Die Methoden von Kriminellen sind so raffiniert geworden, dass niemand mehr vor Betrug gefeit ist. Wir klären über gängige und neue Maschen auf.
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Update vom 14. Januar: Es ist leider kein Einzelfall, fast täglich erscheinen entsprechende Meldungen der Polizei. Kriminelle versuchen unaufhörlich, arglose Senioren am Telefon in die Betrugsfalle zu locken und sie um hohe Geldsummen zu bringen. In Hessen verlor eine Frau auf diese Weise nun Wertgegenstände in Höhe von rund 100.000 Euro.
Ein falscher Polizist hatte ihr am Telefon von einem angeblichen Überfall in der Nähe erzählt - sie könne das nächste Opfer werden. Man wolle deshalb ihre Wertsachen schützen. Eine komplett in Schwarz gekleidete Person holte Schmuck und zwei Goldbarren bei ihr ab und verschwand damit.
- Nun richtet sich die Behörde mit einem Appell an die Bürger: "Die Polizei wird Sie niemals um Geld oder Wertgegenstände bitten". Erhalte man einen Anruf, in dem dies von angeblichen Polizisten gefordert werde, solle man umgehend die Behörden alarmieren.
Immer wieder kann die Polizei so auch zuschlagen. In der Region Hannover wurden kürzlich zwei falsche Polizisten geschnappt: Sie sollen eine 89-Jährige um ebenfalls rund 100.000 Euro gebracht haben. Am Telefon erzählten sie der Frau von einem angeblich verdeckten Verfahren gegen kriminelle Bankmitarbeiter, die Falschgeld in Umlauf brächten. Sie könne die Ermittlungen unterstützen, indem sie Umschläge mit Geld vor ihrem Haus deponiere, gaukelten die Betrüger ihr vor.
Die 89-Jährige hatte bereits 100.000 Euro übergeben, als ihr Zweifel kamen und sie sich an die echte Polizei wandte. Nun wurde mit den Verdächtigen, die bereits die nächste Tat vorbereiteten, eine fingierte Geldübergabe vereinbart. So gelang schließlich die Festnahme. Die Polizei prüft, ob die Männer für weitere Taten in Betracht kommen.
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Ein gutes Ende fand auch ein Betrugsversuch in Lorsch in Südhessen, bei dem eine 72-Jährige die Kriminellen überführte. Auch hier gaben sie sich als Polizeibeamte aus: Die Daten der Seniorin seien bei einer festgenommenen Diebesbande gefunden worden. Nun sei ihr Geld nicht mehr sicher und sie solle 35.000 Euro in bar aushändigen.
Doch die Seniorin durchschaute den Versuch, da sie bereits zuvor Opfer eines ähnlichen Betrugs geworden war. Sie alarmierte die Beamten, die kurze Zeit später vor ihrer Haustür einen 30-jährigen Mann aus Nordrhein-Westfalen festnahmen. Der Betrüger hatte das sogenannte Call ID Spoofing genutzt, um die Nummer der örtlichen Polizei auf ihrem Telefondisplay anzeigen zu lassen.
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Betrug mit Paket-SMS: Tausende Beschwerden über Abzocke
Update vom 11. Januar: Weil ihnen Betrüger SMS mit Paketankündigungen aufs Handy geschickt haben, haben sich Tausende Bürgerinnen und Bürger an die Bundesnetzagentur gewandt. Es seien im vergangenen Jahr 11.396 schriftliche Beschwerden eingegangen, in denen es um die angebliche Zustellung eines Pakets gegangen sei, teilte die Behörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Das waren zwar 303 weniger als im Jahr 2023, das Beschwerdeniveau bleibt aber hoch.
Die Bundesnetzagentur geht den Beschwerden nach und lässt gegebenenfalls die Rufnummer abschalten, von der die SMS verschickt wurde. Die Kriminellen haben aber oft ausländische Nummern, solche Fälle verlaufen in der Regel im Sande.
Bei den SMS ist bisweilen von Zollgebühren die Rede, die der Empfänger der SMS noch begleichen solle - danach bekomme er ein Paket. In anderen SMS heißt es, ein Paket sei nicht angekommen, weil noch Adressinformationen fehlten - der Empfänger möge doch bitte den mitgeschickten Link anklicken und auf der Webseite, auf der er dann kommt, persönliche Daten eingeben.
Der Inhalt der SMS ist falsch, die angeblichen Pakete gibt es gar nicht - sie sind vielmehr Teil einer Betrugsmasche namens "Smishing", einer Wortschöpfung aus SMS und Phishing. Die Links in den SMS sollte man nicht anklicken. Und wenn man es doch getan hat, sollte man auf den Webseiten bloß keine Daten eingeben.
