10.000 Jahre nachdem das Mammut ausgestorben ist, gelang es einer Firma in Australien, im Labor Fleisch aus Mammut DNA zu züchten. Ist das ein Medien-Gag oder die Zukunft unserer Ernährung?
Mammut, T-Rex, Säbelzahntiger, Brontosaurus – seit jeher faszinieren uns die prähistorischen Giganten. Millionen Zuschauer im Kino verfolgten die Abenteuer von Mammut Manni und seinen Freunden in insgesamt 5 "Ice Age" Filmen. Und
Zwar konnte die von Steven Spielberg filmisch umgesetzte Vorstellung, aus versteinerter, urzeitlicher DNA neue Dinosaurier zu züchten, einer wissenschaftlichen Analyse nicht standhalten. Doch jetzt hat das in Australien ansässiges Start-up-Unternehmen für Fleischersatz "VOW" einen visionären Schritt unternommen. Das Unternehmen produzierte einen Fleischball aus der DNA des ausgestorbenen Wollhaarmammuts. "Essen, so wie wir es kennen, muss nicht so bleiben", schreibt das Unternehmen auf der eigenen Website. Weiter verspricht Tim Noakesmith, einer der Gründer des Unternehmens: "Wir schreiben die Essensregeln mit kultiviertem Fleisch neu."
Moderne Technik macht die futuristische Rekonstruktion möglich
Das Projekt dient eher als Marketing-Gag und zeigt, wie weit die moderne Reproduktionstechnik heutzutage bereits ist. Den Forschern gelang es nämlich, aus fossilen Mammut-Überresten DNA-Sequenzen zu isolieren. Da die Menge jedoch nicht ausreichend und unvollständig war, haben sie es mit der DNA der Afrikanischen Elefanten ergänzt. Denn dieser Elefant ist der direkte Nachfahre des Mammuts. Die so gewonnenen Proteine haben die Wissenschaftler dann in die Stammzellen von Schafen eingepflanzt. Anschließend haben sie das künstliche Fleisch erzeugt und so den Fleischklops geformt.
Gegessen darf das Fleisch allerdings nicht. Tim Noakesmith warnt: "Das Protein ist buchstäblich 4.000 Jahre alt." Und da das Protein aus einem ausgestorbenen Tier stammt, könne niemand vorhersagen, wie das menschliche Immunsystem auf die fossilen Proteine reagieren würde. Derzeit ist der Fleischklops im niederländischen Rijksmuseum Boerhaave ausgestellt.
Mammut-Fleischball als Symbol
Das Produkt hätte mit jedem anderen, prähistorischem Tier erzeugt werden können. Die Firma hat sich jedoch für das Mammut entschieden, weil das große Zottel-Tier ein Symbol für den Verlust der Artenvielfalt und des Klimawandels ist. So dient der künstlich hergestellte Fleischball als Mahnung für den Erhalt der Artenvielfalt.
Das eigentliche Ziel des Unternehmens "VOW" ist es jedoch, die Fleischindustrie umzukrempeln. Die Firma will erreichen, dass die Menschen nach und nach auf künstliche Fleisch-Alternativen umsteigen. Denn künstlich erzeugtes Fleisch trägt zum Tierwohl bei und verursacht im Gegensatz zur Tierhaltung weniger Emissionen. In einer eigenen "Zellen-Bücherei" hat "VOW" Hunderte verschiedener Zellkombinationen gesammelt, um daraus mögliche Fleischersatzprodukte herzustellen. Mithilfe prominenter Investoren hat das Food Start-up bereits die erste Fabrik in Sydney eröffnet. Für eine zweite, noch größere, ist der Grundstein schon gelegt. Das Ziel ist die weltweite Vermarktung der künstlich hergestellten Fleischprodukte.
Laborfleisch bald auch in Europa?
Lebensmittel aus Zell- und Gewebekulturen fallen in der EU unter die Novel-Food Verordnung. Somit gelten gezüchtetes Fleisch und Fisch aus dem Labor als neuartige Lebensmittel und müssen vor der Marktzulassung einige Tests bestehen. Bislang ist in der Europäischen Gemeinschaft noch kein Antrag auf Novel Food gestellt worden. Daher ist in der EU auch kein Verkauf von Fleisch oder Fisch aus dem Labor zugelassen.
Doch angesichts schwindender Ressourcen wird sich auch hierzulande die Frage stellen: Ist im Labor gezüchtetes Fleisch die Zukunft der menschlichen Ernährung? © Deine Tierwelt
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