Über 60 Milliarden Dollar geben die USA derzeit für die Modernisierung ihres Atomwaffenarsenals aus. Das Programm umfasst laut einem Medienbericht auch in Deutschland stationierte Sprengköpfe. Kritiker befürchten, dass damit eine heimliche Neuentwicklung der nuklearen Waffensysteme stattfindet.

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Die USA könnten in Deutschland bald neuartige Atomwaffen stationieren. Das berichtet der "Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe. Das Magazin beruft sich auf Informationen aus einem Bericht der Nationalen Nuklearen Sicherheitsbehörde an den US-Kongress. Darin heißt es, dass sich die Behörde die Möglichkeit vorbehalte, "Waffen mit neuen Fähigkeiten zu bauen". Die USA setzen voraus, dass die "Sicherheit und Zuverlässigkeit" der Sprengköpfe damit erhöht werde könne. In Deutschland stationierte Fliegerbomben des Typs B61 dürften demnach zu präzisen Lenkwaffen umgerüstet werden. Experten halten sie wegen ihrer veralteten Technologie in ihrem aktuellen Zustand für "militärisch nutzlos".

Zwölf neue Atombomben in Deutschland?

Nach aktuellen Plänen sollen ab 2019 zwölf überarbeitete B61-Bomben hergestellt werden - von denen ein Teil auch in Deutschland stationiert werden soll. Der US-Forscherverband Union of Concerned Scientists (UCS) hatte der US-Regierung vorgeworfen, die geplanten Abrüstungsbemühungen zur Entwicklung neuer Waffensysteme zu nutzen - entgegen den Abrüstungsversprechungen von US-Präsident Barack Obama. Dieser hatte sich wiederholt für einer Welt ohne Atomwaffen ausgesprochen.

Zuletzt bot Obama im vergangenen Juni in seiner Rede zur Lage der Nation an, das Atomwaffenarsenal der USA um ein Drittel zu verkleinern. UCS befürchtet, dass die Mittel in Höhe von 60 Milliarden Dollar viel zu tief angesetzt sind. Zudem glauben die Experten, Russland könnte die überarbeiteten Waffen als Bedrohung einstufen.

Die Bundesregierung hatte unterdessen im vergangenen Jahr in Antworten auf Anfragen der Grünen und der SPD bekräftigt, dass es bei der Modernisierungsmaßnahme der US-Atomwaffen nicht darum gehe, "neue Waffen oder neue militärische Fähigkeiten zu schaffen".

Amerikanische Atomwaffen in Deutschland haben eine lange Tradition: Seit den 1950er Jahren lagern die USA ihre Atomsprengköpfe in der Bundesrepublik. Am Standort Büchel in der Eifel sind bis zu 20 Bomben stationiert. Im Kalten Krieg hatten die USA weitaus mehrere Atomsprengköpfe untergebracht, ohne die damalige Bonner Bundesregierung um Zustimmung zu bitten.

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