In einem Kühlschrank kann es erstaunlich warm werden, um die zehn Grad und mehr. Deswegen ist es sinnvoll, Lebensmittel entsprechend ihrer Empfindlichkeit und Verderblichkeit zu sortieren. Dazu muss man aber erstmal wissen, wo es im Kühlschrank am kältesten ist.

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Natürlich kann jeder einfach ein Thermometer auf die unterschiedlichen Ablageflächen des Kühlschranks legen und nachsehen, wo es am kühlsten ist. Angesichts der verschiedenen Kühlschrank-Modelle, die es heutzutage gibt, kann das sogar sinnvoll sein, weil die Kältezonen in sogenannten Mehrzonengeräten oder Geräten mit dynamischer Kühlung anders sind als in einem herkömmlichen Kühlschrank.

In der Regel ist es jedoch so, dass die Temperatur unten niedriger ist als oben und hinten niedriger als vorne. Demnach ist es am hinteren Ende der Glasplatte über dem Obst- und Gemüsefach am kältesten, nämlich um die 2° C.

Dort sollten die am leichtesten verderblichen Produkte stehen, zum Beispiel frisches Fleisch und frischer Fisch. Und zwar verpackt, am besten in Glas- oder Porzellangefäßen, weil Kunststoff leichter Gerüche annimmt.

Gekühltes wird weniger schnell schlecht

Im Fach darüber betragen die Temperaturen 4 bis 6° C. Dort können zum Beispiel gut Wurstaufschnitt stehen, erklärt die Stiftung-Warentest-Redakteurin Ina Bockholt-Lippe. Oder auch Milchprodukte wie Joghurt, Sahne, Käse und Butter. Letztere sind sogar noch weiter oben ebenfalls gut aufgehoben. Sie vertragen durchaus Temperaturen von 8° C und mehr. Für beide gibt es darüber hinaus das oberste Fach in der Kühlschranktür, wo es oft noch ein bisschen wärmer ist - um die 10° C.

Dort - oder im Türfach darunter - werden häufig auch Eier aufbewahrt. Das sei in Ordnung, sagt Ina Bockholt-Lippe. Besser sei es aber, die Eier auf eines der oberen Fächer in den Kühlschrank zu stellen. Dort werde das Wachstum etwaiger vorhandener Salmonellen noch besser gehemmt.

Das Wachstum von Mikroorganismen zu blockieren und Lebensmittel so länger vor dem Verfall zu schützen, ist eines der Haltbarkeitsprinzipien von Kühlung. Ein anderes ist, den Zellstoffwechsel der Lebensmittel zu verlangsamen. Denn quasi mit der Ernte beginne der Abbau gesunder Stoffe in Obst und Gemüse, schreibt das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE).

So habe etwa Spinat, wenn er bei Raumtemperatur aufbewahrt werde, nach zwei Tagen nur noch 25 Prozent seines ursprünglichen Vitamin-C-Gehalts. Gekühlt habe er nach derselben Zeit noch 75 Prozent.

Nicht alles Obst und Gemüse ist zur Kühlung geeignet

Es geht also beim Kühlen nicht nur darum, potenziell schädliche Keime davon abzuhalten, sich zu vermehren, sondern auch darum, die gesunden Stoffe in Obst und Gemüse zu bewahren. Eben die Vitamine, die Mineral- und sekundären Pflanzenstoffe. Und darüber hinaus noch den Geschmack.

Bei vielen Obst- und Gemüsesorten klappt das am besten im Kühlschrank, aber nicht bei allen. So werden Bananen bei Temperaturen unter 10° C schnell braun und matschig, Ananas verlieren ihr Aroma, Zwiebeln werden feucht und schimmeln schnell, Kartoffeln wandeln ihre Stärke in Zucker um und schmecken dann süß, Zucchini werden weich. Auch Zitrusfrüchte, etwa Orangen oder Kiwi, vertragen niedrige Temperaturen nicht gut und sollten lieber bei Raumtemperatur in einem Obstkorb aufbewahrt werden.

Anders verhält es sich mit Äpfeln. Sie müssen zwar nicht gekühlt werden (es sei denn, sie liegen länger als eine Woche herum), es schadet ihnen aber auch nicht.

