• Die Preise für Strom klettern seit Jahren. Auch ab Januar 2021 kommen höhere Netznutzungsentgelte auf uns zu.
  • Außerdem steigt die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent. Um Geld zu sparen, können Verbraucher zu einem günstigeren Stromanbieter wechseln.
  • Der Umstieg ist einfach und ohne Risiko möglich. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Mehr Verbraucherthemen finden Sie hier

Wir Deutschen sind als Schnäppchenjäger und Sparfüchse weltweit bekannt. Wir vergleichen Preise und feilschen um Rabatte. In einem Thema versagen wir jedoch häufig aus Gründen der Bequemlichkeit oder Unwissenheit: dem Stromanbieterwechsel.

Nur wenige Verbraucher wechseln den Stromanbieter

Trotz vieler Hunderte Euro Sparpotenzial und der Tatsache, dass uns in den kommenden Monaten voraussichtlich die nächste Strompreiserhöhung erreicht, ist die Wechselquote von Verbrauchern zwischen Energieversorgern eher gering. "Nur rund 10 Prozent der Haushalte in Deutschland wechseln jedes Jahr den Stromanbieter, die Hälfte davon nur bedingt durch einen Umzug. Demnach verbleiben rund 5 % der Deutschen, die aktiv den Stromanbieter wechseln, um Geld zu sparen", sagt Jörg Heidjann, Energieexperte von "StromAuskunft.de".

Insbesondere die lokalen Versorger, die Stadtwerke vor Ort, haben wenig Kundenwechsel. Auch 20 Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes werden noch 75 % der Haushalte in Deutschland vom lokalen Versorger mit Strom beliefert und 27 % aller Stromkunden sind noch in der in teuren Grundversorgung.

Stromanbieterwechseln lohnt sich

Dass sich das regelmäßige Wechseln des Stromanbieters finanziell lohnt, haben bereits einige Studien untersucht. Auch die Verbraucherzentrale, Stiftung Warentest und die Bundesnetzagentur sind sich einig: Wer nicht regelmäßig den Strom- und Gasanbieter wechselt, verschenkt viel Geld.

Ein Lieferanten- oder Vertragswechsel für Haushaltskunden in der Grundversorgung lohnt sich fast immer. So kann auch ein verändertes Verbraucherverhalten einen Wechsel ratsam machen, und zwar sowohl wenn der Stromverbrauch durch neue, energieintensive Geräte im Haus steigt, als auch wenn der Verbrauch sinkt - beispielsweise, weil die Kinder aus dem Haushalt ausziehen.

Wie funktioniert der Stromanbieterwechsel?

Seit 1998 haben Konsumenten die freie Wahl und können selbst bestimmen, wer den Strom liefern soll. Gewechselt werden kann jederzeit und nicht nur einmal, sondern immer wieder. Erhöht etwa der Stromanbieter die Preise, kann der Vertrag gekündigt und ein anderer Lieferant gesucht werden.

Für den Stromanbieterwechsel braucht man sich, ähnlich zum Gasanbieterwechsel, nur einen neuen Stromanbieter suchen und mit ihm einen Vertrag abschließen. Alles Weitere erledigt der neue Versorger. Ein Energieanbieterwechsel erfordert weder technische Arbeiten noch einen neuen Zähler.

Welche Kosten und Risiken gibt es?

Man geht bei solch einem Wechsel kein Risiko ein: Die Versorgung bleibt sicher. Es entstehen weder Wechselkosten noch besteht die Gefahr, ohne Strom dazustehen, denn die Grundversorgung ist gesetzlich vorgeschrieben. Damit ist sichergestellt, dass jeder Haushalt kontinuierlich Strom bezieht. Sollte sich der neue Anbieter vom Markt zurückziehen oder in Konkurs fallen, gehen die Lichter trotzdem nicht aus - man erhält unverzüglich Strom vom Grundversorger.

Wie findet sich der beste Stromanbieter und Tarif?

Deutschlandweit haben Kunden die Wahl zwischen über 1.000 Stromanbietern, die rund 22.000 unterschiedliche Tarife offerieren. Viele Anbieter haben Angebote im Markt etabliert, die wechselwillige Kunden belohnen. Es stellt sich nur die Frage, wie man in diesem Dschungel den besten Anbieter und Tarif für sich ermittelt?

