2021 brach Herpes beim Turnier in Valencia aus, mehr als 80 Pferde hatten Symptome, auch vier deutsche Pferde starben. Jetzt gibt es wieder einen Herpes-Ausbruch bei Turnieren: In Oliva wurden vier Fälle bestätigt, im belgischen Lier war es ein Fall. Erste Folge: Das Turnier in Spanien wurde abgesagt.
Es sollten drei fröhliche und sportliche Wochen werden. Und das auch noch unter spanischer Sonne. Doch dann kamen traurige Nachrichten aus dem spanischen Oliva: "Das Organisationskomitee der Mediterranean Equestrian Tour in Oliva Nova, Spanien, hat den zweiten Teil seiner Frühjahrstour abgesagt, nachdem vier Pferde am Veranstaltungsort positive Tests auf das Pferdeherpesvirus EHV-1 abgegeben haben", teilten die Veranstalter auf Facebook mit. "Die vier Pferde, die positive Tests zurückgegeben haben, sind fieberhaft, zeigen aber keine Anzeichen einer neurologischen Erkrankung", heißt es in der Mitteilung weiter.
Die Nachricht schlug in der Reiterwelt ein – und weckte schreckliche Erinnerungen an 2021. Damals brach bei dem Turnier in Valencia Herpes aus. Fast 100 Pferde waren betroffen, 18 Pferde starben. Betroffen war damals auch U25-Talent Tim-Uwe Hoffmann: Der Springreiter musste von seinem Erfolgspferd Casta Lee FRH Abschied nehmen. Damals kritisierten viele Sportler, dass die Verantwortlichen zu spät reagiert hätten. Und: Zeugen berichteten von schrecklichen Zuständen in Valencia. "Es herrscht totales Chaos", sagte ein Zeuge gegenüber "equnews". "Es fühlt sich an wie ein Kriegsgebiet, ein Krieg gegen das Virus. Pferde fallen einfach auf den Boden, erschöpft von ihrem eigenen Kampf gegen das Virus", beschrieb der Zeuge die damaligen Zustände.
Oliva: 82 Pferde kamen in Quarantäne
In Oliva konnte der aktuelle Herpes-Ausbruch scheinbar schneller unter Kontrolle gebracht werden. Zuerst wurden "zehn Pferde am Veranstaltungsort gemäß den FEI-Veterinärbestimmungen in Isolation gebracht, nachdem sechs von ihnen fieberhaft waren", so die Veranstalter. "Keiner von ihnen zeigte Anzeichen einer neurologischen Erkrankung. Alle zehn Pferde waren im selben Zelt am Veranstaltungsort untergebracht gewesen, bevor sie in Isolation gingen." Erste Tests zeigten: Vier Pferde sind erkrankt.
Kurz darauf die nächste Entscheidung: Alle 82 Pferde, die im selben Zelt wie die vier erkrankten Pferde untergebracht sind, müssen mindestens eine Woche auf dem Gelände bleiben. Erst nach zwei negativen Tests dürfen sie nach Hause gebracht werden. Die anderen Pferde – insgesamt waren 989 Pferde am Start – durften nach einer tierärztlichen Untersuchung abreisen. Vor etwa einer Woche teilten die Veranstalter auf Facebook mit, dass die restlichen 56 Pferde auch nach Hause gebracht werden dürfen, sobald sie die strengen Testvorschriften des Sportverbands "Fédération Equestre Internationale" (FEI) und der "Federal Veterinary Authority" erfüllen.
14 der Pferde bekamen schon grünes Licht für die Abreise. Zehn Pferde ohne signifikanten klinische Symptome wurden, um weitere Ansteckungen zu verhindern und für weitere Untersuchungen ins Universitätskrankenhaus in Valencia gebracht. Aufgrund der Entwicklung am Veranstaltungsort sei man zuversichtlich, dass die für den 4. bis 23. April angesetzte Sprint MET IV (der vierte Teil der Frühjahrstour) wie geplant stattfinden werde.
In Lier wurden 26 Pferde von der FEI gesperrt
Auch im belgischen Lier bestätigte der Weltreiterverband einen Herpes-Fall. Danach wurde bei einem Pferd, das bereits Symptome aufwies, Herpes nachgewiesen. Es wurde, wie auch weitere 25 Kontaktpferde, gesperrt. Das heißt: Die Pferde dürfen vorerst an keinen FEI-Veranstaltungen teilnehmen. Sie müssen für 21 Tage in Isolation, dabei muss zweimal täglich Fieber gemessen werden. Die Entlassung aus der Isolation kann nur auf Anraten eines Tierarztes erfolgen. Um "entsperrt" zu werden und Zugang zu FEI-Veranstaltungen zu erhalten, müssen die Pferde alle Vorschriften erfüllen, so die FEI in einer Mitteilung.
Ob der erneute Ausbruch bei einem großen Turnier Konsequenzen haben wird, steht noch nicht fest. Nach dem Horror von Valencia wurde beim Weltreiterverband zwar heftig diskutiert. Auf eine Impfpflicht wurde jedoch verzichtet. "Obwohl nicht einstimmig, ist die Gruppe zu dem Konsens gekommen, dass es derzeit keine ausreichende wissenschaftliche Begründung gibt, eine Impfpflicht zu empfehlen. Die Gruppe sprach sich nachdrücklich dafür aus, dass die Betroffenen selbst über die Impfungen ihrer Pferde entscheiden sollen", hieß es in einem Bericht. In Deutschland dagegen gilt seit dem 1. Januar 2023 für Turnierpferde die Herpes-Impfpflicht. © Pferde.de
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