens notwendig ist. Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern wird empfohlen, so früh wie möglich zu impfen – manche Impfungen sind sogar nur innerhalb eines engen Zeitfensters möglich.
Impfung gegen Masern und der sogenannte Nestschutz
Langzeitfolgen von Impfungen wurden und werden kaum untersucht. Jedoch gibt es beispielsweise zur Impfung gegen Masern einige Untersuchungen, die sowohl Argumente für als auch gegen das Impfen liefern.
Bei Masern handelt sich nicht – wie oft angenommen – um eine reine Kinderkrankheit. Da Masern hochansteckend sind, erkranken einfach nur die meisten Menschen bereits als Kinder. Mittlerweile stecken sich jedoch auch immer mehr Jugendliche und Erwachsene an. Je älter man bei einer Masernerkrankung ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für schwere Komplikationen wie einer Gehirnentzündung – im Kindesalter treten solche schweren Krankheitsverläufe deutlich seltener auf.
Wer einmal an Masern erkrankt ist, erwirbt eine lebenslange Immunisierung. Diese überträgt sich sogar von der Mutter auf ihr Neugeborenes, weswegen Kinder in den ersten Lebensmonaten geschützt sind. Mütter, die gegen Masern geimpft wurden, geben diesen Schutz allerdings nicht an ihre Babys weiter. Dies ist mit ein Grund, weshalb zunehmend Säuglinge an Masern erkranken. Sie sind für eine Impfung noch zu jung, ihre Abwehrkräfte noch zu schwach. Aus diesem Grund verläuft eine Masernerkrankung bei Babys ebenfalls oft mit Komplikationen. Um diese im schlimmsten Fall tödlich verlaufende Krankheit auszurotten und vor allem die Erkrankung von Babys zu verhindern, ist eine möglichst flächendeckende Immunisierung notwendig.
Impfen: Pro und Contra
Viele Eltern sind überzeugte Verfechter einer frühzeitigen Immunisierung – denn aus welchem Grund sollte man ein Risiko eingehen, wenn es doch einen wirksamen Schutz gegen viele ernsthafte Erkrankungen gibt? Andere Eltern argumentierten heftig dagegen: Sie sind überzeugt, dass der Körper eines Kindes erst einmal ein voll funktionsfähiges Immunsystem aufbauen sollte, bevor man ihn mit Krankheitserregern konfrontiert.
Argumente für das Impfen:
- Impfungen bieten bestmöglichen Schutz vor teils sehr gefährlichen Krankheiten.
- Um gefährliche, gar tödliche Krankheiten ausrotten zu können, müssen möglichst viele Menschen geimpft sein.
- Mit einer Impfung schützt man auch die Mitmenschen.
- Das Impfrisiko ist sehr gering, die Nebenwirkungen in der Regel minimal.
- Impfstoffe gehören zu den sichersten Arzneimitteln.
- Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern können einige Krankheiten tödlich verlaufen.
Argumente gegen das Impfen:
- Es können mitunter sehr schwere Nebenwirkungen auftreten, wenn auch selten – über die man in der Regel kaum bis gar nicht informiert wird.
- Langzeitfolgen sind nicht erforscht und werden auch nicht untersucht.
- Die Pharmaindustrie schürt ein Stück weit die Angst vor gefährlichen Krankheiten: Sie ist profitorientiert und verfolgt daher eigene PR-Strategien.
- Der Beweis der Wirksamkeit von Impfstoffen beruht weitgehend auf Statistiken und dem Anstieg an Antikörpern im Blut.
- Kinderkrankheiten sind für gesunde Kinder nicht gefährlich.
- Unabhängige Studien existieren praktisch nicht.
Eine gut abgewogene Entscheidung treffen
Zum Thema Impfen gibt es viele Meinungen – manche erscheinen sehr extrem. Beim Impfen gibt es jedoch nicht nur Schwarz und Weiß – vielleicht halten Sie einige Impfungen für unverzichtbar, andere wiederum für weniger sinnvoll: All das ist legitim. Für Eltern steht umfangreiches Informationsmaterial zur Verfügung, mit dessen Hilfe sie die Argumente dafür und dagegen sorgsam abwägen können. Viele Eltern empfinden es auch als hilfreich, sich mit anderen Eltern auszutauschen – idealerweise mit Eltern sowohl von geimpften als auch von nicht geimpften Kindern. © 1&1 Mail & Media
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