Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat CDU-Chef Friedrich Merz für seine Aussagen zum Umgang mit der AfD kritisiert. "Merz hat im Nachgang seine Aussagen aus dem Sommerinterview wieder geradegerückt, aber ich bin ehrlich gesagt überrascht und war auch zunächst ein wenig erschüttert", sagte Schuster am Dienstag der "Welt". Die Äußerungen seien jetzt in der Welt. "Es stellt sich die Frage, ob die Brandmauer löchrig sei und nicht mehr das hielte, was sie ursprünglich versprochen hat. Wenn Merz das mit Bedacht getan haben sollte, fände ich das bedenklich."

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Äußerungen von Merz im ZDF-Sommerinterview zum Umgang mit der AfD auf kommunaler Ebene waren von vielen als Aufweichung der klaren Abgrenzung der CDU zu der rechtspopulistischen Partei interpretiert worden - Merz steht deswegen in der Kritik. Der CDU-Chef nannte die Vorwürfe am Montag abwegig und erklärte, dass der Unvereinbarkeitsbeschluss seiner Partei gelte und es auch auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD gebe.

Schuster warnte davor, der AfD entgegenzukommen, er aber sagte auch, dass man pauschal nicht alle Vorschläge der Partei ablehnen sollte. "Auf lokaler Ebene kann ein vernünftiger Vorschlag nicht nur deshalb abgelehnt werden, weil er von der AfD kommt. Auch kann ich mir vorstellen, dass es Mandatsträger von der AfD gibt, die auf kommunaler Ebene tatsächlich auch sinnvolle Vorschläge unterbreiten." Sich aber mit der AfD gutzustellen und mögliche Kooperationen vorzubereiten, sei seiner Ansicht nach der falsche Weg. "Die Brandmauer muss stehen, auf alle Vorschläge der AfD muss mit einem entsprechend kritischen Blick geschaut werden", sagte Schuster.

Der Zentralratspräsident sagte, dass er persönlich Angst davor habe, wenn die AfD eine Regierungsbeteiligung bekäme. "Eine Regierungsbeteiligung der AfD, insbesondere auf Bundesebene, wäre aber ein Punkt, bei dem man sich von jüdischer Seite überlegen muss, ob jüdisches Leben in diesem Land noch gewollt ist."  © dpa

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