Im Internet wird man hierzu fündig. Es gibt Preisvergleichsrechner, in die man seine Postleitzahl und den jährlichen Verbrauch einträgt. Anschließend werden mehrere Stromanbieter gestaffelt nach den jährlichen Kosten aufgeführt, sodass man sie gut miteinander vergleichen und den günstigsten Stromversorger finden kann.

Doch Vorsicht: Die ersten Plätze sind nicht immer die besten.

So werden an der Vermittlung von Stromverträgen Provisionen verdient und daher Anbieter, deren Verträge nicht über das Vergleichsportal abgeschlossen werden können, zunächst ausgelassen. Sinnvoll ist es, die Ergebnisse mehrerer Portale zu vergleichen und sich auf der Website des ausgewählten Versorgers zu informieren.

Viele Strompreisrechner arbeiten zudem mit voreingestellten Filtern, die das Ergebnis verfälschen. Um den individuell günstigsten Stromtarif zu finden, kommt es darum auf die Feineinstellungen an: Stiftung Warentest hat Kriterien für den Stromanbieter-Vergleich zusammengestellt.

Auf folgende Punkte sollte man achten:

  • Möglichst kurzgehaltene Vertragslaufzeit von 6-12 Monate, damit bei Bedarf flexibel gewechselt werden kann.
  • Kündigungsfrist: je kürzer, desto besser (optimal ist eine Frist von 4-6 Wochen).
  • Monatliche Bezahlung anstatt jährlich oder per Vorauskasse und keine Pakettarife abschließen.
  • Bonusfilter beim Stromanbietervergleich deaktivieren zur besseren Prämienvergleichbarkeit.
  • Preisgarantie: Fixer Strompreis für die Vertragslaufzeit

Es gibt auch nicht den einen perfekten Tarif für alle. Der individuelle Stromverbrauch ist eines der wichtigsten Kriterien für das Finden des richtigen Tarifs.

Wie finde ich meinen aktuellen Stromverbrauch heraus?

Ein Blick auf die letzte Jahresabrechnung des Stromversorgers gibt Aufschluss. Auf der Rechnung steht, wie viele Kilowattstunden Strom man im letzten Rechnungszeitraum verbraucht hat. Hat man die letzte Rechnung nicht zur Hand, geben Richtwerte zum Stromverbrauch eine erste Orientierung. Doch nur wenn der tatsächliche persönliche Stromverbrauch in Kilowattstunden (kWh) bekannt ist, kann die monatliche Abschlagzahlung präzise berechnet werden.

Lohnt ein Wechsel zu Ökostrom?

Jeder muss für sich individuell festlegen, welche Kriterien bei der Stromanbieterwahl für ihn relevant sind. Wer aus Umweltgründen Wert auf Ökostrom (manchmal auch als Grünstrom oder Naturstrom bezeichnet) legt, kann bei einem Stromanbieter-Vergleich den entsprechenden Filter setzen und erhält so nur Anbieter mit Strom aus erneuerbaren Energien, etwa Wind- und Wasserkraft, Solarenergie oder Biogas.

Durchschnittspreis pro Kilowattstunde könnte drastisch ansteigen

Der bundesweite Durchschnittspreis pro Kilowattstunde könnte hochschnellen, wenn der erwartete Anstieg der Ökostromumlage nicht verhindert wird. Entlastungen könnte das milliardenschwere Konjunkturpaket der Regierung bringen.

Die Ökostrom-Tarife müssen dabei gar nicht unbedingt teurer sein als die herkömmlichen Stromtarife. Mittlerweile haben fast alle Stromerzeuger neben konventionellen Tarifen auch grünen Strom im Angebot.

Dank der steigenden Anzahl von Anbietern und dem somit steigenden Wettbewerb ist Ökostrom mittlerweile in einigen Regionen sogar eine günstige Alternative.

Wie finde ich einen seriösen Stromanbieter?

Wer seriöse Stromanbieter finden möchte, sollte sich auf jeden Fall mit Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen auseinandersetzen. Außerdem sollte sich jeder gut überlegen, ob er einen Tarif mit Vorkasse oder Kaution wählen möchte. Ein gewisses Risiko besteht immer, wenn man im Voraus bezahlt, das gilt auch für seriöse Stromanbieter.

