• Annalena Baerbock hat in einem Interview das "N-Wort" benutzt.
  • Das machte die Grünen-Kanzlerkandidatin selbst auf Twitter öffentlich, inklusive einer Entschuldigung.
  • Baerbock grenzte sich zudem deutlich von den aus ihrer Sicht rassistischen Entgleisungen des Grünen-Politikers Boris Palmer ab.
  • Der Tübingen-OB stellt sich auf die Seite der Parteispitze.

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Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, hat sich dafür entschuldigt, in einem Interview das "N-Wort" benutzt zu haben. "Das war falsch und das tut mir leid", schrieb Baerbock am Sonntag auf Twitter.

Sie wisse um den rassistischen Ursprung des Wortes und die Verletzungen, die schwarze Menschen dadurch erführen. Mit dem Begriff "N-Wort" wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Über Baerbocks Entschuldigung hatte zuerst die "Bild"-Zeitung berichtet.

Baerbock: "Wort zitiert und damit selbst reproduziert"

Die Kanzlerkandidatin berichtete auf Twitter, sie habe in dem Gespräch über Antisemitismus und Rassismus von einem Vorfall an einer Schule in ihrem Umfeld erzählt. Dort hätte sich ein Schüler geweigert, eine Bildergeschichte zu einem Arbeitsblatt zu schreiben, auf dem das Wort stand.

"Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das Wort zitiert und damit selbst reproduziert", schrieb Baerbock.

Während der Aufzeichnung sei ihr das bewusst geworden. Deshalb hätten die Grünen mit dem Zentralrat der Juden, der das Interview führte, eine Reaktion abgewogen. Im Interview, dessen Aufzeichnung Baerbock unter ihrem Tweet veröffentlichte, wird das Wort mit einem Piepton übertönt.

Forderung nach Offenlegung der Schule

Karin Prien, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, forderte auf Twitter, dass Baerbock die betroffene Schule auch nenne. Baerbock "sollte aufdecken, in welcher Schule in ihrem Umfeld das N-Wort verwendet wurde und wie Schulleitung + Schulaufsicht damit umgegangen sind", schreibt sie auf Twitter. Ein solcher Vorfall sei aber eine Ausnahme.

Baerbock zieht klare Abgrenzung zu Palmer

Baerbock machte zudem deutlich, der Fall stehe in keinem Zusammenhang zu den aus ihrer Sicht rassistischen Entgleisungen des Grünen-Politikers Boris Palmer. "Es ist offensichtlich, dass es sich um zwei verschiedene Dinge in unterschiedlichen Kontexten handelt", betonte sie.

Der Tübinger Oberbürgermeister Palmer hatte das "N-Wort" im Zusammenhang mit dem früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo genutzt - nach eigenen Angaben ironisch. Baerbock hatte daraufhin Beratungen über Palmers Parteiausschluss angekündigt und twitterte: "Die Äußerung von Boris Palmer ist rassistisch und abstoßend. Sich nachträglich auf Ironie zu berufen, macht es nicht ungeschehen."

Palmer stellt sich hinter Baerbock

Boris Palmer stärkt Annalena Baerbock nach ihrer Aussage nun den Rücken. Insbesondere lobt er Baerbocks Umgang mit ihrem Fehler. Das Veröffentlichen des Videos mit einer stummgeschaltenen Stelle hält er für eine "gute Lösung".

In einem Facebook-Post macht er deutlich, dass auch er der Meinung ist, seine Aussage und die der Kanzlerkandidatin seien nicht vergleichbar. "Annalenas Satz ist eindeutig und in seinem Inhalt unbestreitbar richtig. Mein Satz hat schon eine heftige Kontroverse über Sinn und Bedeutung der Worte ausgelöst und enthielt obendrein eine vulgäre Vokabel", schreibt er. (awa/dpa)

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