Manche Lebensmittel voneinander trennen

Definitiv besser draußen aufgehoben sind indes Tomaten. Sie verlieren bei Kälte schnell ihre Aromastoffe. 42 Substanzen verleihen ihnen ihren speziellen Geschmack, unter anderem Aldehyde, Alkohole und Ketone, so der Ernährungswissenschaftler Harald Seitz vom BZfE.

Wenn Tomaten, auch abhängig von der Art, nicht bei Temperaturen zwischen 12 und 18° C gelagert würden, verflüchtigten sich diese Aromastoffe schnell. Die Tomaten schmecken dann nicht mehr so gut.

Im Obstkorb sollten sie aber besser nicht liegen, denn reife Tomaten sind - wir auch Äpfel - sogenannte Ethenproduzenten. Sie sondern ein „Reifegas“ ab (Ethen oder Ethylen), das Lebensmittel, die dafür empfänglich sind, verfallen lässt. So wird zum Beispiel Wirsing schneller gelb, wenn er neben Äpfeln liegt.

Zu den Ethenproduzenten gehören auch Birnen, Aprikosen, Bananen, Avocados, Mangos und Melonen. Sie vertragen sich unter anderem nicht mit Grapefruits, Orangen, Mandarinen, Salaten, Möhren, Erbsen, Sellerie, Spinat, Brokkoli, Pilzen und Gurken.

Luft sollte ungehindert zirkulieren können

Letztere sollten übrigens auch nicht unbedingt im Kühlschrank aufbewahrt werden. Denn Gurken werden bei Kälte schnell glasig, selbst bei der recht milden Kälte im Obst- und Gemüsefach. Um die 10° C herrschen dort meistens, obwohl dieses Fach direkt unter dem Kälte-Tiefpunkt eines Kühlschranks sitzt. Der Grund: Auf Höhe des Gemüsefachs sitzt häufig der Kompressor, der Wärme abgibt.

Doch warum sitzt der Kälte-Tiefpunkt bei den meisten Kühlschränken überhaupt hinten unten? Das liegt an der Luftzirkulation in den herkömmlichen Geräten, die nach dem Prinzip der statischen Kühlung arbeiten.

Das funktioniert so: Die Lebensmittel geben im Kühlschrank Wärme ab, die angewärmte Luft steigt nach oben, streicht am sogenannten Verdampfer vorbei, gibt an ihn Wärme ab und sinkt dann abgekühlt nach unten. Da immer neue kalte Luft nachkommt, zirkuliert die Luft im Kühlschrank. Damit das ungehindert passiert, sollte der Kühlschrank nicht zu voll sein.

Oben stehen Marmeladen, Senf und Soßen

Nach diesem Prinzip der statischen Kühlung sind die obersten Glasplatten und die Fächer in der Kühlschranktür mit 10 bis 12° C am wärmsten. Dort sollten vor allem Lebensmittel aufbewahrt werden, die schnell verbraucht werden oder die natürliche (etwa Zucker oder Säure) oder künstliche Konservierungsstoffe enthalten. Also zum Beispiel Konserven, Marmeladen, Senf oder Fertigsoßen.

In der Tür können insbesondere Getränke gut stehen, vor allem Säfte und in der Regel auch Milch. Letztere sollte jedoch, sofern es sich nicht um H-Milch handelt, innerhalb weniger Tage verbraucht werden. Öle gehören übrigens nicht in den Kühlschrank, sie flocken bei niedrigen Temperaturen schnell aus.

Grundsätzlich gelte, dass der Kühlschrank so eingestellt sein sollte, dass die Temperatur im mittleren Fach bei 7° C liegt, schreibt das Umweltbundesamt. Bei den meisten Kühlschränken dürfte das schon mit Stufe 1 oder 2 gegeben sein.

Je nach Außentemperatur sollte man (im Sommer) leicht hoch- oder (im Winter) herunterregeln. Passt man die Kühlschrank-Temperatur nicht an, verschwendet man unter Umständen Energie.

Verwendete Quellen:

  • Stiftung Warentest: Kühlschrank richtig einräumen
  • Bundeszentrums für Ernährung (BZfE)
  • Ernährungsinitiative „In Form“
  • Umweltbundesamt
  • dpa
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