Der erste Grenzzaun Finnlands zu Russland steht. Die Pilotphase ist erfolgreich vonstattengegangen. Jetzt sollen weitere Zäune an der etwa 1.340 Kilometer langen Grenze zum Nachbarland entstehen.

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In Finnland schreiten die Arbeiten an einem geplanten Zaun an der Grenze zu Russland voran. Der Bau eines schätzungsweise drei Kilometer langen Testmodells in der Nähe des Grenzübergangs Imatra sei mit leichter Verzögerung mittlerweile abgeschlossen worden, die Pilotphase geglückt und die Umsetzung der nächsten Phase bereits im Gange, teilte der finnische Grenzschutz am Donnerstag mit. Die gesammelten Erfahrungen könnten nun in den weiteren Phasen des Zaunbaus genutzt werden. Derzeit werde an einem vier Kilometer langen Zaunabschnitt am Grenzübergang Salla gebaut.

Finnland grenzt auf einer Länge von rund 1.340 Kilometern an Russland. Man könne aber nur an bestimmten neuralgischen Punkten solch einen Grenzzaum umsetzen, sagt Grenzschützer Ismu Kurki der "Süddeutschen Zeitung". Es sei schließlich unmöglich auf 1.344 Kilometer Länge einen Grenzschutzzaun hochzuziehen. "Wo gibt es auf russischer Seite Städte? Wo gibt es Straßen, über die man Menschen schnell an die Grenze bringen kann?", dort lohne sich solch ein Zaun, so Kurki.

Grenzzaun ist zwar aufgrund des Ukraine-Kriegs entstanden, soll aber kein Eiserner Vorhang werden

Vor dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war das nördlichste Land der EU im April nach jahrzehntelanger militärischer Bündnisfreiheit Mitglied der Nato geworden. Damit hat sich die Nato-Außengrenze Richtung Russland mehr als verdoppelt.

Der geplante Grenzzaun soll keinen neuen Eisernen Vorhang darstellen, sondern den Grenzschützern vielmehr die Überwachung der Grenze an strategisch wichtigen Punkten etwa in der Nähe der Übergänge erleichtern, vor allem in Südostfinnland.

Nachdem im Sommer 2021 über Belarus Tausende Migranten versuchten nach Polen zu wandern, sah man sich in Finnland in seiner Grenzpolitik bestätigt. Denn man hatte bereits 2015 etwas Ähnliches erlebt, wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt. Damals seien an Grenzübergängen, an denen üblicherweise zehn bis 50 Reisende am Tag aufschlugen, immer wieder größere Gruppen Syrer, Afghanen und Inder angekommen, die in Finnland Asyl suchen wollten. Teilweise wollten sie auch weiter nach Schweden reisen.

Als Nächstes sollen zwölf Streckenabschnitte mit einer Gesamtlänge von rund 70 Kilometern errichtet werden. Ziel ist nach Angaben des Grenzschutzes, mit dem Bau der längsten Abschnitte im Laufe des kommenden Winters zu beginnen.

Russische Touristen in Finnland nicht mehr willkommen

Bereits im September 2022 wurde Finnlands Grenze für russische Touristen geschlossen. Das bedeutet nicht, dass der Grenzverkehr gänzlich zum Erliegen gekommen ist – wer zum Beispiel enge Familienangehörige in Finnland besuchen möchte oder eine Aufenthaltserlaubnis hat, der kann den Schlagbaum von Russland aus nach wie vor passieren.

Die Zahl der Grenzübertritte in beide Richtungen ist dennoch immens gesunken, wie sich unter anderem am Grenzübergang Vaalimaa ganz im Südosten Finnlands zeigt: Am einst meistfrequentierten Grenzübergang zwischen der EU und Russland reisen werktags noch etwa 1.500 bis 1.600 Menschen ein oder aus, am Wochenende sind es täglich etwa 2.000 bis 2.300, wie Markus Haapasaari vom Südostfinnischen Grenzschutz sagt.

2019 – im letzten vergleichbaren Jahr vor der Pandemie – waren es in etwa dreimal so viele gewesen wie heute. Russen kamen zum Shoppen in Finnland vorbei, Finnen fuhren gerne für einen Tagestrip hinüber nach St. Petersburg – mit dem Auto nur rund drei Stunden von der Grenze entfernt – oder für längere Reisen auch weiter bis nach Moskau. "Wegen der Tourismusbeschränkungen für russische Staatsbürger sind die Zahlen nicht annähernd so hoch wie 2019", berichtet Haapasaari.

Im September 2023 wurde die Regel noch einmal verschärft. Jetzt ist es generell Fahrzeugen mit russischem Kennzeichen verboten, in das nordeuropäische Land einzureisen. Es soll nur vereinzelte Ausnahmen von der Regel geben, etwa für dauerhaft in Russland lebende EU-Bürger und Diplomaten. (dpa/the)

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