Mit etwas gesundem Menschenverstand lässt sich die Abzocke-Masche aber schnell erkennen. Zum einen enthalten die SMS mitunter viele Rechtschreibfehler, zum anderen könnte der Name der Webseiten stutzig machen. Zwar sind die Namen von Paketdienstleistern wie DHL in den Internetadressen enthalten, sie sind aber um Extrawörter ergänzt, etwa "dhl.chicbox..." oder "dhl.dtcqgg...". Ein DHL-Sprecher betont, dass der Konzern bei normalen Paketen nie per SMS nach persönlichen Daten frage oder Geld einfordere. (dpa)
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Update vom 8. Januar: Tagtäglich missbrauchen Betrüger Namen und Logo bekannter Unternehmen, um auf unterschiedlichen Wegen in die Falle zu locken. Aktuell warnt der ADAC vor verschiedenen Maschen. Bei 22 Millionen Mitgliedern hätten Kriminelle auch eine relativ hohe "Trefferquote", wenn sie - auch wenig gezielte - Attacken starten. Hier die wichtigsten Hinweise kurz zusammengefasst:
- Der ADAC fordert nicht per Mail zu dringenden Handlungen auf.
- Der ADAC ruft nicht an, um Gewinne mitzuteilen oder Abos zu verkaufen.
- Der ADAC schaltet keine Stellenanzeigen bei eBay.
Hintergrund der Warnung sind unter anderem Phishing-Mails, in denen den Adressaten ein gebührenfreier Identity-Check für eine angebliche Sicherheitsfunktion der ADAC-Kreditkarte angeboten wird. Ein Link führt auf eine gefälschte Seite. Auch locken die Betrüger mit angeblichen ADAC-Geschenken wie Gratis-Notfallsets in die Falle oder fordern sie zu Umfragen oder Aktualisierung ihrer Daten auf.
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Ziel der Phishing-Attacken sei es, Zahlungsdaten von Verbrauchern abzufangen oder Schadsoftware auf ihren Rechnern zu installieren. Ein Merkmal seien gefälschte ADAC-Adressen als Absender, bei denen die Buchstaben etwa mit Zahlen kombiniert werden.
Nutzen Betrüger meine E-Mail-Adresse?
- Identitätsdaten werden laufend durch kriminelle Cyberangriffe erbeutet. Mit dem "Identity Leak Checker" vom Hasso-Plattner-Institut können Sie mithilfe Ihrer E-Mail-Adresse prüfen, ob Ihre persönlichen Daten bereits im Internet veröffentlicht wurden.
Die nächste Masche: "Cyberkriminelle werben über eBay für Jobs beim ADAC oder sprechen auf kleinanzeigen.de Arbeitssuchende an", warnt der Automobil-Club. Die E-Mails enthielten oft Sätze wie "Ich möchte Ihnen hier im Namen des ADAC e.V. drei Vorschläge machen, wie Sie bei uns Geld verdienen können ...". Dabei nutzen die Betrüger Namen echter ADAC-Mitarbeiter. Hier wirkten auch die Absenderadresse täuschend echt, etwa "adacservice.de" oder "adac-service.de". Wer auf die E-Mail antworte, erhalte Fake-Verträge. Reagiert die kontaktierte Person darauf, gibt sie vertrauliche Informationen weiter.
Zudem warnt der ADAC vor Fake-Rabattcodes für Online-Kurse des ADAC, die auf gefälschten Webseiten kursieren sowie vor betrügerischen Telefonanrufen. Meist versuchen Kriminelle hier, ihre Opfer mit Fake-Gewinnspielen zu locken oder ihnen Abos aufzudrängen.
Der ADAC bittet darum, Betrugsversuche per E-Mail oder Kontaktformular oder verdächtige Telefonnummern der Bundesnetzagentur zu melden. (af)
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Treuepunkte gesammelt? Vorsicht bei dieser E-Mail
Update vom 7. Januar: Es ist klassisches Phishing, vor dem die Verbraucherzentrale aktuell warnt - aber auf neue Art verpackt. Und so manches raffiniertes Detail macht den Betrug nicht sofort erkennbar. Als Absender wird die Telekom angegeben, versprochen wird ein Geschenk im Rahmen eines Treueprogramms.
- Betreff der E-Mail: "Gute Nachrichten: Ihre Punkte sind bis zum 31. Januar gültig"
Über einen Link in der E-Mail sollen angeblich mehr als 400 gesammelte Treuepunkte in ein Geschenk umgewandelt werden können. Unterzeichnet sei der Text - das macht diese E-Mail so raffiniert - mit dem Namen des echten Kundendienst-Leiters der Telekom, berichtet die Verbraucherzentrale.
Die Telekom habe klargestellt, dass es ein solches Treueprogramm nicht gebe. Ein typisches Anzeichen für Phishing seien auch die unseriöse Absenderadresse und die Frist, die den Kunden gesetzt werde, erklären die Verbraucherschützer: Bis Ende Januar müssten die Punkte eingelöst werden, sonst verfielen sie, heißt es. Damit sollen die Adressaten zu unüberlegten und übereilten Handlungen verleitet werden.
Sollten Sie solch eine E-Mail erhalten, klicken Sie nicht auf den Link und antworten Sie nicht, sondern verschieben Sie die Nachricht am besten sofort in den Spam-Ordner. (af)
Verwendete Quelle
- Phishing-Radar der Verbraucherzentrale
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