Eine Studie von Soziologinnen der Freien Universität (FU) Berlin und der Leibniz Universität Hannover sieht keinen wissenschaftlichen Beleg für eine Polarisierung der Meinungen in der deutschen Gesellschaft.

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Weder bei den Themen Einwanderung und Europäische Union noch bei offenen Märkten oder beim Umweltschutz wuchsen die Ränder des Meinungsspektrums zu gegnerischen Blöcken heran, wie die FU am Dienstag mitteilte.

Für die Studie analysierte das Team mithilfe des Politbarometers der Forschungsgruppe Wahlen, für wie relevant die Deutschen die vier Themen zwischen 1989 und 2019 hielten. "All diese Themen sind eng mit der Globalisierung verbunden, die laut einer landläufigen These den Nährboden für Polarisierungen aller Art bilde", erklärte Studienautorin Céline Teney von der FU Berlin. Demnach spaltet sich die Gesellschaft in Gewinner und Verlierer auf.

Einen Beweis für eine Polarisierung in der Gesellschaft fanden Teney und ihre Mitautorin Li Kathrin Rupieper aus Hannover nicht. Im Bereich der Immigration nehme die Mehrheit der Deutschen seit Jahrzehnten eine differenzierte Haltung ein. Der Anteil jener, die Einwanderung eher positiv sähen, sei gewachsen. Der Anteil der Gegner sei hingegen gesunken.

Dass die Debatte zeitweise hitzig geführt werde, verweise nicht auf eine Meinungspolarisierung, schrieben die Forscherinnen in ihrem Artikel, der in der "Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie" erschien. Die Flüchtlingskrise 2015 hätten manche politische Kräfte für ihre Zwecke nutzen können.

Sorgen um die Umwelt gebe es in Deutschland bereits seit langer Zeit. Im Zuge des Dieselskandals 2017 hätten sie zugenommen. Auch beim Thema Umwelt herrsche kein grundsätzlicher Gegensatz. "Deutschland streitet nicht darum, ob ihr Schutz sein müsse, sondern um die Art der Lösungen – und dies durchaus kontrovers", erklärte Teney.  © AFP

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