Viele Menschen zieht es in Deutschlands Großstädte. Dort steigen die Mieten, der Wohnraum wird knapp. Und die Entwicklung scheint noch in vollem Gang zu sein. Was kommt auf Mieter zu und wie kann man gegensteuern?
Wer in München eine Wohnung sucht, muss Ausdauer an den Tag legen. Und viel Geld auf den Tisch. Immobilien sind in der bayrischen Metropole umkämpft und das Preisniveau berüchtigt.
Derzeit beträgt die Nettokaltmiete laut dem Mietspiegelindex der Agentur F+B durchschnittlich 11,18 Euro pro Quadratmeter. Wohnen in München liegt damit um die 71 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt. Und doch wächst die Stadt.
In anderen Großstädten Deutschlands zeigt sich ein ähnliches Bild. Berlin wächst im Rekordtempo und hat inzwischen deutlich mehr als 3,5 Millionen Einwohner. Gleichzeitig steigen die Mietpreise.
Egal ob Berlin, München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Hamburg oder Düsseldorf: die Bevölkerung in Deutschlands Städten nimmt zu. Mit der Konsequenz, dass Immobilien immer stärker umkämpft sind und die Miet- und Kaufpreise in die Höhe schnellen.
Weltweit ist der gleiche Trend zu beobachten. Im Jahr 2050 werden laut den Vereinten Nationen weltweit 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben.
Warum zieht es immer mehr Menschen in die Städte?
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Bessere Berufsaussichten, sehr gute Infrastruktur, gute medizinische Versorgung, zahlreiche Freizeitangebote und kulturelle Veranstaltungen tragen zur Attraktivität von Städten und damit zur Urbanisierung bei.
Vor allem gut ausgebildete Menschen auf der Suche nach einem attraktiven Job zieht es in die Ballungsräume. Auch Studenten, Migranten und Umzugswillige aus dem In- und Ausland gehen verstärkt in die Metropolen.
Wird diese Entwicklung noch zunehmen?
Laut Felix Creutzig vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und von der Technischen Universität Berlin, ist die Bevölkerungsentwicklung schwer vorauszusagen.
Generell, so der Experte, sei vielerorts mit einer schrumpfenden Bevölkerung zu rechnen. Dagegen würden Kernstädte wahrscheinlich Bevölkerung hinzugewinnen, genauso wie das verdichtete Stadtumland Westdeutschlands.
Aus Sicht des Umweltschutzes sei die Attraktivität der Großstädte laut Creutzig zu begrüßen, da in Großstädten flächendeckend umweltfreundlicher Nahverkehr angeboten werden kann und viele Menschen zum Beispiel das Fahrrad als Verkehrsmittel nutzen.
Wer wird sich die Stadt künftig noch leisten können?
Immobilien in Großstädten sind in einer unsicheren Wirtschaftslage auch als Investition begehrt. Einige solcher Wohnungen stehen auch leer. Das treibe die Preise zusätzlich nach oben, sagt Creutzig.
"Auch in Deutschland birgt die wachsende Ungleichheit im Zugang zu bezahlbarem Wohnraum in den Innenstädten eine hohe soziale und politische Sprengkraft", so Creutzig. Zielführend sei es, gerade dann in der Debatte einen kühlen Kopf zu bewahren.
Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, seien intelligente Regulierungen oder progressive Besteuerungen von Nöten. "Mit neuem Wohnungsbau, der vielfältige Angebote auch für die niedrigen und mittleren Einkommen macht, und nachhaltiger Stadtplanung kann der wachsenden Ungleichheit in Städten weltweit entgegengewirkt werden", so der Experte.
Konkret heiße das: "Es muss mehr gebaut werden, vor allem aber bezahlbarer Wohnraum bereitgestellt werden, nicht nur Luxuswohnungen", fordert Creutzig und ergänzt: "Bei begrenztem Platz bedeutet dies, dass auch Städte wie Berlin oder München mehr in die Höhe bauen sollten."
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