Skepsis ist bei Lockangeboten angesagt. Verblüffend günstige Preise und reizvolle Prämien sollen Kunden anziehen. Der Haken an der Sache wird erst später erkennbar: Nach einem Jahr werden die Preise möglicherweise angezogen, doch ist man weiterhin an die Vertragslaufzeit gebunden.

Beim Strom gilt das gleiche Prinzip wie bei anderen Produkten: Gut und günstig schließt sich nicht aus, ist aber selten. Ein prüfender Blick auf den künftigen Lieferanten sollte zum Wechsel gehören. Bei den Vergleichsportalen können Kunden ihren Anbieter meist bewerten. Viele kritische Stimmen dort sind kein gutes Zeichen, denn Billiganbieter sparen häufig am Service. Wer nicht auf den günstigsten Wettbewerber setzen möchte, kann gezielt nach Stadtwerken und kommunalen Stromversorgern suchen, so Stiftung Warentest. Diese beliefern inzwischen häufig nicht mehr nur die eigene Region.

Stromanbieter kündigen: Was muss ich beachten?

Bei einem Stromanbieterwechsel übernimmt in der Regel der neue Versorger die Kündigung des bestehenden Versorgungsvertrags. Allerdings gelten auch beim Kündigen des Stromanbieters gewisse Fristen. Es ist wichtig, den Stromanbieterwechsel rechtzeitig durchführen, damit ausreichend Zeit ist, die Kündigungsfristen einzuhalten.

Wenn die verbleibende Frist weniger als 14 Tage beträgt, sollte man den bisherigen Stromanbieter selber kündigen. Hat man die Kündigungsfrist verpasst, verlängert sich der Vertrag beim aktuellen Stromanbieter oft um weitere zwölf Monate. Eine Ausnahme bildet der Wechsel vom Grundversorger zu einem alternativen Stromanbieter: Hier besteht die Möglichkeit, den Vertrag jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen zu kündigen. Erhöht der Stromanbieter innerhalb einer Vertragslaufzeit die Preise, haben die Kunden ein Sonderkündigungsrecht.

Tarifaufpasser und Wechselhelfer nehmen alle Arbeit ab

Wer sich trotzdem nicht selbst damit beschäftigt will, wo er seinen Strom günstiger bekommt, für den gibt es Agenturen, die das übernehmen - sogenannte Wechseldienste, Tarifaufpasser oder Wechselhelfer.

Im Gegensatz zu den klassischen Vergleichsportalen steht hier nicht ein einmaliger Anbieterwechsel im Vordergrund, sondern die kontinuierliche Tarifoptimierung. Dazu prüfen diese Tarifaufpasser jedes Jahr rechtzeitig vor Ablauf der Kündigungsfrist alle Tarifangebote im Markt und optimieren den eigenen Tarif vollautomatisch. Auch im Falle von Preiserhöhungen werden sie aktiv und schützen Stromkunden vor dem Kostensprung durch eine Tarifoptimierung.

Wechseldienste als bequeme Alternative

Abhängig vom Wechselservice müssen die Kunden einem neuen Wechsel entweder aktiv zustimmen, oder er läuft automatisch. In diesem Fall gibt es aber eine Widerspruchsmöglichkeit.

Stiftung Warentest hat diese Tarifaufpasser einem Langzeittest unterzogen und kam dabei zu einem klaren Fazit: "Das ist bequem und lohnt sich" - vor allem dann, wenn man die günstigen Bonustarife nutzen, sich jedoch nicht jedes Jahr selbst darum kümmern möchte.

Geld verdient der Wechseldienst, indem er in der Regel 20 bis 30 Prozent der Ersparnis für sich behält. Aber es gibt auch Anbieter, die kostenlos sind. In diesem Fall übernimmt der neue Versorger die Provision.

Verwendete Quellen:

  • Bund der Energieverbraucher: "Wechseln Sie den Strom- oder Gasanbieter und sparen Sie Geld!"
  • Bundesnetzagentur: "Wechsel des Strom-oder Gaslieferanten: Worauf Sie achten sollten."
  • Stiftung Warentest: "Gewusst wie - Versorger wechseln"
  • Stromauskunft.de: "Pressemitteilung"

Offenlegung: Auch WEB.DE und GMX bieten Strom an.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.